Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 24.09.2012 17:16

Herbstabend
 
Ein Dunst entrückt die Ferne meinem Schauen,
verblasste Hügel in verstaubtem Licht,
vergangen beinah schon - und wieder nicht,
teils noch im Dunkelgrünen, teils im Blauen.

Entschärft sind alle Ränder und Konturen
im Rauch von Ofenfeuern, und dem Hang
entsickern Schattenzungen, werden lang
und dunkeln auf den Wegen unsre Spuren.

Der Abend fällt wie Frösteln in die Matten,
noch hellt ein letzter, hohler Sonnenschein,
doch wärmt er nicht mehr unser nacktes Sein,
das wir im Sommer frech entkleidet hatten.

Wir kehren ein und schließen unsre Türen,
die Tage werden kurz wie das Gemüt,
und erst, wenn alles draußen wieder blüht,
gehn wir die Welt und unser Leben spüren.

Antigone 25.09.2012 08:42

Herbstabend
 
Lieber Erich,

über den Herbst kann man schreiben und schreiben und schreiben.
Trotzdem, man liest immer wieder gern, was sich manch ein Poet dabei denkt, wenn es mit dem Sommer vorbei ist.

Dein LI saß vor der Tür inmitten der Landschaft, blickte ins Weite,
verstand, dass sich etwas veränderte wie jedes Jahr, eine kleine Trauer kam auf, aber das LI freut sich am Ende schon auf den nächsten Sommer. Im Grunde die normale Reaktion beim Abschied von etwas Schönem, das nur kurz währte. Und so sind auch fast alle Herbstgedichte aufgebaut, auch deines und meines und viele andere, die ich kenne.

Das Gedicht hat etwas Getragenes, man spürt, dass sich das LI in die Landschaft ganz eingefühlt hat während des Sommers, der Rauch und das Frösteln trotz der falschen Sonnenstrahlen - alles ist anders. Man geht mit,
man kennt das alles.

Ein bisschen bleibe ich hängen bei den "Tagen, die kurz wie das Gemüt" sind.
Zweifle, ob "kurz" der treffende Ausdruck fürs Gemüt ist und somit auch der Vergleich stimmt. Aber die Bilder sind schön, sie sind vertraut, es gibt das Wiedererkennen.

Habs sehr gern gelesen.

Lieben Gruß
Antigone

Erich Kykal 25.09.2012 20:41

Hi, Antigone!

Vielen Dank für's Reinschauen!
Schade, das Bild vom "kurzen Gemüt" fand ich eigentlich besonders gelungen.
Was kurz ist, versinnbildlicht wenig Volumen, kurze Geduld, im Sinne von kleinlich und unleidig. Die Analogie mit den kurzen Tagen fand ich recht passend und bezeichnend. Naja - persönliche Präferenzen!

Danke für deinen Zuspruch!

LG, eKy

Dana 25.09.2012 21:03

Lieber eKy,

ich habe mich zunächst in den Bildern der ersten Strophen verloren - weil sie unendlich schön und treffend sind. (Sie stammen eben von einem "unverbesserlichen" Romantiker, der keiner sein will, wie er behauptet.;))

Dann der kurze Einblick in die eigenen Jahreszeiten mit dem Anhang von Hoffnung für die nächsten Sommer - einfach wunderbar.

Ich verstehe die kurzen Tage im Vergleich zum kurzen Gemüt als sehr treffend.
Die Natur erhält sich im Vergehen - wir Menschen sind uns der eigenen Vergänglichkeit bewusst und hangeln uns in Hoffnungen immer nur zum nächsten Sommer hin.;) Was aber nichts an seinem Blühen ändert!:)

Meine Hoffnung ist, dass du meine Bewunderung auf Dauer ertragen kannst.
Mein Gemüt ist jenes, dass ich bei dir wenig oder gar nicht kritteln kann.
Irgendwann ist aber auch das vorbei, weil ich vergänglich bin.:p

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 25.09.2012 22:19

Hi, Dana!

Was für ein schöner Kommi! Nein, es stört mich nicht, im Gegenteil!
Balsam für mein alltagswundes Ego!:)

LG, eKy

Falderwald 09.10.2012 16:56

Servus Erich,

das Schöne an vielen deiner Texte ist, daß sie einen Rückblick in die eigene Vergangenheit geben können, so wie auch hier, wenn ich an meine Kindheit und Jugend zurückdenke.

Ganz besonders die zweite Strophe führte mich dorthin, denn die Ofenfeuer sind ja heute recht selten geworden, obwohl manche wieder darauf zurückkommen, wenn sie die Möglichkeit dazu besitzen.

Auch sehr schön ist das Bild der dunkelnden Spuren am Abend.
Wenn wir im Herbst draußen im Wald unterwegs waren, blieben wir natürlich auch immer bis es dunkelte.

Die letzten Sonnenstrahlen waren zwar oft blendend hell, aber Wärme vermochten sie nicht mehr abzugeben, wir mussten die Jacken abends feste schließen, um nicht zu frieren.

So hat jede Jahreszeit ihre ganz eigenen Bedingungen.

Und diese hast du in diesem schönen Text sehr eingehend beschrieben und ohne Fehl und Tadel verdichtet.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Chavali 09.10.2012 18:36

Hallo Erich,

den offenen und versteckten Loben kann ich mich nur in Gänze anschließen.

Gerade der Herbst ist die bunteste Jahreszeit, wenn auch viele den Frühling und den Sommer lieber mögen.
Der Herbst inspiriert Dichter und Schreiber und sonstige Literaten zu den geheimnisvollsten Texten,
man denke nur an die vielen möglichen Nebel-Variationen ;)

Auch ich bin immer wieder dem Herbst-Zauber erlegen.

Sehr gern gelesen!

Herbstlich verdichtete Grüße!
Chavali

Erich Kykal 09.10.2012 22:35

Hi, Faldi, Chavi!

Vielen Dank für euren Zuspruch und eure Gedanken!

LG, eKy


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