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Chavali 18.01.2010 23:20

Tod am Berg
 


Wie viele hundert Kilometer
werden es zum Gipfel sein?
Durch Schnee und Wind ist noch verwehter
der Weg zum Ziel - der Nordwand Stein.

Die Luft wird dünn und schwer das Beil,
wie Nadeln dringt der Sturm jetzt ein,
die Hände greifen kaum das Seil,
schon kann ein Mensch verloren sein.

Doch ihre dicken Schuhe haken
sich in die Rillen tief hinein,
bis sich die Männer schwer erschraken,
die feste Platte war nur Schein.

Und einer stürzte in die Spalte
begraben von Lawinenschnee.
Der Abgangsdonner, er verhallte
und um ihn schloss sich das Karree.




ginTon 18.01.2010 23:58

Liebe chavi,, :)

dieses Werk gefällt mir aufgrund der Naturbeschreibung, in der der Mensch oft-
mals seine Grenzen gezeigt bekommt sehr gut,, es ist sicherlich eine persönl.
Herausforderung sich diesen Bergen zu stellen und man kann nur sagen, dass
dort ein jeder seinen eigenen Kampf kämpft,, warum? das kann wohl keiner genau
sagen, aber anscheinend soll man sich in dieser körperlichen Anstrenge
etwas, mitunter seinem eigenen Ich näher fühlen...

zwei klitzekleine Dinge möchte ich gerne anmerken, hört sich in S3 rein inhaltlich
nicht besser an, wenn man "doch ihre dicken Schuhe haken"
weil eine Zeile später Plural "die Männer" folgt...

und in S4Z2 "es begrub ihn der Lawinenschnee?" da zunächst die Platte einstürzt,
er dann hineinfällt und danach die Lawine folgt..würde ich sagen..

ich finde dieses gedicht wieder superschön und mag wenn du solcherlei szenerien
beschreibst,, es sind immer wie kleine geschichten...mir gefällts..:)

liebe grüße gin

Chavali 19.01.2010 06:44

Lieber ginton,

deinen Vorschlag für Zeile 1 von Strophe 3 habe ich sofort aufgegriffen und geändert.
Natürlich ist hier der Plural besser.
Über deine andere Idee, Z2 in S4 betreffend, muss ich noch nachdenken.
'begraben' kann für Präsens und Präteritum stehen.

Für deine Interpretation hab herzlichen Dank, hat Spaß gemacht, sie zu lesen.
Bergsteiger sind eben Extremsportler und der Erfolg ist ihnen mehr wert als das eigene Leben.
Sie setzen es aufs Spiel - die Gefahr wird meist unterschätzt.
Zitat:

ich finde dieses gedicht wieder superschön und mag wenn du solcherlei szenerien
beschreibst,, es sind immer wie kleine geschichten...mir gefällts..
Das gefällt mir besonders gut und dafür bedanke ich mich ebenfalls.

Liebe Grüße,
Chavi


Quicksilver 19.01.2010 08:18

Hallo chavali,

die Thematik spricht mich hier an. Ich lese für mich nicht nur die Naturbeschreibung und den Akt des Bergsteigens an sich, sondern allegorisch auch einen Menschen, der seinen eigenen Berg von Gefühlen und Ängsten in Angriff nimmt, dabei aber scheitert. Ich habe diese Metapher in einem sehr alten Gedicht von mir ebenfalls einmal verarbeitet. Natürlich kann ich mit der Interpretation falsch liegen.

Die Umsetzung trifft fast genau meinen Geschmack. Kleine Dinge möchte ich dir dennoch zeigen, auch wenn ich mir bald wie ein Querulant vorkomme;) :

Zitat:

Wie viele tausend Kilometer
wird es noch bis zum Gipfel sein?
Durch Schnee und Wind ist noch verwehter <<< dieses Enjambement würde ich durch ein Komma trennen. Die Satzkonstruktion will mir dennoch nicht gut über die Zunge flutschen.
der Weg zum Ziel - der Nordwand Stein.

Die Luft wird dünn und schwer das Beil,
wie Nadeln dringt der Sturm jetzt ein,
die Hände greifen kaum das Seil,
schon kann ein Mensch verloren sein. <<< durch die vielen einsilbigen Wörter entsteht quasi ein Stakkato, was hier inhaltlich m.E. gut passt, da es die Spannung hebt.

Doch ihre dicken Schuhe haken
sich in die Rillen tief hinein, <<< Hier möchte mir die Satzkonstruktion wieder nicht ganz gefallen.
bis sich die Männer schwer erschraken,
die feste Platte war nur Schein. <<< Zeitlich gibt es hier m.E. Probleme. Du hast die Zeiten zum Reim hin gebeugt, jedenfalls wirkt es so. Vers 1 und 2 Präsens, Vers 3 und 4 Vergangenheit und dies alles in einem langen Satz.

Und einer stürzte in die Spalte
begraben von Lawinenschnee.
Der Abgangsdonner, er verhallte
und um ihn schloss sich das Karree. <<< Das Karree? Ich stelle mir darunter etwas zwingend viereckiges, in sich geschlossenes vor (normalerweise Gebäude mit Innenhof z.B.) Dies bildlich auf diesen Absturz zu übertragen, schaffe ich nicht. Es kann sich nur entweder um Lawinenschnee, der dem Fallenden in die Spalte folgt, oder aber den Grund der Spalte und der umgebenden Mauern aus Berggestein handeln. Beides ist für mich nicht viereckig. Daher wirkt dieses Ende auf mich zu sehr dem Reim geschuldet.
Ich kann diesem Gedicht wortwörtlich eine Tiefe entnehmen. Es gefällt mir und ich habe mich gern damit auseinander gesetzt.

Grüße
von
Quicksilver

Chavali 19.01.2010 13:36

Hallo Quick,
Zitat:

Die Umsetzung trifft fast genau meinen Geschmack. Kleine Dinge möchte ich dir dennoch zeigen, auch wenn ich mir bald wie ein Querulant vorkomme :
Ach was :)
Ich freu mich doch über deinen Kommentar und jede Idee, die das Gedicht schöner und glaubwürdiger machen kann.
Zitat:

Durch Schnee und Wind ist noch verwehter <<< dieses Enjambement würde ich durch ein Komma trennen.
Wo soll denn da das Komma hin?
Zitat:

sich in die Rillen tief hinein, <<< Hier möchte mir die Satzkonstruktion wieder nicht ganz gefallen.
Das glaub ich dir gern, auch mir nicht so ganz :) - aber hast du eine Idee zur Veränderung?
Zitat:

die feste Platte war nur Schein. <<< Zeitlich gibt es hier m.E. Probleme. Du hast die Zeiten zum Reim hin gebeugt, jedenfalls wirkt es so.
Dem stimme ich dir zu - wahrscheinlich allzusehr dem Reim geschuldet, wie auch das Karree in der letzten Zeile.
Ich warte mal noch ein, zwei (vielleicht ;)) Beiträge ab, ob das dort auch so störend ankommt.
Danach bin ich gerne bereit - bei passender Idee - zu überarbeiten.

Deine Interpretation gefällt mir. Natürlich könnte man den Text auch als reale Geschichte nehmen.
Zitat:

Ich kann diesem Gedicht wortwörtlich eine Tiefe entnehmen. Es gefällt mir [...]
Danke dir für Kritik und Lob.

Liebe Grüße,
Chavali


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