Gedichte-Eiland

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fee 04.05.2009 18:56

wenigstens einer
 
sie waren plötzlich alle fort
ich stand allein, verstört, verlassen
es lagen still und leer die gassen
kein laut erfüllt nun diesen ort

an dem ich mich willkommen wähnte
gesehn, gefühlt und wahrgenommen
bin – fisch im schwarm - gern mitgeschwommen
fand nähe, die ich so ersehnte

das alles ist nun längst vergangenheit
ich bin, war, bleib stets solitair
warum erträgt mein herz so schwer
fühl unter vielen ich nur einsamkeit

sie sind nur da, wenn es ihr wille
kann nicht erzwingen ihr verweilen
würd was man leben nennt gern teilen
such das versprechen hier in zeilen
dass sie nicht alle weiter eilen
wenigstens einer mit mir fühle

doch übrig bleibt: dröhnende stille



.fee ´ 09

Falderwald 05.05.2009 22:10

Liebe fee,

du hast die Gedanken und die Situation eines (alten) Menschen sehr gut beschrieben.
Ich sage immer, der Preis, den du für ein langes Leben zahlen musst, ist der, daß du viele deiner Lieben gehen siehst.

Dein Gedicht zielt jedoch tiefer, denn hier scheint es so zu sein, daß dein Protagonist alle seine Lieben verloren hat.
Diese Einsamkeit kann ganz schön verzweifelt machen und der Wunsch, daß wenigstens einer da wäre, der zuhört, der versteht, der liebt.

In der Tat, ein sehr trauriger und aussagekräftiger Text.


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Dana 05.05.2009 23:18

Liebe fee,
Verse, die berühren und nachdenklich stimmen. Jeder von uns kann in diese Isolation geraten.
Fadis Interpretation trifft ganz und gar meine Gedanken.
Ich wünschte mir, dass dein Gedicht eine Bewegung auslöst. Manchmal genügt wenig, um solchen Menschen "wenigstens" etwas zu geben.
Für diese Strophe hätte ich einen Vorschlag. Schaue ihn dir an. Es geht einzig um den Lesefluß:

all das ist nun vergangenheit
ich bin und bleib stets solitair
warum nur trägt das herz so schwer
die eingetret'ne einsamkeit


Liebe Grüße
Dana

fee 07.05.2009 10:45

lieber falderwald, liebe dana,


danke für eure einfühlenden und schönen kommentare!

ich hab deine anregung, dana, wegen der 3. strophe nach längerem wälzen im kopf nun mal umgesetzt, allerdings gefiel mir das doppelte "ein" in der letzten zeile nicht so besonders.

also hab ich es jetzt mal ein wenig umgebaut. vielleicht sagt es ja so auch zu....

danke und liebe grüße,

fee

a.c.larin 08.05.2009 22:41

liebe fee,
das ist das erstaunliche: nirgendwo kann man einsamer sein, als unter vielen menschen! und dann wiederum kann man beim alleinsein so all-ein sein...!

entsteht einsamkeit also dadurch, dass man sich selbst nicht erträgt?
durch ein zuviel an "ich selbst"?
durch mangel im umgang mit "mir selbst"?
durch ein nicht oder nur mangelhaft erfülltes bedürfnis an austausch, kontakt?
wenn ich vor dem computer sitze und schreibe, bin ich auch allein im raum, dennoch empfinde ich es anders, weil mein denken gesammelt auf ein
( mögliches ) Du ausgerichtet ist....

und dann gibt es ja noch diese ganz spezielle einsamkeit, die ( laut erich kästner ) "am schlimmmsten zu zweit" ist - da hilft der eine, der da ist, dann plötzlich auch nicht weiter.

die sehnsucht nach resonanz ist manchmal schon eine übermächtige....
kann ich gut nachvollziehen.....

larin

fee 09.05.2009 09:21

lieben dank, larin,


für dein tiefes verstehen.

es ist wohl eines der ur-bedürfnisse des menschen. sich nicht allein fühlen zu wollen, aber auch nicht in der menge als individuum unterzugehen.

und manchmal scheint mir, bringt ihn diese ambivalenz ins wanken. dann verschieben sich die grenzen, die das ICH nach außen setzt zu stark in die eine oder andere richtung. im bedürfnis nach resonanz oder im bedürfnis nach schutz des ganz eigenen ICH -je nachdem.

es ist immer ein pendeln. selten ein in-sich-ruhen genau am richtigen ort zwischen diesen beiden polen. manchmal tut diese ein-samkeit auch weh.

und wie du ganz richtig sagst: besonders weh, wenn man diese einsamkeit unter vielen oder zu zweit empfindet...


herzlicher gruß
(ich hoffe, der zahn ist soweit friedlich?!)


fee


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