Gedichte-Eiland

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-   -   Ein Schlaflied (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=18405)

Sufnus 28.02.2018 09:56

Ein Schlaflied
 
Ein Schlaflied

Im Barcode der Träume steht
ein kleiner Balken leicht schief.
Für die Fehlersuche zu spät:
Du schläfst schon gerecht und tief.

Wer die Welt als ein Sich-Vollziehen
begreifen will, dem entgeht,
wie leicht schon beim Träumebemühen
die Welt aus den Fugen gerät.

Die Erde ist selbstlimitiert
wie der Schöpfer, der Mitmensch und Du,
und die Grenzen sind zubetoniert.
Jetzt schlafe Dich aus und gib Ruh!

Nachtrag:

Du willst Deine Zeit nicht verschlafen?
Doch sei über Nacht auf der Hut!
Im schwarzen Rock unter Schafen
tut Dir das Dunkel nicht gut.

Im Finstern sei Schlange und klug
und halte die Taube im Schlag,
der Morgen kommt früh genug,
drum übe Geduld bis zum Tag.

Chavali 09.03.2018 19:48

Lieber Sufnus,

gelesen und darüber nachgedacht...und zu keinem Ergebnis gekommen.
Irgendwie schwere Kost.

In Fröhliches und Hoffnungen gepostet, will sich bei mir keine Erkenntnis einstellen.
Und dass hier noch kein Echo gekommen ist, weckt bei mir die leise Vermutung,
dass es nicht nur mir so geht ;)

Ich empfinde deinen Text eher als deprimierend nach dem Motto der drei Affen:
Nix sehen, nix hören, nix sagen...:Aua

Aber hier hast du die Möglichkeit, dich zu erklären - wenn du magst ;)

LG Chavali


Sufnus 11.03.2018 14:02

Hi Chavali!

Vielen Dank für die Vertiefung in das Gedicht! :)

Das "Schlaflied" in den Thread "Ein neuer Morgen" zu setzen, sollte verdeutlichen dass es eben genau kein Schlaflied ist, sondern als Ermutigung gemeint ist, unsere "Zeit nicht verschlafen" zu wollen. Das Gedicht ist also durchaus auch hoffnungsvoll zu verstehen, aber eben als "Hoffnung mit Realitätsabgleich".

Ich habe das Gedicht eigentlich gar nicht also so schwere Kost empfunden - vielleicht muss man aber erst heraushören, dass die Stimme, die in diesem Gedicht spricht, zwei - einander entgegengesetzte - Botschaften verkündet, weil sie sich an zwei verschiedene Zuhörer wendet: Im 1. Teil wird einer Schlafmützenhaltung das Wort geredet, weil sich das Gedicht hier an die Weggucker wendet, im 2. Teil (Nachtrag) richtet sich das Gedicht an die Gestaltungswilligen und ermutigt sie ("der Morgen kommt") - rät aber auch zur Vorsicht gegenüber der Mehrheit der "Schafe".

Der Nachtrag variiert dabei den Bibelvers "Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!". In diesem Gedicht werden aber eher (gutwillige!) Wölfe (oder meinethalben schwarze Schafe) unter die Herde der Normalo-Schafe gesendet, durchaus auch ein gefahrvolles Unterfangen...

Ich hoffe, das hilft ungefähr, um die Zeilen zu verdeutlichen... :)

Chavali 12.03.2018 10:07

Hi Sufnus,

nun, unter diesem Aspekt sind deine weisen Worte verständlich.
Du hast den Text geschrieben, weißt, was er bedeuten soll -
für den Leser ist das nicht auf den ersten Blick verständlich ;)

Ich bin auch nicht so bibelfest :o

Danke für deine Erklärung!

LG Chav

Sufnus 12.03.2018 11:14

Zitat:

Zitat von Chavali (Beitrag 110773)
[INDENT]Hi Sufnus,

nun, unter diesem Aspekt sind deine weisen Worte verständlich.
Du hast den Text geschrieben, weißt, was er bedeuten soll -
für den Leser ist das nicht auf den ersten Blick verständlich ;)

Ich hoffe ja immer, dass - evtl. auch aus einer von mir so gar nicht angestrebten Unverständlichkeit heraus - beim Lesen ganz eigene Deutungen gefunden werden, die mit meinen Intentionen gar nichts zu tun haben. Im Großen und Ganzen würde ich für mich keine Deutungshoheit für ein Gedicht beanspruchen, nur weil ich es verzapft habe... oft weiß der Autor am allerwenigsten, was er da alles (potentiell) zum Ausdruck bringt...

Danke Dir für die Mühe des reflektierenden Lesens! :)


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