Gedichte-Eiland

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a.c.larin 11.03.2011 07:09

Abgesang
 
Dunkel wird der Tag und leise,
müd von dem, was er gebar:
Steine warf er, weite Kreise
zog sein Drängen. Jahr um Jahr

legten sich der Tage Ringe
mir ums Herz und um den Sinn.
Schweigend ich die Nacht verbringe,
bin gewahr nun, dass ich bin:

So gewesen, so geworden!
Folgte ich geheimem Plan?
Eh die Ängste überborden:
Nimm dein Schicksal einfach an!

Dunkel wird der Tag und stille,
Abgesang der Melodie
eines Lebens: Starker Wille
lässt sich los und hadert nie......

Canberra 11.03.2011 16:55

Hay.

Gefällt mir sehr gut dein Gedicht.
Liest sich sehr schön wie ein kleine Melodie und
hat zum Teil einen sehr starken Ausdruck, den ich nie in ein
Gedicht bekommen würde.

Zum Beispiel:

Zitat:

Dunkel wird der Tag und leise,
müd von dem, was er gebar:
Super.

Liebe Grüße. Can.

Chavali 11.03.2011 20:12

Hallo larin,
Zitat:

Dunkel wird der Tag und leise,
müd von dem, was er gebar:
Steine warf er, weite Kreise
zog sein Drängen! Jahr um Jahr
Ausrufezeichen finde ich zu stark. Punkt reicht m.Mn. nach.
Zitat:

legten sich der Tage Ringe
mir ums Herz und um den Sinn.
Schweigend ich die Nacht verbringe,
bin gewahr nun, dass ich bin:
Zeile 3 ist des Reimes wegen verdreht - aber das weißt du ja selber, gell.
Das würde nur ein Umstellen des Reimes helfen.
Zitat:

So gewesen, so geworden!
Folgte ich geheimem Plan?
Eh die Ängste überborden:
Nimm dein Schicksal einfach an!
Das ist - so glaube ich - die Kernaussage des Textes.
Nicht verzweifeln, nicht klagen, nehmen, wie es kommt.
Auch sich nicht auflehnen gegen das Schicksal?
Das Leben formt uns und so manches Mal fragt man sich, was wäre, wenn....
Zitat:

Dunkel wird der Tag und stille,
Abgesang der Melodie
eines Lebens! Starker Wille
lässt sich los und hadert nie......
Auch hier finde ich das Ausrufezeichen zu stark.


Deine Zeilen machen sehr nachdenklich.
Ich denke, auch oder gerade ein starker Wille hadert manchmal mit seinem Schicksal...
Ich weiß, wovon ich rede...


Gern gelesen und sich damit beschäftigt hat mit lieben Grüßen
Chavali

Cimex 14.03.2011 13:03

Liebe Larin!

DAS IST JA EIN BESONDERES SCHMUCKSTÜCK - GROSSE LYRIK!!!

Deinem Text gelingt nämlich dieser so seltene "Direktzugang" in mein Herz spielend. Zu seiner famos-eleganten formalen Ausgestaltung entwickelt sich von Zeile zu Zeile eine ganz besondere sprachliche und inhaltliche Kraft, die mich zugleich erschaudert und begeistert zurücklässt.

Konnte nicht anders als mich einzuloggen und zu kommentieren. Da ich die Qualität deiner Werke bereits kenne und du weiterhin und ungebrochen auf so hohem Niveau postest und postest, gehörst du meiner Meinung nach dringend verlegt!!

Liebe Grüße,
Peter

a.c.larin 16.03.2011 17:40

hallo canberra,

danke fürs mitschwingen.
dieses gedicht war so eine stimmungssache, kurz vorm schlafengehen.
hab einfach nur so ausm bauch raus geschrieben.....

hallo chavali,
du magst recht haben, was die ausrufezeichen betrifft, ich werde sie wegtun.
die schwachstelle hast du auch gut herausgefunden. sie ist mir selber klar, aber ich wollte dann hier nicht mehr so viel rumbasteln. einmal wird man doch auch so eine klitzkleine inversion stehen lassen können....:o
zuerst stand ja statt "schweigend" das wort "sinnend" da ( das gefiele mir an dieser stelle besser, aber dann doppelt sich der "sinn" - das ist auch nicht grad glücklich....)

ja - in der kernausssage geht es um akzeptanz.

und die ist gar nicht so einfach zu kriegen, ich weiß.
auch, dass sich ein starker wille zuerst auflehnt, ist bekannt.
das ist nun so eine gratwanderung, wenn uns was schlimmes trifft.
einerseits braucht es geradezu auflehnung, weil wir unsere abwehrkräfte aktivieren müssen, andererseits hilft uns aber erst akzeptanz, wirklich hinzusehen und die gefahr, bedrohung oder was auch immer es ist, genau einzuschätzen.
letztlich muss man das schlimme auch zur kenntnis nehmen - auf dauer nur so zu tun, als wäre da nix, kann genauso verhängnisvoll sein....

ich habe diese letzte verszeile eigentlich wie für mich selber "ins stammbuch" geschrieben: larin , bemühe dich darum, dein leben so wie es ist, auch mit den weniger glücklichen seiten zu bejahen.
so denke ich,hoffe ich, kann man doch mit sich ins reine kommen.
man kann natürlich auch hadern - aber wem würde das nützen?

akzeptanz hat auch mit tiefer blicken, verstehen können zu tun.
ich hatte immer dieses ziel - und darum werde ich es auch weiterhin verfolgen.
doch ich kann gut verstehen, dass es enttäuschungen gibt, deren klage lange zeit andauert und dass an manchen tagen der schmerz einfach zu groß ist, um ihn bejahen zu können. auch das darf aber sein, es darf akzeptanz bekommen. :)


hallo cimex,
du meinst , ich sollte verlegt werden - ja, aber wohin?
etwa von der notaufnahme in die intensivstation? :p

nein, scherz beiseite - ich freue mich, dass dir mein "abendstückchen" so gut gefallen hat.
der frieden beginnt ja angeblich im eigenen haus - und es ist schon ein gutes stück arbeit, dem eigenen hirnkasten beizubringen, wie "frieden halten" denn geht....
wenn das dann auch noch ansteckend wirkt, dann ist das geschenk ein übergroßes!

ich freue mich -
und danke meinnen kommentatoren.
möge euch ein glücklicher tag und abend bevorstehen!
lg, larin

Erich Kykal 19.08.2015 15:50

Hi, larin!

Zufällig bin ich über dies hier gestolpert, das ich damals wohl übersehen hatte!

Es ist wunderschön, vor allem die erste Strophe ist ganz großes Tennis!

Bloß S2Z3 und 4 scheinen mir suboptimal formuliert: Zum einen die unschöne, gestelzt wirkende Inversion in Z3, zum anderen die banale Aussage von Z4.

Mein Vorschlag, klanglich wie inhaltlich passender für ein ansonsten so gelungenes Werk, wie ich finde:

"Nur die Nacht, die ich verbringe,
zeigt mir klarer, wer ich bin.
"

Allergernst gelesen!:) Höchst gelungen!

LG, eKy

a.c.larin 19.09.2015 16:57

hallo erich,

nanu, was hast du denn da ausgegraben?

kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das fabriziert habe....?
die inversion in S2Z3 ist mir beim wiederlesen auch unangenehm aufgefallen - die geht ja gar nicht, bäh! :Aua

in dem gewahrwerden des eigenen seins sehe ich allerdings keine banalität.

wie sagte doch unser gemeinames idol rilke:

Wir sind ja.
Doch kaum anders als den Lämmern
gehn uns die Tage hin mit Flucht und Schein.

banal? nö, kein bisschen.


ich werd das mal überbrüten, danke für den fingerzeig!
lg, larin

Claudi 19.09.2015 19:35

Hallo Larin, hallo Erich,

für mich liegt hier ein bemerkenswerter Fall von Verschlimmbesserung vor, wie ich ihn mir gravierender kaum vorstellen kann. Die Inversion würde ich auch unbedingt beseitigen, keine Frage, darum geht es mir hier aber nicht.

bin gewahr nun, dass ich bin

Das ist nach meinem Verständnis Lyrik. Hier öffnet sich ein immenser Raum für meine Gedanken und ich könnte stundenlang darin spazieren gehen. Was Du daraus machst, Erich:

zeigt mir klarer, wer ich bin.

engt den grandiosen Gedanken ein und verfälscht die Aussage gleich durch drei! (unterstrichene) Präzisierungsversuche, die den Vers für mich völlig verderben. Klar, das ist meine subjektive Wahrnehmung.

Larin, für Dich ist meine Rückmeldung aber möglicherweise zum weiteren Brüten nicht ganz nutzlos.

LG Claudi

Agneta 20.09.2015 10:06

ich schließe mich Claudi an. Ein etwas pathetischer Rahmen, der ein antiquierteres Wortbild wie gewahr werden durchaus zulässt.
Die Inversion muss natürlich weg.
Ansonsten ein sehr schönes, klassisches Werk.
Den eigenen Willen ohne Hadern dem sogenannten Schicksal oder sagen wir mal Lebensverlauf unterzuordnen ist gerade in schweren Situationen nicht einfach. Akzeptieren.
Nicht jeder kann es.
LG von Agneta:Blume:


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