Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 22.09.2019 08:24

Schattenmühle
 
Im tiefen Flusstal liegt die alte Mühle
mit feuchten Mauern und gebeugtem Dache,
als ob sie über ihre Wasser wache
und Fensteraugen habe und Gefühle.

Sie klappert nicht mehr in der Dämmerkühle,
vor langem schon verlor der hölzne Drache
sein stacheliges Rückgrat, und das flache
Gerinne liegt vertrocknet unterm Bühle.

Romantisch wirkt das sinkende Gemäuer
bei Sonne, doch in wolkendunklen Stunden
ist vielen seine Stille nicht geheuer,

wenn kalte Nebel ziehen wie Geschmeide
von welken Geistern, an den Ort gebunden:
Zermahlen von den Jahren wie Getreide.

Chavali 24.09.2019 20:51

Hi Erich,

*hölzne*? (Z2 S2) Ich kenne nur hölzern... :rolleyes:
Ok, kann man drüber hinweg sehen.

Ansonsten wie immer sehr schön, deine Beschreibung einer alten verfallenen Mühle,
wie man sie dann und wann antreffen kann.
Und immer wieder eine Inspiration für schöne, romantische, traurige,
aber immer poetische Gedichte wie dieses hier.


Gern gelesen!
LG Chavi


Erich Kykal 24.09.2019 22:15

Hi Chavi!

vielen Dank für den freundlichen Zuspruch!

"Hölz'ne" (hier zur Verdeutlichung die frühere Schreibweise mit Apostroph) ist die Verkürzung des von dir genannten Wortes "hölz(er)ne".

LG, eKy

Lailany 27.09.2019 22:01

Hallo Eky,
wann immer ich hier reinkomme, duerstet mich nach deinen Texten und sie enttaeuschen nie... wie immer sind sie von einzigartiger Schoenheit und herausragender Qualitaet.
So auch dieses. Und einmal mehr praesentierst du nicht bloss ein gelungenes Sonett, nein... es ist viel mehr: Du erzeugst eine Stimmung, die alle Sinne anspricht.
Schoen... einfach schoen! :Blume:
Jedoch mit Z 12 und 13 werde ich nicht einig.
Mir ist schon klar, was du ausdruecken willst, aber unter "welken Geistern" kann ich mir nichts vorstellen. Der ganze Satz erscheint mir irgendwie verquer
"ziehen wie Geschmeide von wasauchimmer Geistern..."
Geschmeide ziehen nicht und ein begnadeter Wortschmied wie du drueckt das so auch nicht aus.
Also vermute ich stark, dass sich diese Passage bei einer Abaenderung im Text eingeschlichen hat.;)

Ich hab deine alte Muehle sehr gerne besucht. :)

HG aus Downunder :Blume: von Lai

Erich Kykal 28.09.2019 16:25

Hi Lai!

Klar, echter Schmuck zieht nicht wie Nebel, ABER die Geschmeide von Geistern, die deren Gestalt schmücken, deren Selbst- oder Nachbild, wie man will, sind ebenso wenig feststofflich wie das Gewand dieser Geister und schweben wie sie natürlich mit. Also kein logischer Widerspruch, nur eine andere Sichtweise.


Vielen Dank für deine von so weit her kommende Begeisterung - ich kann, seit ich dich kenne, wirklich behaupten, dass meine Texte rund um die Welt gehen! :D:cool:

Lang war nun nichts von dir zu lesen - ich hoffe, es geht dir gut! :)

LG, eKy



PS: Ich hätte noch viele gänzlich unkommentierte Texte auf Lager, wenn's dich wieder mal jucken sollte ... ;):Kuss

Lailany 28.09.2019 21:50

Halloechen Eky,
klar... ich habs ja verstanden, was du mit dem Ziehen meinst, will aber nicht einsehen, dass du dirs so leicht machen sollst, zumal es hier einfach genug ist, passenderen Ersatz zu finden.
"Andere Sichtweise" ist wie "Freiheit des Dichters" oder allgemein "Redefreiheit" - ein Verkaufsslogan, mit dem man alles an den Mann bringen kann - Schrott, ja sogar Fehlerhaftes. Beides trifft zwar hier nicht zu, deine Werke stehen weit darueber, aber auch einen blankgeputzten Spiegel kann man auf Hochglanz polieren. :p

Und fuer das "welk" gibts auch besser Geeignetes zuhauf.

Gedichte sind wie Kinder, die man frisiert, ihnen den Kakaobart abwischt und schnell noch schneuzt, wenn man mit ihnen wohin auf Besuch geht, oder am ersten Schultag dem neuen Lehrer vorstellt.:)
Das ist meine Sichtweise...:p:D

Ja, deine Werke gehen tatsaechlich um die WElt und ich bin froh, dass es sie gibt, denn sie praesentieren fuer mich die schoenste Seite, die meine Muttersprache zu bieten hat.
Hier geht alles den gewohnten, zumeist ruhigen Gang... der Fruehling ist eingekehrt mit seinem unerschoepflichen Bluetenreichtum und Farbenpracht.
Letzte Nacht stellten wir die Uhr auf Sommerzeit um.
Hoffentlich ist auch im Granitviertel alles paletti... bei dir und deinem Schmusetiger. :):Blume: Ihr habt ja Wahlen anstehen am Sonntag, also morgen? Richtig?

Und dass ich in deinen Werken stoebere, das darfst du als gegeben annehmen. Das ist ja der Hauptgrund, warum ich reinkomme. :):Kuss

Dir noch eine gute Nacht und
hG von Lai :Blume:

Terrapin 28.09.2019 22:21

Wirklich innig du stringent geschrieben.

eine pittoreske Stimmung hast du da aufgegriffen und in vierzehn Versen angehoben. Salut.

Tolles Handwerk.

Das Schleichen bezieht sich ja auf die Nebel und nicht auf das Geschmeide, von daher passt es, wie es ist.

Terrapin

Erich Kykal 29.09.2019 01:43

Hi Terri!

Es ist ein Vergleich, daher sollte es auf beides zutreffen - was bei metaphysischem Schmuck ja stimmt. ;)


Hi Lai!

Das Wörtchen "welk" gefällt mir, es klingt schon so müde ...

Lass mich raten: Deine ausführliche Schreibweise der Umlaute kommt daher, dass es auf deiner sehr wahrscheinlich englischen Tastatur dafür keine Tasten gibt! :D:rolleyes::Aua


LG euch beiden! :)

eKy


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