Gedichte-Eiland

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Blaugold 06.08.2009 22:08

Onyx
 
Draußen, aus dem Schatten der Berge heraus,
sieht man keine Aura.
Das Okkulte im Orbit ordnet sich düster.
Schwaden um den Angestrahlten
reißen den Schein in Stücke
und marmorieren die Schemen am Boden.

Stille verheißt keine Drohung,
doch verschweigt sie auch Observation,
obskur.
Ein Moloch aus sonderbaren Objekten
okkupiert den Mond,
der hernach erscheint wie Onyx,
von Thors Hammer Mjölnier zertrümmert.

Ein Orkan wie ohrenbetäubende Posaunen,
wie ein Ozean voller Opfergaben,
lässt den Spiegel von Luna sich verzerren,
und wie eine Offenbarung
zeigt sich eine grobe Wildheit im Sturm!
Das Obligo sieht man nicht im Schatten.

Chavali 25.02.2010 17:20

Lieber Baugold,

ich bin auf Grabetour in den Höhlen des Eilands und habe dabei deinen Text gefunden, der wahrhaft fantastisch anmutet.
Mich wundert, dass dazu seinerzeit kein Kommentar kam.

Schlag mich oder lach über meine Idee: aber ich sehe ich ein wildes Gewitter sich austoben mit allem,
was dazu gehört.
Wolken, die sich drohend türmen, Regen peitscht auf die Erde nieder und Blitze zucken am schwarzgrauen Himmel.
Wenn Thor seinen Hammer schwingt, können da nicht auch schon mal Donnertöne entstehen?
Ich muss mich doch mal wieder in die nordische Mythologie einlesen...;)

Auf alle Fälle gefiel mir, was ich hier las.

Lieben Gruß,
Chavali



Blaugold 05.04.2010 20:00

Hallo Chavali

Ja genau. Sehr gut interpretiert. Ein Unwetter im Anmarsch und Ausbruch. Es ist wohl ein nicht zu oft gesehenes Naturschauspiel, einem Gewitter bei Nacht und Vollmond zuzuschauen. Ich habe das Gedicht ein wenig "mystifiziert" mit der Verwendung von dementsprechenden Wörtern bzw. Sinnbildern. Die nordische Sagenwelt hat mich seit meiner Jugend fasziniert, und was bietet sich besser an, als den Donnergott für ein Gewittergedicht zu engagieren? Ist natürlich bestimmt von etlichen Dichtern schon ähnlich bearbeitet worden. Um dennoch etwas innovativ zu inszinieren hab ich das Geschehen in eine Vollmondnacht verlegt.

Bei Tag kann man ein aufziehendes Gewitter ja irgendwie an der "Aura" des Horizontes oder der Wolkenstrukturen erahnen. Aber die sich aufbauenden Wolken erscheinen bei Vollmond (und klarer Nacht) viel weiter weg, wenn sie zunächst mal nur teilweise die Sterne und Mond "weglöschen". Die glatte Ruhe einer Wasseroberfläche, in der sich Luna spiegelt verzerrt sich durch auftropfender Regen, bis alle Wolken auch dies abdecken. Zudem hab ich viele Wörter mit O, wie Onyx verarbeitet. Manchmal leider etwas unmotiviert und nicht in allen Fällen gerade sinnzusammenhängend, das erkenne ich jetzt mit ein paar Tagen Abstand. ;)

Ich danke dir für dein Lob. :)

Blaugold

Lena 06.04.2010 12:31

Lieber Blaugold.

Da hat Katzi etwas feines gefunden.

Mir gefällt die Schwer des Gedichtes, das Drohende das Mystische sehr.

Beonders die letzte Strophe:

Ein Orkan wie ohrenbetäubende Posaunen,
wie ein Ozean voller Opfergaben,
lässt den Spiegel von Luna sich verzerren,
und wie eine Offenbarung
zeigt sich eine grobe Wildheit im Sturm!
Das Obligo sieht man nicht im Schatten.


Die grobe Wildheit im Sturm, ..das ist ein wunderbarer Abschluss.

Hier kann eigene Phantasie ausgelebt werden.

Sehr gerne gelesen

Lena :)

Dana 08.04.2010 17:52

Lieber Blaugold,

wie stimmig - ein Nachtunwetter kommt meist aus dem Nichts. Einmal, weil es uns im Schlaf erwischt, oder weil selbst dem Beobachter das Ankommende ob der Dunkelheit nicht sofort klar ist.

Du hast daraus ein "ohrenbetäubendes" und bedrohendes Werk gemacht.
Über die wunderbar verdichteten Bilder sogar sichtbar gemacht.

Vielleicht schlief ich auch, sonst hätte ich es eher entdeckt. ;)

Liebe Grüße
Dana

Blaugold 08.04.2010 21:41

Hallo Lena, Dana

ich hab so ein Unwetter mal bei Nacht in den 70er Jahren irgendwo in Südfrankreich erlebt. Wir lagen an einem See neben den Zelten und beobachteten Sternschnuppen, die zu Dutzenden zu zählen waren. Plötzlich, ich wusste nicht, ob der Rotwein meine Sinne vernebelte oder ob die leuchtende Milchstrasse am Himmel ausgeschaltet wurde, war es stockdunkel - und alles Weitere ist im Text beschrieben. Bis auf das Bild des Mondes, das hab ich hineingedichtet. ;)

Ich danke euch für das Lob. :)

Blaugold

Blaugold 17.04.2010 23:02

Hallo Limes

Das Obligo soll "obligatorisch", verpflichtend, bindend, unausweichlich ausdrücken. Im Zirkelschluss mit dem ersten Satz des Gedichtes wollte ich ausdrücken, dass die Ursache, auch wenn sie im Verborgenen liegt unweigerlich zur Wirkung kommt. Wie in meiner ersten Antwort schon geschrieben, wollte ich viele Wörter mit o verwenden. Im Nachhinein finde ich nicht jedes gut durchdacht. Aber gut, die Intention ist, dass die Obligo eben für die Geschehnisse der Vergangenheit zu entrichten ist.
Das Gedicht steht ja in dieser Rubrik, weil ich die nordische Göttersage vom Donnergott mit einbezogen hab. In einer naiven Weltsicht ist Thor auch ein Rachegott. Als Kind las ich gern die Storys von Asgard, vom Reich der Asen usw.
Irgendwie war es für mich deshalb auch Usus damals, an einen zürnenden Gott zu denken, wenn es blitzt und donnert. Und nicht ohne Wirkung bleibt in diesem Alter auch das bekannte: Iss deinen Teller leer, dann gibt es schönes Wetter! Allgemein formuliert: Sei brav, artig und folgsam, sonst gibt es ein Donnerwetter! Als könnte man den Wettergott damit beschwichtigen. :p
Insofern würde ich deine Frage nach der Katastrophe als berechtigt ansehen; ich kann sie allerdings nicht unbedingt bejahen. ;)

Das o hat eigentlich keine tiefere Funktion außer der lautmalerischen.

Ich danke dir für dein Interesse an meinem Gedicht. :)

Blaugold


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