Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 18.03.2019 11:56

Der Preis der Demut
 
Verworren schien sein Geist an jenen Tagen,
die er verbrachte wie ein Ungetanes,
das sich im Atem eines wirren Wahnes
verborgen hielt, um nichts an Welt zu wagen.

Vereitelt alle Träumerei, so sachte,
so aufgetan ersonnen vor der Schwere,
die ihn befiel wie eine große Leere
und seine Zuversicht benommen machte.

Er ließ sein Welken in die Stunden ragen,
von denen keine seine Lust berührte,
und wagte nicht, dem Weh zu widersagen,

das die Gedankenlosigkeit bewachte,
die ihn zuzeiten in Versuchung führte,
wenn er bedenkenloser war und lachte.

Wilhelmine 18.03.2019 14:40

Hi Erich!
Ich mag schwermütige Gedichte vor allem, wenn sie so gut formuliert sind wie das deine.
Hier mein Interpretationsversuch:

Jemand blickt demütig auf sein vergangenes Leben zurück, vielleicht lebte er in Wohlstand und Leichtfertigkeit und Gedankenlosigkeit waren seine Begleiter. Mit den Jahren kam nun die Demut über ihn und er kann den Genüssen des zurückliegenden Lebenswandels nichts mehr abgewinnen.

Für mich ist Demut eines der großen Gefühle. Sie macht nicht klein sondern groß. Ich finde es erhebend Dinge und Umstände anzuerkennen, die mächtiger und größer sind als man selbst. Das hat nichts mit Unterwürfigkeit zu tun.

Sehr gern gelesen und drüber nachgedacht

Liebe Grüße
Wilhelmine

Erich Kykal 18.03.2019 16:40

Hi Wilhelmine!

Gut gedeutet!

Man sagt ja, die Reue kommt als Schwester der Einsicht daher, und die steht auf ältere Männer! :D;)

Soll heißen: als junger Kerl (auch Mädchen, da kann ich nicht mitreden ...) denkst du weniger an mögliche Konsequenzen deines Handelns. Das heißt nicht, dass du gemein oder böse bist, oder auch nur bewusst rücksichtslos - es liegt einfach nicht in der Natur der Jugend, sich durch zu viele Überlegungen bremsen zu lassen, sonst ginge wohl auch nie was weiter in der Weltgeschichte.
Ob das gut sei oder nicht, ist die falsche Frage. Es ist eben so - und weiter nichts. Das hat keinen moralischen Impetus, es liegt in der menschlichen Natur, erst mit der Lebenserfahrung zu überlegteren Wesen zu reifen, die dann mehr in ihre Überlegungen mit einbeziehen als junge Menschen, die diesen Wissenshintergrund noch nicht haben.
Letztlich mag es sogar in die andere Richtung kippen, und aus dem wilden Aktionismus der Jugend wird im Alter Erstarrung in Regeln und Ritualen ...

Hier nun geht es um einen, der sich selbst benimmt. Das mag ihn zu einem weniger lebensintensiven, weniger impulsiven Wesen machen, und aus der Sicht junger Tatmenschen ist das ein Nachteil, ein Minus an Lebensqualität.
Nur der ältere Mensch, der den Wert der Selbstbeherrschung zu schätzen gelernt hat, weil er viel mehr an möglichen und wahrscheinlichen Konsequenzen memorieren kann als der junge, wird wissen, dass Lebensqualität eben nicht gleich "ewiger Äktschn" ist, wie unsere jugendsüchtige Kultur suggeriert.

LG, eKy

Erich Kykal 19.03.2019 22:54

Hi BR!

Richtig - vielen Dank für den Hinweis! :)

Das kommt davon, wenn man eine Zeile mitten drin umbaut und danach vergisst, den Rest anzugleichen. Über so einen kleinen Artikel liest man dann schon mal einfach drüber, meinend, schon das Richtige "gesehen" zu haben ... :rolleyes::Aua

LG, eKy


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