Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 25.09.2016 11:53

Vom Gang der Dinge
 
Unendlich scheint der Werdegang der Tage
uns mitzunehmen durch bewegte Zeiten:
entrückte Träume, die wir sanft durchgleiten,
erregter Taumel voller Fühl und Frage!

Doch kaum ein wacher Geist scheint in der Lage,
die Schicksalsschläge, die wir uns bereiten,
geborgen im Erkennen zu bestreiten,
dass wir, befangen in Genuss und Klage,

verwunden mit der Welt, die wir durcheilen,
doch nie erkennen werden, ob dahinter
ein Wille wohnt, der unser Sein verhandelt.

So lang wir im Lebendigen verweilen,
wird weiterhin aus jedem Frühling Winter,
und Hoffnung in Ergebenheit verwandelt.

Wodziwob 26.09.2016 09:24

Hi eKy,

Es kommt, wie's kommt,
ob wir es nehmen oder lassen,
wie's kommt, so kommt's,
ob wir es lieben oder hassen.
Es kommt, wie's kommt,
so geht's den Gang auf dieser Welt,
wie's kommt, so kommt's,
wir werden nicht gefragt, ob's uns gefällt.

Könnte schlimmer sein: Dass wir wissen würden, wie und was kommt. Dann gäbe es vermutlich den Begriff Hoffnung im Wortschatz gar nicht.

Wie immer gern gelesen.:)

Liebe Grüße
Wozi

Erich Kykal 26.09.2016 15:40

Hi Wozi!

Es könnte immer schlimmer kommen, klar! Ganz allgemein betrachtet würde der Mensch ohne Neugier und Sinnfrage wahrscheinlich sogar entspannter und besser leben - Fortschritt wird zuzeiten überbewertet, das ständig obsessiv vorgebetete Paradigma vom heiligen Wirtschaftswachstum ohnehin!
Ja, wo wollen wir denn noch hinwachsen, ohne dass es dann nur noch auf Kosten anderer geht? Der Planet ist voll, der Sack ist zu, die Rohstoffe schwinden - und wir wollen immer noch wachsen!?

Aber das gehört eigentlich schon nicht mehr hierher - ist bloß auch so ein allgemeines nicht hinterfragtes Dogma der Wirtschaftsreligion! ;):D
Dort lautet die heilige Dreifaltigkeit: Fortschritt, Wachstum und Gewinn! Na, wenn's da mal kein böses Erwachen gibt, wenn die Hölle der endlichen Resourcen über die heile Welt des Westens kommt!!

LG, eKy

Dana 29.09.2016 19:33

Lieber eKy,

sehr schön stimmig, die Dinge sind wie sie sind.
Ich denke aber auch, dass durch Erkennen bzw. "Dahinterschauen" so mancher Schicksalsschlag auch "wertvoll" sein könnte, wenn wir diese Sicht weniger mit Klage oder gar Zorn überstülpen würden.

Ich sehe den Inhalt eher positiv im "eigenen, persönlichen Universum" gehalten. Es geht um die Fähigkeit des Umgangs mit den Dingen.
(Eure Besprechung über Wirtschaft, Wachstum und Gewinn bestätigt zwar die Störfaktoren mit Folgen - aber nicht zwingend für den Einzelnen.)

Sehr schön:

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
entrückte Träume, die wir sanft durchgleiten,
erregter Taumel voller Fühl und Frage!

und:

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
So lang wir im Lebendigen verweilen,
wird weiterhin aus jedem Frühling Winter,
und Hoffnung in Ergebenheit verwandelt.

Ergebenheit klingt in diesem Zusammenhang für mich positiv und ist ein guter Umweg für die Hoffnungslosigkeit.

Gefällt mir sehr. :Blume::Blume::Blume:

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 29.09.2016 23:30

Hi Dana!

Was ich mit Ergebenheit meinte war hinnehmen zu können, was unabänderlich ist.

Vielen Dank für deine einfühlsame Deutung! :)

LG, eKy

Kokochanel 29.09.2016 23:50

Guten Abend, Erich,

eine interessante Entwicklung nimmt dein Sonett.
" Die Schicksalsschläge, die wir uns bereiten"- da sind wir noch selbst beteiligt, während die Natur, also quasi der Lauf der Welt, eben seinen Lauf nimmt.

Zum Ende hin sieht sich der Protagonist mehr und mehr in einer Art "schicksalshaften Bestimmung" , also einer passiven Situation. So zumindest fasse ich den beinahe lakonischen Schluß auf.

Diese gut gemachte Diskrepanz wirft, sicherlich gewollt, die Frage auf, inwieweit können wir überhaupt unser Schicksal selbst ändern?
Ich meine:
Jedes Tun hat eine Auswirkung, jedes Nicht-Tun auch. Insofern sollten wir hier unseren persönlichen Denkansatz suchen, um nicht in die "Ergebenheit" fallen zu müssen.
Mir gefällt dein sonettiges Gedankenspiel.
Grüße in den Abend von Koko

Erich Kykal 30.09.2016 20:24

HI Koko!

Die Terzette beschreiben hier nur die Tatsache, das wir, so lange wir leben, nicht wissen können, ob es einen höheren Plan oder ein göttliches Wirken gibt.
Und wenn es derlei nicht gibt, werden wir es auch nach dem Tode nicht wissen, weil wir dann nicht mehr existieren ...

Kaum ein Geist - also nur wenige Menschen - kann das aber begreifen und logisch danach handeln. Wir sind so befangen im Spiel unserer Wünsche und Verpflichtungen - den Schicksalsschlägen, die wir uns bereiten - dass wir lieber auf Versprochenes hoffen, als uns der Realität zu stellen, die sehr wahrscheinlich das einzige ist, was wir jemals wirklich haben werden.

Die Zeit lehrt uns zu tragen, in Ergebenheit zu dienen, das Unabänderliche hinzunehmen, als träumerisch aber vergeblich aufzubegehren. Die Hoffnung des Nachlebens oder die innere Reife und Abgeklärtheit trösten uns, und wir lernen Demut und Verzicht, ob mit einem Gott oder ohne. :)

LG, eKy


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