Gedichte-Eiland

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wolo von thurland 02.10.2015 17:29

hallo Agneta
schön, dass dein pädagogisches Ethos wieder leuchtet!
was ich lerne:
in
die Kommenden
ist nach deiner Erklärung das "-den" nicht nur Hebung, sondern kraft dessen ebenso Betonung.
hoffentlich habe ich nicht wieder was falsch verstanden.
schönen Abend!
wolo

Agneta 02.10.2015 19:14

Hebung ist immer gleich Betonung, lieber Wolo.

Die gesamte Metrik fundiert nicht wie oft im Netz behauptet nach Silbenzahl ( stimmt zwar manchmal zufällig überein) sondern nach natürlicher Wortbetonung. das schrieb ich ja bereits an andere Stelle.
Wörter wie in lassen sich unbetont und betont verwenden,
das schwierige Wort "oder "ist jedoch immer schwer einzubauen.
Manche Wörter lassen sich auch ziehen in Jamben, wie Kommenden, andere wieder nicht,
denn eigentlich wäre Kommenden / - - ein Daktylus.
Stünde es als Schlußlicht alleine, würde es nicht gehen.
z.B ich liebe jene Kommenden
Her geht es aber durch den Anhang im LichtE.
LG von Agneta

wolo von thurland 02.10.2015 20:35

aha. gut, dass jemand diese entscheidungen fällt.
in(betont)/in (unbetont) guter absicht und mit freundlichen wünschen für das kommende
wolo

(p.s.: ach ja, lieber leser, da kann man schon ein wenig frotzelei oder gar ironie in diese antwort an agneta hineinlesen. aber das ist dann durchaus von mir so gewollt und nicht gegen personen gerichtet, sondern gegen die allgemeine langeweile der forendichterei. ça ira?:))

Erich Kykal 02.10.2015 21:57

Hi, wolo!

Nochmal: Ich fühle mich nicht gefrotzelt oder verladen. Ich versuche nur klarzumachen, dass ich diese Art, etwas klarzulegen, nicht schätze, nichts weiter.
Ich bin eben sehr geradlinig. Mir käme nie der Gedanke, um eines Effekts willen einen Text als den meinen auszugeben, der nicht tatsächlich auch von mir ist.
Okay, du wolltest auf etwas Bestimmtes hinaus, und ich richte auch nicht darüber. Bloß ich selbst fühle mich mit derlei unwohl.
Daselbe gilt dafür, wenn mich jemand auf einen Fehler aufmerksam macht, diesen aber nicht frei heraus benennt und mich raten lassen will. Auch ich käme nie auf so eine Idee. Ich denke nicht, dass du respektlos sein wolltest, und ich bin auch nicht gekränkt. Ich denke eben bloß nicht so.
Nenn mich furztrocken und langweilig, wenn du magst. Mein Humor ist eben ein anderer.

Also nix für ungut.

LG, eKy

Dana 02.10.2015 22:47

Lieber eKy,

ich habe meine Kinder oft und gern im Schlaf betrachtet.
Jeder Vers darin berührt zutiefst und bestätigt den Betrachter im Gefühl. So sehr, dass man dafür nicht Mutter oder Vater sein muss. Gemälde und Fotos bewirken es ebenso. Du hast es mit Empathie verdichtet, wie es sonst nur eine Mutter dürfte und könnte.:Kuss:Blume::p
Ganz besonders die Schlussverse.
Das schlafende Kind hat die Gabe zu berühren und diese nehmen wir als Betrachter wahr. Ein schönes Bild, ein großes Gefühl.
Jenes schlafende Kind waren wir selbst und ein jeder, der in die Geschichte eingegangen ist. Wertungen darüber hinaus sind eigene und andere Abschnitte.

Ein berührendes Sonett mit Bildern, die unverfälscht bestehen.

Ich habe beim Lesen die meinen wieder gesehen.:Herz:

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 02.10.2015 22:53

Hi, Dana!

Vielen Dank für deine berufenen Worte!

Um nichts anderes ging es mir hier als um dieses Gefühl der bedingungslosen Liebe, auch wenn niemand mit letzter Konsequenz wissen kann, was aus den Kindern wird.

Vielen Dank für dein mütterliches Feedback!:):Blume:

LG, eKy

Falderwald 02.10.2015 22:58

Moin zusammen,

bevor das "Rätsel" aufgelöst wurde, hatte ich sofort auf diese Zeile getippt, denn hier gibt es die einzige Ausnahme im gesamten Text:

versprechen sich dem Kommenden im Lichte

Zitat:

Zitat von wolo
Nun aber zur Metrikfrage.
Ich meine, dass die folgende Zeile:
versprechen sich dem Kommenden im Lichte,
ins Kapitel Variation des 5-hebigen Iambus gehört. Wir haben:
xXxx x x Xxx x Xx

Dieser Meinung bin ich allerdings nicht.

Bei obigem Metrikschema ist zunächst einmal eine Silbe zu viel:

xXxx x x Xxx x Xx

Dann wüsste ich auch nicht zu sagen, wo geschrieben steht, dass ein einsilbiger Begriff wie "sich" im Jambus oder im Trochäus nicht betont gelesen werden kann/darf. Das wäre mir gänzlich neu.

Selbstverständlich betone ich hier das "sich", das ergibt sich schon durch den natürlichen Sprachrythmus.
Es mag ja sein, das "sich" keine gleich starke Betonung wie vorher "spre" und danach "Kom" hat, aber ganz sicher wird es stärker betont als "chen" und "dem".
Zudem stünde diese Silbe als unbetonte in der Mitte von drei unbetonten und würde alleine deshalb im Jambus schon den betonten Akzent auf sich ziehen.
Das geht in der alternierenden Lyrik auch gar nicht anders.
Das ist auch nie anders gewesen und das haben sich schon die alten Dichter hier und da zunutze gemacht:

Goethe: "Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen"
Heine: "In dieses lieblos frostige Gemüt"
Rilke: "ein Unterschlupf aus dunkelstem Verlangen"

usw. usf...

Dasselbe gilt dann allerdings auch hier:

"versprechen sich dem Kommenden im Lichte"

So funktioniert alternierende Metrik.

Und davon würde ich mich auch keinen Deut abbringen lassen. :)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Erich Kykal 03.10.2015 09:43

Hi, Faldi!

Danke für die fachkundige Schützenhilfe! So konkret hätte ich es nicht ausdrücken können - ich wusste zB nichts von "alternierender Metrik"! Ich hätte von "weniger" betonten Betonungen gesprochen, Hebern, die man beinahe nicht als solche wahrnimmt, wenn man geschickt vorträgt.
Mein "Gefühl" sagte mir, dass ich es so machen kann - es hatte nichts gegen diese Zeile - und auf dieses lyrische Bauchgefühl verlasse ich mich meistenteils beim Schreiben. Ich bin in lyrischen Belangen nämlich bei weitem nicht so gebildet, wie manche in den Foren offenbar annehmen!:o:rolleyes::Aua

LG, eKy

charis 03.10.2015 14:26

Lieber Eky,

Das ist wundervoll und berührt mich sehr! Es wurde eigentlich schon alles gesagt, ich lese es auch als Mutter und bin überrascht und beeindruckt, wie du so viel väterliche oder mütterliche Liebe in dieses Gedicht einfließen lassen konntest, ohne eigene Kinder zu haben und auch diese Sorge, die aus der Conclusio spricht.

Aber ich sehe es andererseits eher philosophisch. Es geht ganz grundsätzlich um den Verlust unserer ursprüngliche Unschuld und die verliert jeder von uns auf die eine oder andere Weise. Was aber so schön an deinem Gedicht ist, dass es so liebevoll ist - wie von einem wahren Menschenfreund in Worte gefasst.:)

Die Metrikdiskussion habe ich mit Interesse verfolgt, ich verstehe eigentlich nicht wirklich worauf wolo letztlich hinaus will. Zumindest kann ich das aus seinen Kommentaren nicht wirklich herauslesen.

Ich habe hier an keiner Stelle ein Missempfinden; eigentlich ist es sogar die angeführte Stelle, die für mein Gefühl einen Leierjambus ua verhindert.

Man müsste dann eigentlich auch den V1 anführen "ruhendes" ist auch ein Daktyluswort, oder sehe ich das falsch? Ich bin noch Anfängerin und habe vom Handwerk nicht viel Ahnung. Ich bin aber neugierig...

Lieben Gruß
charis

Erich Kykal 03.10.2015 15:35

Hi, charis!

Vielen Dank für deine freundlichen Worte!

Was Jambus, Daktylus usw. betrifft, fragst du allerdings den Falschen! Ich kann mir bis heute nicht merken, was nun was ist!:Aua:rolleyes:

Warum? Weil ich das zum Dichten nicht brauche! Und übrigens zum Drüber Klugscheißen (bitte verzeih den rüden Ausdruck!;)) auch nicht!
Dort benenne ich einen Vers als vierhebig mit betontem Auftakt, und mir ist darüber hinaus herzlich egal, wie nun der altgriechische Fachausdruck dafür lautet! Für mich ist das nur Ballast, da ich die Natur des Verses ja schon beschrieben habe.

Nun, sei es, wie es sei - und jedem das Seine!:rolleyes:

Du hast recht, ich bin weder Vater noch Familienmensch - der treusorgende Anschein der obigen Zeilen ist wohl meinem anpassungsfähigen Sprachtalent zu verdanken. Manche, die mich für einen verkappten Soziopathen halten (und da gehöre ich selbst mitunter dazu!), werden hier nur zu gern beipflichten.:rolleyes:

LG, eKy


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