Befreiung
 

In meinem Auge eine abgelöste Wimper -
sie piekst und sticht und tut mir richtig weh.
Mein Reiben nutzte nichts,
die Schmerzen wurden schlimmer,
mein Auge tränt und rötet sich,
ich zieh das Lid herab und zupfe,
doch die Wimper fass ich nicht..

Und dann kamst Du, mein Heil, mein Segen,
erkanntest schnell, was mich so leiden lässt.
„Leg Dein Köpfchen auf das Kissen,
entspann Dich, Liebste,
schließ die Augen,
ich werde dich von allen Qualen gleich befreien,
die Wimper aus dem Auge holen.“

Mit der Linken spreizt er sanft die Lider,
sieht im Tränenpfützchen diese ganz verdammte
Wimper und mit nie gekannter Zartheit
tupft sein rechter Zeigefinger
zwischen rot geschwollnen Lidern
nach dem Quälgeist und vollbringt
dann an mir kleines Wunder.

„Du, ich glaube, an dem zweiten Auge
gibt es auch noch was zu heilen.
Da kribbelt was und juckt, bisweilen
rinnen Tränen, ganz entzündet und
geschwollen, tief gerötet, ruft es
voll Verlangen nach dem sachten
und bewährten Finger deiner Hand".