Gedichte-Eiland

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-   -   Kommentarfaden zum Sonett(en)kranz (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=7692)

Stimme der Zeit 03.09.2011 21:05

Kommentarfaden zum Sonett(en)kranz
 
Hallo, alle miteinander:),

falls sich jemand in dieses Unterforum verirrt und dazu auch noch eines, mehrere oder alle Sonette meines Kranzes kommentieren möchte (ich bin von Beruf Optimistin!:D), dann ist hier der richtige Ort dafür.

Liebe Grüße :)

Stimme* http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

*Nur echt mit dem Teufelchen. All rights reserved. :cool:

Erich Kykal 03.09.2011 21:38

Hi, Stimme!

Wenn wir schon beim Wein sind - saure Trauben, was?

Das ist aber bissig bis verbittert! Hast du dich denn immer noch nicht mit der Blödheit dieser Welt abgefunden!?

Abgesehen davon von hohem dichterischem Wert, dein Sozialkritikum hier!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

Dana 03.09.2011 21:58

Liebe Stimme,

einen Sonnettenkranz hast du geschrieben? Meine Hochachtung!

Nun zum I.

Imponierend, auf die 20er Jahre zurück zu blicken, zu zitieren und hochaktuell zu bleiben. :)
(Was schon in deiner Signatur auch zu finden ist.)

Sehr schön die drastische Feststellung zum Saufen und die Überleitung zum elysischen Beerben von Bacchus.;)

Danach die Tragödie (heimlich am Kiost Wodka kaufen) und das Verschwimmen des Alltagstrotts - super.

Die Schlussfolgerung im letzten Terzett zeigt drastisch die Auswirkungen dieser Krankheit aus.

Bin wirklich rundum beeindruckt von Sprache und Inhalt. So wie es da steht, ist es nicht nur nett, es ist sehr gut.

Liebe Grüße
Dana


(Diesmal ohne jede Anmerkung und schon gar keine Krittelei.)

Stimme der Zeit 03.09.2011 23:27

Guten Abend, Erich.

Zitat:

Wenn wir schon beim Wein sind - saure Trauben, was?
Ja, dieser Wein ist sauer, denn keine Droge verursacht mehr Leid als der Alkohol. Warum? Weil er überall und jederzeit frei erhältlich ist.

Ich gehe tatsächlich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit an einem Kiosk vorbei. Und jeden Morgen sehe ich, wie ein "Fläschchen" gekauft und innerhalb von Sekunden getrunken wird. "Treibstoff", damit die Hände nicht zittern.

Noch dazu arbeite ich in einem Sozialunternehmen. Täglich bin ich mit Menschen konfrontiert, die an Alkoholismus erkrankt sind. Was glaubst du, was ich alles gesehen und gehört habe? Menschen, deren "Fahne" fünfzig Meter im Umkreis zu riechen ist, und die trotzdem hartnäckig behaupten, sie hätten nichts getrunken. Frauen, die mit blauen Augen oder anderen Verletzungen darauf beharren, sie wären die Treppe hinunter gefallen oder gegen die Tür gelaufen ... :mad:

Das Schlimme ist, man kann nur wenig tun, denn helfen kann man nur denen, die sich helfen lassen wollen. :(

Zitat:

Das ist aber bissig bis verbittert! Hast du dich denn immer noch nicht mit der Blödheit dieser Welt abgefunden!?
Ja, bissig, vielleicht sogar ein bisschen zynisch, aber nicht verbittert. Ich werde mich niemals mit der "Blödheit" dieser Welt "abfinden". Wenn jeder sich damit abfindet, wird sich nichts je ändern. Ich denke nicht daran, tatenlos zu verharren, das ist falsch.

Zitat:

Abgesehen davon von hohem dichterischem Wert, dein Sozialkritikum hier!
In Anbetracht deiner dichterischen Qualitäten und deiner Kompetenz im Verfassen von Sonetten bedanke ich mich herzlich für dieses Kompliment!

Liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif


----------------------------------------------------

Guten Abend, liebe Dana:),

Zitat:

Imponierend, auf die 20er Jahre zurück zu blicken, zu zitieren und hochaktuell zu bleiben.
(Was schon in deiner Signatur auch zu finden ist.)
Im vollen Ernst: Erstaunlicherweise musste ich die Suchmaschine benutzen, um zu verstehen, was du damit meinst. Ja, ich erkannte das Zitat von Elke Lasker-Schüler wieder, aber ich habe es ganz unbewusst "verwendet". Irgendwo war es "gespeichert" ... Die Signatur allerdings ist sehr bewusst, ich finde es zwar traurig, aber auf ironische Art betrachtet auch belustigend, dass sich die Menschen schon vor Tausenden von Jahren über genau das Gleiche beklagten, wie wir es heute tun. Wenn wir bisher noch nichts dazugelernt haben, dann wird es Zeit! ;)

Zitat:

Sehr schön die drastische Feststellung zum Saufen und die Überleitung zum elysischen Beerben von Bacchus.
Der Wunschtraum vom "Säuferparadies", die elysäischen Gefilde des antiken Schutzpatrons aller Säufer, wo die Brunnen Wein spenden und in den Flüssen Whisky fließt - etwas zynisch, das gebe ich zu. :o

Zitat:

Danach die Tragödie (heimlich am Kiost Wodka kaufen) und das Verschwimmen des Alltagstrotts - super.
Es geht um das "Ableugnen" und das "Verheimlichen", genau. Diese Verhaltensweisen sind typisch. Ich habe in meinem Leben viel erlebt, das weißt du, aber an ein "Verschwimmenlassen" dachte ich nie. Alkohol verursacht Probleme, er löst keine.

Zitat:

Die Schlussfolgerung im letzten Terzett zeigt drastisch die Auswirkungen dieser Krankheit aus.
Im Grunde genommen, auch das gebe ich zu, fände ich es weit weniger schlimm, würden diese Menschen nur sich selbst schaden. Aber sie schaden ihren Partnern - und vor allem ihren Kindern. Bei Letzteren hört für mich jedes Verständnis auf! :mad:

Zitat:

Bin wirklich rundum beeindruckt von Sprache und Inhalt. So wie es da steht, ist es nicht nur nett, es ist sehr gut.

(Diesmal ohne jede Anmerkung und schon gar keine Krittelei.)
Ganz lieben Dank! (Aber es kommen ja noch 13 Weitere.:D)

Liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

Dana 04.09.2011 00:04

Liebe Stimme,

ich muss mich noch einmal kurz melden.
Ich meinte Plinius der Ältere, der etwa im Jahre 25 geboren ist - diese 20er Jahre.;)

Zitat:

Zitat von Stimme der Zeit
Im Grunde genommen, auch das gebe ich zu, fände ich es weit weniger schlimm, würden diese Menschen nur sich selbst schaden. Aber sie schaden ihren Partnern - und vor allem ihren Kindern. Bei Letzteren hört für mich jedes Verständnis auf!

Diese ähnlichen Gedanken wollte ich im Kommentar auch äußern und bremste mich, weil ich bedachte, dass jede schlimme Krankheit die gesamte Familie belastet. Doch du hast recht, mit deiner Behauptung. Dieser Schaden für die Angehörigen ist weitaus schlimmer, weil er zu oft durch Brutalität des Kranken verstärkt wird.

Liebe Grüße und gute Nacht,
Dana

Erich Kykal 04.09.2011 00:09

Ach, Stimmchen, das ist ja die Crux!
Die grundsätzliche Blödheit der Menschenwelt wird sich nie ändern, ganz egal, wieviele Altruisten sich dafür entscheiden, sich nicht damit abzufinden - wirf einen Blick in die Geschichte, und du verstehst, was ich meine...

Falderwald 04.09.2011 11:58

Moin Stimme,

ich kopiere mal dein erstes Sonett hier hin, damit auch klar wird, wovon wir hier reden:

Zitat:

Retrospektive Aktualität


Der Mensch, das ist ein sonderbares Wesen:
Er meint nicht, was er sagt, er sagt nicht, was
er meint und sucht in vino veritas.
Das können wir bei Plinius schon lesen.

Am liebsten möchte er beim Saufen sterben,
als Sarg, ach ja, ein großes, volles Fass;
so bliebe er für alle Zeiten nass,
um einst elysisch Bacchus zu beerben.

Am Kiosk, jeden Morgen in der Frühe,
wird heimlich Wodka oder Gin geschluckt.
Sein Alltagstrott verschwimmt, ganz ohne Mühe,

es ist ganz einfach, einfach wegzulaufen.
Zu Hause bleiben Frau und Kind geduckt –
er würde sie bedenkenlos verkaufen.

Rückblickende Gegenwärtigkeit?

Die Menschen sind schon seltsam, ja manchmal könnte man sogar meinen, sie seien alle Autisten, denn wie sollten sie auch ihre Vorstellungen von dieser Welt dem Nächsten anschaulich nahe bringen.
Sie flüchten sich dabei in ihre eigene Welt und denjenigen, welchen dies nicht so einfach möglich ist, steht dafür ein legaler Verstärker zur Verfügung, der in diesem Fall der Wein, stellvertretend für den Alkohol, ist.
Und so sagte schon Plinius der Ältere: "In vino veritas".
Im Rückblick hat sein überliefertes Zitat an Aktualität nichts eingebüßt, weil es ja auf mehreren Ebenen interpretierbar ist.
Zum einen besitzt der Alkohol eine enthemmende Wirkung. Unter seiner Wirkung sind schon viele Dinge gesagt worden, die zwar Wahrheitsgehalt besaßen, aber vielleicht besser unausgesprochen geblieben wären.
Zum anderen suchen eben wirklich viele Erleichterung im Alkohol, weil sie glauben, damit ihre Leiden zu verringern und machen dies zu ihrer Wahrheit.
Letztendlich wird das zu einer ständigen Einrichtung, weil es eben ziemlich schnell geht, seinen Intellekt mit Alkohol so zu betäuben, so daß die objektive Welt an Schwere verliert.

Im zweiten Quartett ist Zynismus pur zu erkennen. Gefällt mir und ich möchte es deshalb so stehen lassen und nicht zerreden.

Es ist oft zu sehen, daß viele Menschen mit ihrem Leben einfach nicht (mehr) zurecht kommen. Sie können es und auch sich selbst nicht mehr ertragen und flüchten deshalb in die Scheinwelt des Alkohols.
Die schlimmen Fälle beginnen bereits am frühen Morgen und müssen im Laufe des Tages ihren Pegel immer auf einem bestimmten Level halten.
Das beherrscht ihr Leben, sie verändern sich und sie laufen weg, so wie es im Text beschrieben steht.
Sie laufen von der Welt weg und von sich selbst, obwohl sie etwas suchen, was sie nie finden werden, weil sie gar nicht wissen, was sie da suchen.

Die Welt und ihre Objektivität bleiben dahinter zurück, so daß all jene, die in ihrem direkten Umfeld leben, die Leidtragenden sind.
Das ist ein Teufelskeis, der niemals endet, denn von demjenigen, der in Abhängigkeit vom Alkohol lebt, sind oftmals wieder andere Schicksale abhängig.
Das kann nicht gut gehen und so sind oft Kinder und Partner die Leidtragenden.

-------------------------------

Die von dir beobachteten Dinge kann ich nur bestätigen.
Ich habe eine Weile eine Lottoannahmestelle betrieben und der Absatz von Spirituosen in kleinen Flaschen war tatsächlich in den Morgenstunden am Größten.
Dann war ich lange Jahre Taxiunternehmer. Was ich da, sowohl auf den Tag- als auch auf den Nachtschichten erlebte, spottet jeder Beschreibung.
In meinem Text "Taximenschenspiel" steht dazu einiges. Und selbstverständlich war dort Kollege Alkohol einer der Hauptprotagonisten, obwohl er nicht namentlich erwähnt wird, weil das Thema eigentlich ein anderes war.

Gegen den gemäßigten Verzehr von Alkohol ist sicherlich nichts einzuwenden.
Er kann anregend und entspannend sein und auch zu einer guten Stimmung verhelfen. Außerdem schmeckt z. B. Wein auch sehr gut.
Ich selbst habe aber schon vor 20 Jahren dem Alkohol abgeschworen.
Zum einen weil ich befürchtete, damit nicht umgehen zu können, zum anderen weil ich Angst um das Wertvollste hatte, was mir die Natur mitgab: Mein Gehirn.
Heute verwende ich Alkohol nur noch zum Kochen oder aber ich nasche schon mal gefüllte Pralinen oder gieße ein wenig Eierlikör über das Schokoladeneis.
Aber niemals verwende ich ihn, um mich zu berauschen.
Und in solchen Dingen bin ich ziemlich konsequent.

Fazit:

Den Einstand in den Sonett(en)kranz, den ich schon vorher lesen durfte, mit diesem Text halte ich für gelungen.

Er hat mir gefallen, weil er ein immer aktuelles Thema beinhaltet.
Sozusagen eine Retrospektive Aktualität...;)


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Stimme der Zeit 04.09.2011 16:10

Hallo, Faldi:),

danke für deinen ausführlichen und kompetenten Kommentar. :)

Zitat:

Rückblickende Gegenwärtigkeit?

Die Menschen sind schon seltsam, ja manchmal könnte man sogar meinen, sie seien alle Autisten, denn wie sollten sie auch ihre Vorstellungen von dieser Welt dem Nächsten anschaulich nahe bringen.
Sie flüchten sich dabei in ihre eigene Welt und denjenigen, welchen dies nicht so einfach möglich ist, steht dafür ein legaler Verstärker zur Verfügung, der in diesem Fall der Wein, stellvertretend für den Alkohol, ist.
Und so sagte schon Plinius der Ältere: "In vino veritas".
Im Rückblick hat sein überliefertes Zitat an Aktualität nichts eingebüßt, weil es ja auf mehreren Ebenen interpretierbar ist.
Zum einen besitzt der Alkohol eine enthemmende Wirkung. Unter seiner Wirkung sind schon viele Dinge gesagt worden, die zwar Wahrheitsgehalt besaßen, aber vielleicht besser unausgesprochen geblieben wären.
Zum anderen suchen eben wirklich viele Erleichterung im Alkohol, weil sie glauben, damit ihre Leiden zu verringern und machen dies zu ihrer Wahrheit.
Letztendlich wird das zu einer ständigen Einrichtung, weil es eben ziemlich schnell geht, seinen Intellekt mit Alkohol so zu betäuben, so daß die objektive Welt an Schwere verliert.
Die Problematik sehr treffend geschildert, Faldi. Ich war ohnehin schon immer der Ansicht, dass die psychische Abhängigkeit von dieser "legalen Droge" weit stärker ist als die körperliche - was, wie ich finde, ohnehin bei jeder Droge der Fall ist, sei sie nun legal oder nicht.

"In vino veritas" wählte ich aus genau dem von dir angeführten Grund. Noch vor ein, zwei Jahrhunderten wurde Alkoholismus als eine Art "Kavaliersdelikt", eine kleine "Charakterschwäche" angesehen. Wenigstens diese Denkart hat sich mittlerweile geändert.

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, Faldi. Alkohol ist nicht nur legal und leicht verfügbar, im Vergleich zu anderen Rauschmitteln ist er auch billig - das "erleichtert" den Konsum beträchtlich ... :(

Zitat:

Im zweiten Quartett ist Zynismus pur zu erkennen. Gefällt mir und ich möchte es deshalb so stehen lassen und nicht zerreden.
Ich sagte zwar, dass ich es nicht als "Charakterschwäche" ansehe, aber ich möchte von einer "Denkschwäche" sprechen, denn einem vernünftig überlegenden Menschen müssten die Konsequenzen klar sein. Ich wusste schon als Kind, dass Alkohol eine sehr üble Sache sein kann. In Strophe 2 bin ich zynisch, ja, aber mit Grund. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der allergrößte Teil der Menschheit die Betrunkenheit schlicht und einfach genießt, man denke an "Ballermann & Co". Oder an den Dokumentarfilm, in dem Tiere sich an gärenden Früchten berauschen, jedes Jahr aufs Neue. Sie "lernen" auch nichts aus dem darauf folgenden "Katzenjammer" ... :rolleyes:

Zitat:

Es ist oft zu sehen, daß viele Menschen mit ihrem Leben einfach nicht (mehr) zurecht kommen. Sie können es und auch sich selbst nicht mehr ertragen und flüchten deshalb in die Scheinwelt des Alkohols.
Die schlimmen Fälle beginnen bereits am frühen Morgen und müssen im Laufe des Tages ihren Pegel immer auf einem bestimmten Level halten.
Das beherrscht ihr Leben, sie verändern sich und sie laufen weg, so wie es im Text beschrieben steht.
Sie laufen von der Welt weg und von sich selbst, obwohl sie etwas suchen, was sie nie finden werden, weil sie gar nicht wissen, was sie da suchen.
Ja, wenn das Stadium des "Pegeltrinkens" erreicht ist, dann sind sie zu "Sklaven der Flasche" geworden. Diese Menschen benötigen nur zur Aufrechterhaltung des äußeren Anscheins Mengen, die nicht-alkoholabhängige Menschen bereits restlos betrunken machen würden.

Sie suchen und laufen weg, da sie überhaupt nicht wissen, was sie suchen, noch, wohin sie laufen. Tatsache ist und bleibt: Sie suchen am "falschen Ort" und sie laufen in die "falsche Richtung". Aber das erkennen sie nicht.

Zitat:

Die Welt und ihre Objektivität bleiben dahinter zurück, so daß all jene, die in ihrem direkten Umfeld leben, die Leidtragenden sind.
Das ist ein Teufelskeis, der niemals endet, denn von demjenigen, der in Abhängigkeit vom Alkohol lebt, sind oftmals wieder andere Schicksale abhängig.
Das kann nicht gut gehen und so sind oft Kinder und Partner die Leidtragenden.
Nun, was diesen Teil deines Kommentars anbetrifft, möchte ich nicht zu sehr darauf eingehen, aber ich stimme dir zu.

Zitat:

Die von dir beobachteten Dinge kann ich nur bestätigen.
Ich habe eine Weile eine Lottoannahmestelle betrieben und der Absatz von Spirituosen in kleinen Flaschen war tatsächlich in den Morgenstunden am Größten.
Dann war ich lange Jahre Taxiunternehmer. Was ich da, sowohl auf den Tag- als auch auf den Nachtschichten erlebte, spottet jeder Beschreibung.
In meinem Text "Taximenschenspiel" steht dazu einiges. Und selbstverständlich war dort Kollege Alkohol einer der Hauptprotagonisten, obwohl er nicht namentlich erwähnt wird, weil das Thema eigentlich ein anderes war.
Meine Güte, bin ich langweilig. Ich spiele auch kein Lotto ... :o

Dein "Taxigedicht" habe ich gelesen. Dank einer aktiven Fantasie konnte ich mir dein zweifellos sehr abenteuerliches Leben lebhaft vorstellen. Im Ernst - ich hätte als Frau zu viel Angst, nicht nur nachts. Andererseits ist dir wohl nichts Menschliches mehr fremd, schätze ich. ;)

Zitat:

Gegen den gemäßigten Verzehr von Alkohol ist sicherlich nichts einzuwenden.
Er kann anregend und entspannend sein und auch zu einer guten Stimmung verhelfen. Außerdem schmeckt z. B. Wein auch sehr gut.
Ich selbst habe aber schon vor 20 Jahren dem Alkohol abgeschworen.
Zum einen weil ich befürchtete, damit nicht umgehen zu können, zum anderen weil ich Angst um das Wertvollste hatte, was mir die Natur mitgab: Mein Gehirn.
Heute verwende ich Alkohol nur noch zum Kochen oder aber ich nasche schon mal gefüllte Pralinen oder gieße ein wenig Eierlikör über das Schokoladeneis.
Aber niemals verwende ich ihn, um mich zu berauschen.
Und in solchen Dingen bin ich ziemlich konsequent.
Zitat:

Er kann anregend und entspannend sein und auch zu einer guten Stimmung verhelfen.
Genau da liegt das Problem, das viele Menschen mit ihrer "Konsequenz" haben. Die positive Wirkung - oder besser gesagt, das, was als positiv betrachtet wird. Eine Frage der Wahrnehmung, ich z. B. empfinde jede Störung meiner Denkprozesse als negativ. Das gilt sogar für Achterbahnfahrten - Angst "kitzelt" mich nicht, ich habe lieber keine. :o

Dem Alkohol musste ich also nie abschwören. Mein Alkoholkonsum beschränkt sich auf 2-3 Gläser im Jahr, zu ganz besonderen Gelegenheiten, z. B. Silvester.

Zitat:

Fazit:

Den Einstand in den Sonett(en)kranz, den ich schon vorher lesen durfte, mit diesem Text halte ich für gelungen.

Er hat mir gefallen, weil er ein immer aktuelles Thema beinhaltet.
Sozusagen eine Retrospektive Aktualität...
Ich danke dir herzlich, dass du dich so tief in die Thematik "eingelesen" hast und natürlich für dein Lob! :)

Liebe Grüße :)

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Falderwald 05.09.2011 22:24

Moin Stimme,

du bist aber schnell.
Erwarte bloß nicht, daß ich da Schritt halte.
Mein Wort halte ich aber, auch wenn ich ein wenig hinterhinken muss.
Also, auf geht's...:)

Zitat:

Kühles Kalkül

Er würde sie bedenkenlos verkaufen,
den Teil von sich, als „Seele“ gut bekannt;
Gefühle hat er längst aus sich verbannt,
da ohne sie Geschäfte besser laufen.

Investitionen muss er kalkulieren,
berechnen, ob ein Risiko besteht,
dass jemand anders reich nach Hause geht,
um seine Zukunft dreist zu okkupieren.

Gedanklich schwelgt er süß in kalten Träumen,
zumindest, bis die Wirklichkeit ihn weckt.
Für Menschen ist kein Platz in leeren Räumen,

in denen Mars und Mammon sich zerraufen.
Die Emotion indes hat sich versteckt –
besteht sie nicht aus einem Trümmerhaufen?

Tja, das würde er wohl, da es die Seele aber nicht gibt, wäre das ein Handel mit leeren Händen. Letzteres könnte er höchstens an der Börse machen. :D
Gefühle hingegen kann man sich beim Geschäftemachen überhaupt nicht leisten, diese wirkten nur kontraproduktiv.

Ein Risiko besteht natürlich immer, aber bei einer guten Kalkulation lässt sich dieses sicherlich minimieren, dafür muss man ein Näschen haben.
Und ein wenig Selbstbewusstsein gehört schon dazu, um seine Zukunft fest in beide Hände zu nehmen und besser als die anderen zu planen.
Also herrscht hier "Kühles Kalkül" vor. Investionen jeglicher Art, also auch die wenigen noch vorhandenen Gefühle, müssen schon gewinnbringend angelegt werden.

Ob die Träume kalt sind, in denen er süß schwelgt, ist eine Frage des Standpunkts. Von außen betrachtet ist das vielleicht so, aber für ihn sind sie jedenfalls süß und können durchaus vom Feuer seiner Leidenschaft herrühren.
Weshalb den ersten beiden Zeilen des ersten Terzetts auch meine inhaltliche Kritik zukommt, denn sie beinhalten eine sehr subjektive Sicht.
In der dritten Zeile wollen mir die "leeren Räume" nicht gefallen.
Wenn sich dort der Gott des Krieges und der Mammon bekämpfen, können sie nicht leer sein.

Ich schlage deshalb vor, aus "kalten Träumen" "seinen Träumen" und aus "leeren Räumen" "kalten Räumen" zu machen.
So wären beide Kritikpunkte aus der Welt.

Die kalten Räume symbolisieren dann auch schon die fehlenden Gefühle, die sich versteckt haben.
Ja, manchmal könnte man meinen, daß die gefühlte Menschlichkeit in Wirklichkeit nur ein großer Trümmerhaufen ist.

Aber war das nicht zu allen Zeiten so?
Haben die Menschen nicht schon immer nur ihren Vorteil gesucht und alle verfügbaren Mittel dafür eingesetzt?
Heute jedoch sind die Methoden viel subtiler geworden, so daß es nur recht und billig ist, dieses "Kalte Kalkül" noch einmal ins Bewusstsein zu rufen.

Und ich denke, das ist im Großen und Ganzen gelungen.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Stimme der Zeit 06.09.2011 17:44

Hi, Faldi:),

Zitat:

du bist aber schnell.
Erwarte bloß nicht, daß ich da Schritt halte.
Mein Wort halte ich aber, auch wenn ich ein wenig hinterhinken muss.
Also, auf geht's...
Fühl dich bitte nicht "zeitlich" gedrängt, in Ordnung? :o Es ist nur so, dass ich mittlerweile auch wieder andere bzw. neue Gedichte schreibe, also dachte ich, erst mal täglich eines posten, jeder Kommentator / jede Kommentatorin kann sich ja ein Werk "heraus picken" und sich ohnehin so viel Zeit lassen, wie er oder sie möchte.

Zitat:

Tja, das würde er wohl, da es die Seele aber nicht gibt, wäre das ein Handel mit leeren Händen. Letzteres könnte er höchstens an der Börse machen.
Die "Seele" dient hier auch nur "stellvertretend" für die Eigenschaften, die ihr im allgemeinen zugeschrieben werden. Welches andere Wort mit dem gleichen Symbolgehalt könnte ich benutzen? Jedem ist klar, was mit "Seele" gemeint ist, ansonsten bedürfte es einer längeren und ausführlichen Erklärung. Für gewöhnlich symbolisiert die Seele das "Gute", das "Positive" im Wesen des Menschen, deshalb verwende ich sie hier. Das LI ist also bereit, das, was postiv, gut und "menschlich" in ihm ist, zu verkaufen, gewissermaßen den "besseren Teil" seines Selbst.

Zitat:

Gefühle hingegen kann man sich beim Geschäftemachen überhaupt nicht leisten, diese wirkten nur kontraproduktiv.
Frag nicht, wie es heutzutage in der Chefetage eines sogenannten und auch noch "christlichen" Sozialunternehmens aussieht ... :(

Zitat:

Ein Risiko besteht natürlich immer, aber bei einer guten Kalkulation lässt sich dieses sicherlich minimieren, dafür muss man ein Näschen haben.
Und ein wenig Selbstbewusstsein gehört schon dazu, um seine Zukunft fest in beide Hände zu nehmen und besser als die anderen zu planen.
Also herrscht hier "Kühles Kalkül" vor. Investionen jeglicher Art, also auch die wenigen noch vorhandenen Gefühle, müssen schon gewinnbringend angelegt werden.
Ein "Näschen" namens Berechnung, ja. "Ein wenig Selbstbewusstsein" - also dabei musste ich wirklich grinsen. Ein wenig viel, damit man danach streben kann, der Beste zu sein. (Ich weiß, wie du es meinst, ich widerspreche hier nicht, sondern erkläre nur.;))

Die "Frau an seiner Seite" oder auch der "Mann an ihrer Seite" muss natürlich passen. Ein repräsentatives Äußeres ist da sehr wichtig, ebenso vorhandenes Vermögen und vorteilhafte familiär-geschäftliche Verbindungen. :cool:
Zitat:

Ob die Träume kalt sind, in denen er süß schwelgt, ist eine Frage des Standpunkts. Von außen betrachtet ist das vielleicht so, aber für ihn sind sie jedenfalls süß und können durchaus vom Feuer seiner Leidenschaft herrühren.
Weshalb den ersten beiden Zeilen des ersten Terzetts auch meine inhaltliche Kritik zukommt, denn sie beinhalten eine sehr subjektive Sicht.
In der dritten Zeile wollen mir die "leeren Räume" nicht gefallen.
Wenn sich dort der Gott des Krieges und der Mammon bekämpfen, können sie nicht leer sein.
Du hast mit deinen Einwänden recht, das ist sehr subjektiv geschrieben, deshalb änderte ich die beiden Verse bereits gestern. :o

Deine Vorschläge machen Sinn. (Nun ja, als Verfasserin bin ich subjektiv, ab und zu denke ich nicht daran, dass ich die Sicht der Leser stärker berücksichtigen sollte. Meistens, wenn mich etwas ärgert. Natürlich weiß ich, wie ich "leere Räume" (im übertragenen Sinn) meinte - das kann der Leser aber nicht wissen. Danke für's "Erinnern".:))

Zitat:

Die kalten Räume symbolisieren dann auch schon die fehlenden Gefühle, die sich versteckt haben.
Ja, manchmal könnte man meinen, daß die gefühlte Menschlichkeit in Wirklichkeit nur ein großer Trümmerhaufen ist.
Faldi, spenden beispielsweise aktuell noch viele Menschen, ohne es hinterher von der Steuer abzusetzen? Was mit der einen Hand gegeben wird, holt man sich schnellstens mit der anderen wieder zurück. Es gibt das Wort "uneigennützig" wohl nur noch in Wörterbüchern. Helfen? Ja, wenn man selbst in "Sicherheit" bleibt und keinen wie auch immer gearteten "Verlust" bei der Sache hat, ob nun in finanzieller oder anderer Hinsicht. Kein Risiko eingehen, das nicht die eigene Unversehrtheit oder einen Profit garantiert. Bestenfalls beides.

Zitat:

Aber war das nicht zu allen Zeiten so?
Haben die Menschen nicht schon immer nur ihren Vorteil gesucht und alle verfügbaren Mittel dafür eingesetzt?
Heute jedoch sind die Methoden viel subtiler geworden, so daß es nur recht und billig ist, dieses "Kalte Kalkül" noch einmal ins Bewusstsein zu rufen.
Durchaus. Es gab aber ebenfalls "schon immer" Menschen, die diese Einstellung als falsch ansehen, es gibt sie noch heute, und sie tragen dazu bei, diese Tatsachen den Menschen "immer wieder" ins Bewusstsein zu rufen. (Wenn auch, leider zwangsläufig, in recht geringem Umfang.)
Zitat:

Und ich denke, das ist im Großen und Ganzen gelungen.
Ein bisschen Geschmackssache, aber du hast im Großen und Ganzen recht. Das erste Sonett war besser. :D

Zitat:

Gerne gelesen und kommentiert...
Dankeschön! :)

Liebe Grüße

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

Odiumediae 07.09.2011 21:54

Schon mit dem ersten Sonett deines Kranzes hast Du mich als Stammleser gewonnen. Ich mag die Anspielung auf das verlogene Verhalten der Menschen, vor allem in bezug auf die im Weine verborgene Wahrheit.

Was mir weiterhin gefällt, sind die Titel der Sonette, vor allem die Titel, die den wunderbaren Wert subtiler Seitenhiebe auf die Paradoxie gewisser Gepflogenheitn in der menschlichen Gesellschaft gleich in sich tragen. Dadurch spürt man, dass dem Verfassen der einzelnen Werke tiefere Reflexion vorausgegangen ist.

Zwei Dinge stören mich allerdings etwas. Du sprichst am Anfang allgemein vom Menschen, doch am Ende weichst Du meines Erachtens von Deinem Pfad ab, indem Du durch das Erwähnen von Frau und Kind (obschon es natürlich metaphorisch für die Treulosigkeit aller Menschen steht) den Eindruck erweckst, es ginge um Männer oder zumindest um einen bestimmten Mann.

Außerdem finde ich diesen Vers:

Zitat:

es ist ganz einfach, einfach wegzulaufen.
nicht ganz elegant. Das doppelte ‚einfach‘ wirkt auf mich, in Anbetracht der eleganten, dabei aber lockeren Schreibweise im Rest des Sonetts, ein wenig ungewollt plump.

Abgesehen von den Gründen für diese kleinen Nörgeleien gefällt mir das erste Sonett schon hervorragend.

Stimme der Zeit 08.09.2011 19:39

Hallo, Odiumediae,

ich danke dir:

Zitat:

Schon mit dem ersten Sonett deines Kranzes hast Du mich als Stammleser gewonnen. Ich mag die Anspielung auf das verlogene Verhalten der Menschen, vor allem in bezug auf die im Weine verborgene Wahrheit.

Was mir weiterhin gefällt, sind die Titel der Sonette, vor allem die Titel, die den wunderbaren Wert subtiler Seitenhiebe auf die Paradoxie gewisser Gepflogenheitn in der menschlichen Gesellschaft gleich in sich tragen. Dadurch spürt man, dass dem Verfassen der einzelnen Werke tiefere Reflexion vorausgegangen ist.
"Stammleser" - jetzt bin ich wirklich verlegen ... :o

Besonders dein Gefallen an meinen Titeln freut mich sehr, denn es sind gewöhnlich eben diese, die mir oft mehr "Schwierigkeiten" machen als das Gedicht selbst.

Zitat:

Zwei Dinge stören mich allerdings etwas. Du sprichst am Anfang allgemein vom Menschen, doch am Ende weichst Du meines Erachtens von Deinem Pfad ab, indem Du durch das Erwähnen von Frau und Kind (obschon es natürlich metaphorisch für die Treulosigkeit aller Menschen steht) den Eindruck erweckst, es ginge um Männer oder zumindest um einen bestimmten Mann.
Hier stimme ich dir zu. Es könnte selbstverständlich auch eine Frau sein. Ich poste bei meinem Sonett Nr. 1 einen alternativen Vers, vielleicht sagt er dir mehr zu. (Es hat mich ein wenig Zeit zum Nachdenken gekostet, denn eine ins Metrum passende und zugleich sinninhaltlich identische Alternative zu finden war nicht ganz einfach.) Die Variante: "Daheim bleibt die Familie geduckt,".

Zitat:

Außerdem finde ich diesen Vers:
Zitat:

Zitat von Stimme der Zeit:
es ist ganz einfach, einfach wegzulaufen.
Zitat von Odiumediae:
nicht ganz elegant. Das doppelte ‚einfach‘ wirkt auf mich, in Anbetracht der eleganten, dabei aber lockeren Schreibweise im Rest des Sonetts, ein wenig ungewollt plump.
Diese "Verdoppelung" ist ein rhetorisches Stilmittel, eine Geminatio. Ich verwende gerne Stilmittel an besonders prägnanten Stellen in meinen Gedichten. Hier bedeutet es:

"es ist ganz einfach ..." - im Sinne von "leicht, problemlos" und
"einfach wegzulaufen," - im Sinne von "er/sie ist einfach (so) weggelaufen!"

Selbstverständlich ist das "Geschmackssache", aber ich wählte diese "Verdoppelung" absichtlich, um die Aussage zu verstärken. Daher möchte ich diesen Vers so belassen.

Zitat:

Abgesehen von den Gründen für diese kleinen Nörgeleien gefällt mir das erste Sonett schon hervorragend.
Du darfst jederzeit "nörgeln", ich nehme das auch keineswegs übel. Vieles nehme ich gerne an (siehe weiter oben), aber manches möchte ich nicht ändern und "verteidige" meine Intention. Nichts für ungut! ;)

Danke für dein Interesse und deinen hilfreichen Kommentar.

Liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

Falderwald 09.09.2011 23:28

Hi Stimme,

so, dann wären wir bei Nr. 3 angelangt:


Zitat:

Gedankenlose Konzeption

Besteht sie nicht aus einem Trümmerhaufen,
die schönste Gabe, unsre Fantasie?
Ich fürchte, viele Kinder lernen nie,
was sie bedeuten kann, die Eltern kaufen

das Spielzeug vorgefertigt und akribisch
von Psychologen bestens konzipiert,
wodurch ihr Liebling rasch die Lust verliert.
Nanu, laut dem Bericht war doch empirisch

längst nachgewiesen, dass es pädagogisch
als äußerst wertvoll einzustufen ist?
Dazu erweist es sich als ökologisch,

da die Chinesen gern zusammenlesen,
besonders Müll und jede Sorte Mist.
Europa ist ein Selbstbedienungstresen.
Wenn ich mich so an meine Kindheit zurück erinnere, das war schon ganz anders damals.
Als kleines Kind habe ich fröhlich im Sandkasten und mit den Bauklötzen gespielt.
Später konnte ich mich stundenlang mit meinen Legosteinen und einer Katapult-Autobahn beschäftigen.
Ich habe mir fantastische Dinge zusammen gebaut, da war wirklich Kreativität gefragt.

Heute gibt es psychologisch geprüfte und pädagogisch wertvolle Spielmaterialien, die hervorragend dazu geeignet sind, die Kinder vom Spielen abzuhalten, weil es sie wirklich nicht mehr interessiert und wenn, dann nur kurz.

Einheitsbrei, genau so, wie es in China praktiziert wird, das wirkt auch irgendwie so langweilig und einheitlich.

Das kann man wirklich als gedankenlose Konzeption verstehen, was ich von diesem Sonett allerdings nicht behaupten kann, weil es einem roten Faden folgt und dieser sich stringent durch das ganze Gedicht zieht.

Allerdings will sich mir jetzt die letzte Zeile nicht wirklich erschließen, denn was hat jetzt Europa als Selbstbedienungstresen an dieser Stelle verloren?

Ich meine, diese Aussage ist zwar richtig, aber ich verstehe jetzt den Zusammenhang nicht, weshalb ich darum bitte, mir diesen Gedankensprung näher zu erläutern, denn so bleibt mein Urteil über dieses Text zwiegespalten und vorläufig.

Fazit:

Das erste Sonett war bisher das Beste, diese Qualität erreichen die beiden nachfolgenden noch nicht wieder.
Wer auf Platz zwei und drei meiner Wertung landet, hängt von meiner obigen Frage ab. Solange ist Nr. 2 auch mein Favorit für den zweiten Platz.

Ich stelle jetzt am Ende immer einen Vergleich an und ordne die Sonette in eine persönliche Lieblingsskala an.

Vorläufige Wertung also:

Platz 1 Retrospektive Aktualität
Platz 2 Kühles Kalkül
Platz 3 Gedankenlose Konzeption

Auch muss ich Odiumediae bezüglich der Titel recht geben. Sie sind originell, aktuell und wissen zu gefallen.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Stimme der Zeit 10.09.2011 09:07

Hi, Faldi:),

ich komme noch auf die letzte Zeile zurück, beginne aber am Anfang deines Kommentars:

Zitat:

Wenn ich mich so an meine Kindheit zurück erinnere, das war schon ganz anders damals.
Als kleines Kind habe ich fröhlich im Sandkasten und mit den Bauklötzen gespielt.
Später konnte ich mich stundenlang mit meinen Legosteinen und einer Katapult-Autobahn beschäftigen.
Ich habe mir fantastische Dinge zusammen gebaut, da war wirklich Kreativität gefragt.
Das ist mit den heutigen Spielzeugen tatsächlich so. Ich kann mich ebenfalls an meine Kindheit gut erinnern. Der Ort, in dem ich lebte, ist heute ein "Stadtrandgebiet", war damals aber noch ein "Dorf". In diesem Sinne spielte ich die meiste Zeit über "draußen". Ein biegsamer Ast, eine Schnur und ein halbwegs gerader Ast - fertig waren Pfeil und Bogen. Eine alte Wolldecke wurde zum Zelt, Blätter und Steine zu "Essen". Wir spielten Indianer und Cowboy, Räuber und Gendarm, Schiffbrüchige auf hoher See; wir spielten Fußball, klickerten um die Wette mit Murmeln, striegelten Pferde und halfen beim Füttern und Ausmisten in den beiden vorhandenen Kuhställen. Ach ja, Kreativität: Damals benötigten wir überhaupt kein vorgefertigtes Spielzeug, in unserer Fantasie wurde alles zu allem, was wir es sein lassen wollten. (Natürlich besaß auch ich einen Lego-Baukasten). Im Winter und bei schlechtem Wetter habe ich viel gemalt und gelesen. Und, ähem, mit Puppen spielte ich eigentlich selten ... :o

Zitat:

Heute gibt es psychologisch geprüfte und pädagogisch wertvolle Spielmaterialien, die hervorragend dazu geeignet sind, die Kinder vom Spielen abzuhalten, weil es sie wirklich nicht mehr interessiert und wenn, dann nur kurz.
Nach einer Stunde liegt es achtlos in einer Ecke. Dann fragen die Kinder die Erwachsenen: "Was soll ich spielen?" oder "Darf ich fernsehen?" Die meisten Kinder haben heutzutage nie gelernt, ihre Fantasie zu nutzen. Sie wollen ständige "Animation", vorgekaut und "gebrauchsfertig". Wenn sie älter werden, nehmen Fernseher und Computerspiele ihren "Platz" ein. :(

Zitat:

Einheitsbrei, genau so, wie es in China praktiziert wird, das wirkt auch irgendwie so langweilig und einheitlich.
China nimmt hier in mehrfacher Hinsicht und in voller Absicht, nicht nur als Beispiel, seinen "Platz" ein. Zunächst: Das meiste Spielzeug kommt von dort, ebenso Bekleidung und Schuhe. Mittlerweile die meisten elektronischen Bauteile ebenfalls, und es wird mehr. Die Welt wird immer abhängiger von chinesischen Produkten, was sich noch als fatal herausstellen wird, sollte diese Entwicklung nicht gestoppt werden. Aber das ist hier nicht Thema.

Zitat:

Das kann man wirklich als gedankenlose Konzeption verstehen, was ich von diesem Sonett allerdings nicht behaupten kann, weil es einem roten Faden folgt und dieser sich stringent durch das ganze Gedicht zieht.
Es ist eine gedankenlose Konzeption. Danke, dass du den roten Faden erkannt hast. :)

Zitat:

Allerdings will sich mir jetzt die letzte Zeile nicht wirklich erschließen, denn was hat jetzt Europa als Selbstbedienungstresen an dieser Stelle verloren?
Was denkst du, aus welchem "Grundmaterial" Spielzeug in China (und ein guter Teil der Bekleidung ebenfalls) hergestellt wird? China kauft, vor allem in Deutschland, aber auch massenhaft in anderen Ländern Europas hauptsächlich Plastikflaschen (aber auch jede andere Art Kunststoffmüll) auf. Diese werden geschreddert, eingeschmolzen und zu Granulat. Aus diesem Granulat werden Spielzeug und Plastikmöbel hergestellt. Und, mittels spezieller Maschinen, Pullover, Jacken und andere Kleidungsstücke aus synthethischen Fasern, kurz: Fleece.

Besitzt zu zufällig einen Fleece-Pullover? Dann trägst du, bei mittlerer Statur, ca. 25 in China zu Fleecegarn recycelte alte 1 1/2-Liter-Getränkeflaschen am Leib ... :p

China erwirbt diese Flaschen nach dem "Für'n Appel und 'n Ei"-Prinzip in unglaublichen Mengen, unterbezahlt die in den Fabriken beschäftigten Leute und kann dadurch trotz (für uns so wirkend!) "Billigpreisen" eine bis zu 200%ige, also ganz enorme "Gewinnspanne" einfahren. (Nehmen wir dazu noch, nebenbei festgestellt, die Tatsache, dass immer wieder Giftstoffe in Spielzeugen und Kleidungsstücken entdeckt werden und die Tatsache, dass die Arbeiter in China in Fabriken aufgrund der extremen Luftverschmutzung Atemschutzmasken tragen müssen.)

Ich musste China nehmen, und ich behaupte, dass wir hier in Europa ein "Selbstbedienungstresen" sind! China bedient sich fast "für Usus" bei uns, dort wird eine wahre Unmenge Geld mit unserem Müll gemacht, und wir sind froh, dass wir ihn "los sind". In den allerseltensten Fällen wird hinterfragt oder überhaupt darüber nachgedacht ... :mad:

Zitat:

Ich meine, diese Aussage ist zwar richtig, aber ich verstehe jetzt den Zusammenhang nicht, weshalb ich darum bitte, mir diesen Gedankensprung näher zu erläutern, denn so bleibt mein Urteil über dieses Text zwiegespalten und vorläufig.
Ich hoffe, ich konnte dir diesen "Gedankensprung" erklären, der eigentlich gar keiner ist. Das steht mit China in direktem, unmittelbaren Zusammenhang. Ehrlich gesagt, ich ging davon aus, dass diese Zusammenhänge allgemein bekannter wären, was offenbar leider nicht der Fall ist. :confused:

Zitat:

Fazit:

Das erste Sonett war bisher das Beste, diese Qualität erreichen die beiden nachfolgenden noch nicht wieder.
Wer auf Platz zwei und drei meiner Wertung landet, hängt von meiner obigen Frage ab. Solange ist Nr. 2 auch mein Favorit für den zweiten Platz.

Ich stelle jetzt am Ende immer einen Vergleich an und ordne die Sonette in eine persönliche Lieblingsskala an.

Vorläufige Wertung also:

Platz 1 Retrospektive Aktualität
Platz 2 Kühles Kalkül
Platz 3 Gedankenlose Konzeption
Dein "Fazit" entspricht meinem eigenen, aber vielleicht ist Nr. 3 jetzt inhaltlich klarer, was nicht heißt, dass es "besser" wird; es geht mir lediglich um die Thematik, die sich in all meinen Sonetten um "Mensch und Welt" dreht.

Zitat:

Auch muss ich Odiumediae bezüglich der Titel recht geben. Sie sind originell, aktuell und wissen zu gefallen.
Das freut mich immer, wenn Titel Gefallen finden, hier sogar ganz besonders, denn generell habe ich "Titelprobleme". ;) Er kommt immer erst an letzter Stelle und kann manchmal mehr Zeit von mir "fordern" als das Verfassen des Gedichts an sich. :rolleyes:

Danke für deinen interessierten Kommentar, denn du "gehst" wirklich in Gedichte "hinein", was mich einen Kommentar von dir besonders schätzen lässt. :)

Liebe Grüße

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

Falderwald 16.09.2011 23:47

Moin Stimme,

erst noch kurz mal zu deiner Antwort auf nr. 3.
Man kann das von zwei Seiten aus betrachten und der Advocatus Diaboli würde jetzt folgendes sagen.

Zitat:

Was denkst du, aus welchem "Grundmaterial" Spielzeug in China (und ein guter Teil der Bekleidung ebenfalls) hergestellt wird? China kauft, vor allem in Deutschland, aber auch massenhaft in anderen Ländern Europas hauptsächlich Plastikflaschen (aber auch jede andere Art Kunststoffmüll) auf. Diese werden geschreddert, eingeschmolzen und zu Granulat. Aus diesem Granulat werden Spielzeug und Plastikmöbel hergestellt. Und, mittels spezieller Maschinen, Pullover, Jacken und andere Kleidungsstücke aus synthethischen Fasern, kurz: Fleece.
Nun ja, die Flaschen sind ja nun mal da. Ist doch prinzipiell ncht schlecht, wenn ihr Material wiederverwendet werden kann.
In ein paar Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt. Diese Menschen wollen alle bekleidet werden.
Außerdem sitzt der weltgrößte Hersteller von Fleece in den Vereinigten Staaten. Die Firma Malden Mills Industries Inc. gilt als Erfinder und Weltmarktführer.

Zitat:

Besitzt zu zufällig einen Fleece-Pullover? Dann trägst du, bei mittlerer Statur, ca. 25 in China zu Fleecegarn recycelte alte 1 1/2-Liter-Getränkeflaschen am Leib ...
Ja, mehrere. Die meisten kommen aus U.S.A. :D
Sie sind warm, sind leicht, halten recht lange, verknittern nicht, trocknen schnell, sind leicht sauber zu bekommen und sind weich und kuschelig auf der Haut, im Gegensatz zu reiner Schafwolle, die oft kratzt und juckt.
Bei Wind- und Regenwetter braucht man zwar noch zusätzlichen Schutz, aber als Unterkleidung top.
Geil, ich trinke Cola und trage leere Flaschen...:D

Zitat:

China erwirbt diese Flaschen nach dem "Für'n Appel und 'n Ei"-Prinzip in unglaublichen Mengen, unterbezahlt die in den Fabriken beschäftigten Leute und kann dadurch trotz (für uns so wirkend!) "Billigpreisen" eine bis zu 200%ige, also ganz enorme "Gewinnspanne" einfahren. (Nehmen wir dazu noch, nebenbei festgestellt, die Tatsache, dass immer wieder Giftstoffe in Spielzeugen und Kleidungsstücken entdeckt werden und die Tatsache, dass die Arbeiter in China in Fabriken aufgrund der extremen Luftverschmutzung Atemschutzmasken tragen müssen.)
Ich würde mal sagen die niedrigen Einkaufspreise sind dadurch bedingt, daß hier niemand Interesse an dem Müll hat, weil keiner bereit ist, eine solche Arbeit zu verrichten.
Unsere Regierungen sind ja so gut, daß sie uns diese Arbeit nicht zumuten.
Und bei über 1,3 Mrd. Einwohnern in China müssen die Leute beschäftigt werden. Außerdem leben die auch davon, irgendeine Arbeit ist besser als keine. Unterbezahlt ist immer relativ. Besser als gar nichts und verhungern.
200 % Gewinnspanne spricht für clevere Geschäftsleute, bei denen scheints zu boomen. Die haben wohl nicht die europäischen Sorgen, wie sie 11 Milliönchen Griechen am Fressen halten sollen. Das sind doch Peanuts.
Und das Geile ist, wir kriegen noch was für unseren Müll, er wird kostenlos abtransportiert, die Chinesen machen was draus und der Staat kassiert dann die Einfuhrzölle für die daraus hergestellten und importierten Waren. Umsatzsteuer für die verkauften Waren gibt's dann noch oben drauf. Auch clever, oder? Und ohne sich die Hände schmutzig zu machen.
Dafür haben die Chinesen doch eine Gewinnspanne von 200 % verdient.
Tja, und das bisschen Gift ist eben in Kauf zu nehmen. Das ganze Leben ist riskant.
Aber wehe, wenn's einen von uns trifft.

Zitat:

Ich musste China nehmen, und ich behaupte, dass wir hier in Europa ein "Selbstbedienungstresen" sind! China bedient sich fast "für Usus" bei uns, dort wird eine wahre Unmenge Geld mit unserem Müll gemacht, und wir sind froh, dass wir ihn "los sind". In den allerseltensten Fällen wird hinterfragt oder überhaupt darüber nachgedacht ...
Was ja nun adäquat widerlegt worden wäre. :)

Aber ich weiß jetzt, wie du das gemeint hast...;)


So, kommen wir zum "Geldkacker". ;)

Zitat:

Der Dukatenesel

Europa ist ein Selbstbedienungstresen,
wo jedermann sich ungeniert bedient,
dabei aus Leibeskräften hämisch grient,
denn generell zahlt Deutschland alle Spesen.

Der Pleitegeier ist bereits am Kreisen?
Ein schlaues Land ruft laut: Germania!
Es funktioniert, der Rettungsschirm ist da.
Wir schicken unser Steuergeld auf Reisen,

der Bürger darf zum Ausgleich diesmal bleiben.
Verständnisinnig nickt hier Michels Kopf,
ganz artig akzeptiert er dieses Treiben

und lässt sich freundlich lächelnd abservieren.
Rein intellektuell ein armer Tropf
im Spiel, in dem nur wenige brillieren.
Jau, Deutschland ist der größte Zahlmeister in der Union, hält eine halbe Milliarde Leute komfortabel am Kacken und ist dabei trotzdem das unbeliebteste Land. Das soll uns mal einer nachmachen.

Tja, ist halt so, wenn man Dreck am Stecken hast, dann musst man halt zahlen.
Wie in der Kirche mit der Erbsünde: Fresse halten und büßen.

Wenn's ja nur die Pleitegeier wären.
Aber manche haben bewusst betrogen und ihre Bilanzen gefälscht.
Das nennt man Vorspiegelung falscher Tatsachen und steht eigentlich unter Strafe. Hier bekommt man dafür einen Rettungsschirm. Man muss nur ganz laut Deutschland schreien und die Bundeskanzlerin mit kleinem schwarzem Schnurrbärtchen dabei darstellen, schon spannt sich dieser herrliche Schirm ganz wie von selbst auf.

Und der Michel kann ja schließlich mit seiner Stimme frei entscheiden, wer seine Interessen nach der nächsten Wahl vertritt.
Ist er doch selbst schuld, wenn er sowas wählt.
Keiner will eine extrem linke oder rechte Regierung und so darf er sein Kreuzchen nur bei CDU/CSU, SPD, GAL oder FDP machen. Ist doch egal, weil sowieso alles dasselbe ist. Entweder man hat die die jetzigen Chaoten oder die anderen Gutmenschen.
Obwohl ja die FDP auf dem Sterbebett nun noch einmal einen letzten Strohhalm ergriffen hat. Immerhin hat ja ihr Chef jetzt eine griechische Pleite nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen.
Hehehe, wäre ja nicht auszudenken, wenn der Jungspund damit die Alte vom Thron stürzen würde.
So lassen wir sie mal machen, nicht wahr?
Mangels Intellekt bleibt der doofe Bürger immer was er ist, nämlich ein doofer Bürger.
Die Fäden ziehen die da oben und wir tanzen eben dazu.
So war es immer und so wird es immer bleiben.


Dein 4. Sonett ist brisant, hochaktuell und bringt es auf den Punkt und ist somit also gelungen.

Allerdings reicht es immer noch nicht ganz an Nummer 1 heran, weshalb dieses weiterhin an der Tabellenspitze steht.

Vorläufige Tabelle:

Platz 1 Retrospektive Aktualität
Platz 2 Der Dukatenesel
Platz 3 Kühles Kalkül
Platz 4 Gedankenlose Konzeption


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Stimme der Zeit 17.09.2011 09:57

Hi, Faldi:),

Zitat:

Nun ja, die Flaschen sind ja nun mal da. Ist doch prinzipiell ncht schlecht, wenn ihr Material wiederverwendet werden kann.
In ein paar Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt. Diese Menschen wollen alle bekleidet werden.
Außerdem sitzt der weltgrößte Hersteller von Fleece in den Vereinigten Staaten. Die Firma Malden Mills Industries Inc. gilt als Erfinder und Weltmarktführer.
Ja, die Flaschen sind "nun mal da". Hm, ich könnte darunter jetzt etwas ganz anderes verstehen, aber bleiben wir beim Thema. :p Frage: Woher bezieht Malden Mills Industries Inc. das Fleecegarn? Hier mal ein Link: ht tp://german.alibaba.com/products/fleece-yarn-dyed.html
Hmmm ...

Zitat:

Ja, mehrere. Die meisten kommen aus U.S.A.
Sie sind warm, sind leicht, halten recht lange, verknittern nicht, trocknen schnell, sind leicht sauber zu bekommen und sind weich und kuschelig auf der Haut, im Gegensatz zu reiner Schafwolle, die oft kratzt und juckt.
Bei Wind- und Regenwetter braucht man zwar noch zusätzlichen Schutz, aber als Unterkleidung top.
Geil, ich trinke Cola und trage leere Flaschen...
Joha, kuschelig, preisgünstig, pflegeleicht und bequem. Der größte Anteil besteht allerdings aus Mineralwasser(Sprudel)flaschen. Das Problem ist: Bei Glasflaschen muss, aus Hygienegründen, ein sehr ätzendes und scharfes, keimtötendes Mittel zur Reinigung verwendet werden. (In den USA hatte eine Frau dabei Pech: In einer Colaflasche blieb unbemerkt ein Rest davon. Als sie trank, verätzte sie sich Speiseröhre und Magen schwer.:() Tja - also schädigen Glasflaschen die Umwelt noch mehr als Plastikflaschen. Was soll man wählen - wenn man keine Wahl hat? Teufel oder Beelzebub? :confused::rolleyes:

Und, an den Advocatus diaboli: Sagte ich nicht etwas über die zunehmende Abhängigkeit von Produkten aus China, vor allem im Textil-, Spielzeug- und Elektronikbereich? Nein, China will die Welt "zivilisieren". Die chinesische Mentalität ist ganz anders als unsere "gegenwartsorientierte". Sie haben Geduld, sie denken sich: Was mir nicht gelingt, erreichen meine Kinder, Enkel oder Ur-ur-ur-ur-enkel. Und irgendwann "haben" sie uns in der Tasche, ganz ohne Krieg. Hmmm ...

Zitat:

Ich würde mal sagen die niedrigen Einkaufspreise sind dadurch bedingt, daß hier niemand Interesse an dem Müll hat, weil keiner bereit ist, eine solche Arbeit zu verrichten.
Unsere Regierungen sind ja so gut, daß sie uns diese Arbeit nicht zumuten.
Und bei über 1,3 Mrd. Einwohnern in China müssen die Leute beschäftigt werden. Außerdem leben die auch davon, irgendeine Arbeit ist besser als keine. Unterbezahlt ist immer relativ. Besser als gar nichts und verhungern.
200 % Gewinnspanne spricht für clevere Geschäftsleute, bei denen scheints zu boomen. Die haben wohl nicht die europäischen Sorgen, wie sie 11 Milliönchen Griechen am Fressen halten sollen. Das sind doch Peanuts.
Und das Geile ist, wir kriegen noch was für unseren Müll, er wird kostenlos abtransportiert, die Chinesen machen was draus und der Staat kassiert dann die Einfuhrzölle für die daraus hergestellten und importierten Waren. Umsatzsteuer für die verkauften Waren gibt's dann noch oben drauf. Auch clever, oder? Und ohne sich die Hände schmutzig zu machen.
Dafür haben die Chinesen doch eine Gewinnspanne von 200 % verdient.
Tja, und das bisschen Gift ist eben in Kauf zu nehmen. Das ganze Leben ist riskant.
Aber wehe, wenn's einen von uns trifft.
Ja, Herr Advokat. :D Es gewinnen alle, außer denen, die verlieren. Logisch, oder? :p Und außerdem, falls es jemandem doch nicht gelingt, die Hände "sauber" zuhalten, na ja, wozu gibt es Seife, (Made in China), um sie, falls doch ein wenig "schmutzig" sein sollten, erfolgreich zu waschen? Der Verlierer ist eben immer der "Dumme", denn an ihm bleibt der "Dreck" hängen, auch wenn er gar keine Lust hat, den Schmutz von anderen zu beseitigen.
Es ist, wie es ist. Die Mehrzahl der Menschheit sagt sich: Was soll's, so lange mich das nicht direkt betrifft, ist es mir wurscht. Oder Cola. Oder Sprudel - das ist mir Plastik wie Flasche! :p

Es ist, überall auf der Welt, sich jede "Hand" selbst am nächsten. Was geht das feine Pfötchen denn die andere Dreckpfote an ... :rolleyes:

Zitat:

Aber ich weiß jetzt, wie du das gemeint hast...
Freut mich. :)

Zitat:

So, kommen wir zum "Geldkacker".
Ja, irgendwie werden wir den nicht los, stimmt's? :rolleyes:

Zitat:

Jau, Deutschland ist der größte Zahlmeister in der Union, hält eine halbe Milliarde Leute komfortabel am Kacken und ist dabei trotzdem das unbeliebteste Land. Das soll uns mal einer nachmachen.

Tja, ist halt so, wenn man Dreck am Stecken hast, dann musst man halt zahlen.
Wie in der Kirche mit der Erbsünde: Fresse halten und büßen.
Ich glaube, das mit dem Ablasshandel hatten wir auch schon mal ...

Es lebe das christlich-soziale politische System der westlichen Welt! Halleluja! :)

Aus dem Deuteronomium:
16 „Tritt ein frevelhafter Zeuge gegen jemand auf, um ihn eines Vergehens zu beschuldigen,
17 so sollen beide Männer in dieser Streitsache vor JHWH treten, vor die Priester und Richter zu jener Zeit,
18 und die Richter sollen gründlich nachforschen. Und wenn der falsche Zeuge ein falsches Zeugnis gegen seinen Bruder gegeben hat,
19 so sollt ihr mit ihm tun, wie er gedachte, seinem Bruder zu tun, damit du das Böse aus deiner Mitte wegtust,
20 auf dass die anderen aufhorchen, sich fürchten und hinfort nicht mehr solche bösen Dinge tun in deiner Mitte.
21 Dein Auge soll ihn nicht schonen: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß.“

Aus dem Neuen Testament, Bergpredigt: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.
Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand,
sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.“

Das hebräische tachat wird hier nach der Septuaginta mit dem griechischen anti übersetzt, das eine ähnliche Bedeutungsbreite besitzt. Jedoch spricht Jesus hier nicht den Täter auf seine Schadensersatzpflicht, sondern die Gewaltopfer an. Er bezieht die Formel nicht nur auf individuelle Körperverletzung, sondern auf die damalige Lage des ganzen jüdischen, von Gewalt und Ausbeutung betroffenen Volkes (Mt 5,1–11). Diese charakterisiert er als das „Böse“, dem nicht mit Gegengewalt zu widerstehen, sondern mit Feindesliebe zu begegnen sei (Mt 5,44ff).[18]

Die rechtlosen Armen konnten ihre Ansprüche damals nicht vor Gerichten geltend machen, da Israel unter römischem Besatzungsrecht stand. Not und Fremdherrschaft wurden in prophetischer Tradition immer als Folge von kollektiver Missachtung des Willens Gottes verstanden. Demgemäß löst Jesus den Rechtsgrundsatz „Auge für Auge“ von der Schadensregelung und bezieht ihn auf Israels Gesamtschaden, die Herrschaft des Bösen: Da das Reich Gottes nahe sei, sollen Juden auf Ersatzforderungen verzichten und feindlichen Gewalttätern mit Wohltaten begegnen, um sie zu „entfeinden“[19] und mit ihnen „Gottes Kinder“ zu werden. Darin sollen sie Gottes Vollkommenheit abbilden.[20]

Wie andere Torapredigten Jesu stellt auch diese nicht die Geltung des Gebots in Frage, sondern versucht, seinen ursprünglichen Richtungssinn in konkreter Situation zu bewahren: Unbegrenzte Gegengewalt, die die Talionsformel abwehren will, kann jetzt nur durch Verzicht auf Schadensersatz vermieden werden. Das naheliegende, aber tödliche Reaktionsmuster, das Wiedergutmachung nach den eigenen Maßstäben fordert und eigenmächtig durchsetzt, soll durch ein auf Konfliktlösung und Rechtsfrieden mit dem Streitgegner ausgerichtetes Verhalten abgelöst werden.

Paulus von Tarsus bestätigt im Römerbrief die Übereinstimmung der Lehre Jesu mit der Tora, indem er auf dessen Gebot der Feindesliebe anspielt und es mit dem biblischen Racheverbot (Dtn 32,35 EU) begründet (Röm 12,17–21 EU):

„Vergeltet niemand Böses mit Bösem … sondern überwinde das Böse mit Gutem.“

(Quelle: Wikipedia.org.)

Es geht mir um das "Prinzip", nicht dass es hier ein Missverständnis gibt. ;)Also widerspricht sich die Bibel (wie übrigens ständig:rolleyes:) selbst. Und, es lässt tief blicken - zweitausend Jahre, und kapiert hat das immer noch keiner. Das führt bei mir zu einem Vorstellungsbild: Ein Schüler sitzt im Mathematikunterricht. Fünftausend Jahre später: "Herr Lehrer, Herr Lehrer! Ich hab's kapiert! Ein mal Eins ist Eins!!!" :p:rolleyes::p

Ach, *seufz*. :(

Zitat:

Wenn's ja nur die Pleitegeier wären.
Aber manche haben bewusst betrogen und ihre Bilanzen gefälscht.
Das nennt man Vorspiegelung falscher Tatsachen und steht eigentlich unter Strafe. Hier bekommt man dafür einen Rettungsschirm. Man muss nur ganz laut Deutschland schreien und die Bundeskanzlerin mit kleinem schwarzem Schnurrbärtchen dabei darstellen, schon spannt sich dieser herrliche Schirm ganz wie von selbst auf.
Faldi, Faldi. Im Zweifel für den Angeklagten! :cool: Betrogen hat man erst, wenn man dumm genug ist, sich dabei erwischen zu lassen. Das ist die weltweit gängige menschliche Moral! Danach richten sich nicht nur die Einzelindividuen, danach richten sich ganze Regierungen! :cool:

Komisch nur, dass im Falle des "Ertapptwerdens" dann gravierende Unterschiede zu Tage treten. Beispiel: Das Schnurrbärtchen parkt falsch. Ja, bekommt SIE etwa einen Strafzettel? Wohl kaum, es sei denn - die Politesse verfügt über ein Moralbewusstsein. (Das soll, betrachtet man die Gesamtheit der Menschheit, gelegentlich tatsächlich vorkommen!:D) Der Rettungsschirm wird vom "gleichen Typus" aufgespannt, der ihn benötigt, oder? Michel darf dafür übrigens auf der Stelle blechen oder ins Gefängnis, wenn er nicht bezahlen will (oder kann) ... nur als Beispiel mal am Rande erwähnt ... :o

Zitat:

Und der Michel kann ja schließlich mit seiner Stimme frei entscheiden, wer seine Interessen nach der nächsten Wahl vertritt.
Ist er doch selbst schuld, wenn er sowas wählt.
Keiner will eine extrem linke oder rechte Regierung und so darf er sein Kreuzchen nur bei CDU/CSU, SPD, GAL oder FDP machen. Ist doch egal, weil sowieso alles dasselbe ist. Entweder man hat die die jetzigen Chaoten oder die anderen Gutmenschen.
Obwohl ja die FDP auf dem Sterbebett nun noch einmal einen letzten Strohhalm ergriffen hat. Immerhin hat ja ihr Chef jetzt eine griechische Pleite nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen.
Hehehe, wäre ja nicht auszudenken, wenn der Jungspund damit die Alte vom Thron stürzen würde.
So lassen wir sie mal machen, nicht wahr?
Mangels Intellekt bleibt der doofe Bürger immer was er ist, nämlich ein doofer Bürger.
Die Fäden ziehen die da oben und wir tanzen eben dazu.
Das politische System ist darauf ausgerichtet, uns in dieser "Wahllosigkeit" festzuhalten. Ergo: Die, die wählen gehen, sind die, die ihr Kreuzchen aus allen möglichen und unmöglichen Gründen machen - nur nicht als Resultat des Denkens. Die, die nicht wählen gehen, sind die, die kein Kreuzchen machen, da es ihnen entweder egal ist, oder, in ganz seltenen Fällen: Leute, die nachdenken, fluchen wie die Fuhrkutscher, und - nichts ankreuzen, weil es nichts anzukreuzen gibt. Und Letztere fluchen, weil nicht ankreuzen auch falsch ist! Ein System, das zur falschen Entscheidung zwingt, da es keine richtige gibt! Die einzig mögliche Alternative ist, wie wir bereits miteinander besprachen, hingehen und protestieren! Aber auch das ist eben im Grunde genommen nur eine "Notlösung", weil es keine Alternative gibt. Und der Protestierer sind viel zu wenige, nur die, die tatsächlich nachdenken. (Verzeihung, aber das ist ein Scheiß-System!:mad:) Und, nicht immer, aber immer öfter, da nervt die Michelei, aber wie ... :rolleyes:

Zitat:

So war es immer und so wird es immer bleiben.
95 % der Menschheit ist nicht zum Denken zu bewegen. So war es immer und so wird es immer bleiben. An der Tür zu meinem Schlafzimmer hängt eine Karte mit einem Spruch: Oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! - Nicht, dass ich an einen "Herrn" glaube, du liebes Bisschen, nein, aber der Spruch ist gut, oder? :D Ich glaube, dass "Hirn vom Himmel" fallen müsste, damit sich etwas ändert ...

Zitat:

Dein 4. Sonett ist brisant, hochaktuell und bringt es auf den Punkt und ist somit also gelungen.
Vielen Dank für dein Lob! :)

Zitat:

Allerdings reicht es immer noch nicht ganz an Nummer 1 heran, weshalb dieses weiterhin an der Tabellenspitze steht.

Vorläufige Tabelle:

Platz 1 Retrospektive Aktualität
Platz 2 Der Dukatenesel
Platz 3 Kühles Kalkül
Platz 4 Gedankenlose Konzeption
Bis jetzt stimme ich mit deiner Einschätzung überein. Ich denke, es wird sich im weiteren Verlauf zeigen, wo unsere Meinung divergieren wird. (Ich habe bereits ein, zwei Sonette diesbezüglich "im Kopf".;))

Meinen herzlichen Dank für deine ausführlichen Kommentare und deine Einschätzung ihrer Qualität, was für mich sehr hilfreich ist. Deshalb poste ich diesen "10-Stunden-Schnellschuss-Sonett(en)kranz" auch ohne Überarbeitung, denn ich möchte gerne wissen, wie weit ich qualitativ "gediehen" bin, wenn ich "aus dem Bauch heraus" schreibe.

Liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

Chavali 19.09.2011 16:47

Liebe Stimme,

einen ausführlichen Kommentar zu dem Verlauf deines Sonett-Kranzes kann ich mir wohl sparen -
bin eh nicht der große Philosophierer, zumindest nicht in schriftlicher Form :D

Ich finde es ganz großartig, was du uns hiermit zeigst.
Wer ein politisches Thema so straff und durchgeordnet auch noch lyrisch verdichten kann, der hat beides verstanden:
die Politik UND die Lyrik ;)

Als ich auf der Suche war, welches Sonett mir wohl am besten gefiel, bin ich gescheitert, denn sie gefallen mir alle.
Jedes hat sein Thema und insgesamt knüpft sich alles zu einer Kette ohne Ende:
unser heutiges Leben in allen seinen (meist negativen) Facetten.


Toll gemacht, perfekt gelungen! Gratuliere :)


Lieben Gruß,
Chavali


Stimme der Zeit 19.09.2011 17:55

Hallo, liebe Chavi:),

Zitat:

einen ausführlichen Kommentar zu dem Verlauf deines Sonett-Kranzes kann ich mir wohl sparen -
bin eh nicht der große Philosophierer, zumindest nicht in schriftlicher Form
das ist doch in Ordnung. Ich bin dafür eher "schwergängig", was genau die Thematik angeht, die du wiederum bevorzugst. Etwas Trauriges oder Melancholisches zu schreiben, das fällt mir nicht leicht. Wenn schon in dieser Rubrik, dann eher "düster". Ich finde, da ergänzen wir uns doch prima, denn lesen mag ich solche Gedichte durchaus gern! Vielfalt macht das Leben bunter - und Gedichte-Eiland auch. :)

Zitat:

Ich finde es ganz großartig, was du uns hiermit zeigst.
Wer ein politisches Thema so straff und durchgeordnet auch noch lyrisch verdichten kann, der hat beides verstanden:
die Politik UND die Lyrik
Ja, Politik und Gesellschaftskritik fällt wiederum mir leichter, wobei es immer ein wenig "philosophisch angehaucht" ist. Diese Art zu schreiben ist wohl "mein Ding". Ab und zu mache ich zwar einen "Ausflug" in andere Rubriken, aber überwiegend bin ich in der Denkerklause und im Humorbereich "daheim". ;)

Und meinen besonderen Dank für dein Lob, denn ich bin mir selbst der schlimmste Kritikus: Ich bin mit diesem Kranz nicht wirklich zufrieden, deshalb greife ich zu einer ganz anderen Thematik und schreibe gerade an einem neuen; diesmal aber langsam und mit sorgfältiger Überarbeitung. Ab und zu lasse ich mich ganz gerne "beurteilen", um zu wissen, wo ich "stehe". Mal sehen, wie dann der "Qualitätsvergleich" ausfällt. :o

Zitat:

Als ich auf der Suche war, welches Sonett mir wohl am besten gefiel, bin ich gescheitert, denn sie gefallen mir alle.
Jedes hat sein Thema und insgesamt knüpft sich alles zu einer Kette ohne Ende:
unser heutiges Leben in allen seinen (meist negativen) Facetten.
Noch einmal mein Dankeschön, ich persönlich habe natürlich "Lieblinge" und solche, die mir weniger gefallen. (Ich glaube, das geht uns allen so.)

Zum "Trost": Bei Nummer 12 gibt es einen "Hoffnungsschimmer" und Nummer 13 ist ganz konkret eine Hommage an die Dichtkunst (und an die Dichter). Also kein "hoffnungsloses" Ende. ;)

Zitat:

Toll gemacht, perfekt gelungen! Gratuliere
Mit Kritik kann ich gut umgehen, aber drei Mal in einem einzigen Kommentar gelobt zu werden, das schafft mich ... :o:o:o

Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, den ganzen "Pulk" Sonette zu lesen und danke für deinen lobenden Kommentar. (Ich gebe ja zu, dass es runterging wie Öl, aber gerade das macht mich jetzt extrem verlegen ...)

Liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

Falderwald 22.09.2011 20:47

Hi Stimme,

ich bleibe dran...;)

Zitat:

Faites vos jeux!

Im Spiel, in dem nur wenige brillieren,
gewinnt in erster Linie die Bank,
selbst Investoren sind am Ende „blank“,
gezwungen, einen Schuldschein zu quittieren.

Im Vorstand sitzen feiste Direktoren
und zählen eifrig ihren Geldgewinn,
in Soll und Haben suchen sie nach Sinn.
Die Menschlichkeit erstickt in den Tresoren,

gefangen hinter meterdicken Wänden
aus kaltem, frisch poliertem Edelstahl.
Die Zukunft liegt in manikürten Händen,

gepflegt gekrallt in unser armes Leben.
Kommt, zeigen wir schon bei der nächsten Wahl:
Wir werden uns der Herrschaft nicht ergeben!
Meine Damen und Herren, machen Sie Ihr Spiel !

Ehrlich gesagt, kann ich auch einige der "Investoren" nicht bedauern, denn gerade die "größeren" unter ihnen erhofften sich auch höhere Rendite, wodurch dieses Spiel erst salonfähig wurde.
Das hat natürlich auch die Kleinanleger gelockt, die reihenweise abgezockt wurden und die die eigentlichen Verlierer waren, neben den vielen Menschen in den USA, die ihre Häuser verloren haben, weil die Finanzierungen platzten.

Es ist ein dreckiges Spielchen und viele Banken haben ihre Leichen im Keller verbuddelt.

Das Ganze hat ja System, denn unsere Gesellschaft (natürlich nicht nur unsere) ist auf Bankgeschäfte aufgebaut.
Wir haben ja schon von jung an mit Konten gelebt. Viele aus unserer Generation hatten ein Sparbuch bei der Sparkasse, wo Omi und Opi, die Eltern oder sonstige Verwandte kleinere (oder größere) Beträge mehr oder weniger regelmäßig deponierten. Da gab's ja dann auch noch ein paar Zinsen von der Bank geschenkt.
Und mit dem ersten Job oder der Lehrstelle war dann sowieso ein Girokonto fällig, weil der Arbeitgeber überweisen wollte.
Und wenn man dann mal was übrig hatte, dann gehörte es sich, dies nicht zuhause unter der Matratze aufzubewahren, sondern zur Bank aufs Sparbuch zu bringen, denn das gab ja Zinsen (s.o.) und man wäre ja blöde, wenn man Geld verschenkt.

Tja, und dann wurden die Zinsen für das Sparbuch immer lächerlicher und die sogenannten Anlageberater verkauften andere Optionen.
Das Spielchen wurde immer riskanter, bis es dann eben zu einer weltweiten kreditfinanzierten Massenspekulation kam, nebst eines spekulativ aufgeblasenen Wirtschaftswachstums in den USA, wonach der große Crash im August 2007 erfolgte, dessen Auwirkungen wir bis heute spüren können.

Man hatte mit Luftbuchungen gespielt und die weltweiten Verluste bei Wertpaieren werden auf vier Billionen (4 000 000 000 000) US-Dollar geschätzt.

Da haben einige ganz gut verdient.

Ja, das ist ein kaltes Geschäft (gut dargestellt durch den "kalten, frisch polierten Edelstahl"), bei dem viele Menschen um ihr Erspartes gebracht wurden, aber eben auch vielen nicht solventen Kunden Kredite gewährt wurden, die eigentlich nicht hätten sein dürfen, weil das Geld, das hinter all dem stand, eigentlich gar nicht vorhanden war.

Tja, leider sind wir in diese Geschäfte viel zu sehr verstrickt, als daß sich etwas durch die nächste Wahl ändern lassen würde.
Eine neue Regierung wäre gezwungen, erst einmal dort weiter zu machen, wo die alte aufgehört hat, denn es bestehen ja verbindliche Verträge, aus denen man nicht so leicht aussteigen kann, auch wenn diese, zumindest auf europäischer Ebene, ständig gebrochen wurden, ich erinnere nur an den Maastrichter (später Amsterdamer) Vertrag.

Ja, man hat die Wahl.
Und zwar die Art und Weise, ob man schwarz, mit verschiedenen Rottönen, grün oder gelb betrogen werden möchte.
Diese netten Farben lassen sich dann auch noch munter miteinander kombinieren, da gibt es keine Grenzen.
Das ist richtig lustig, weil du zum Schluss nur noch einen bunten Einheitsbrei als Farbe hast, der von Einfaltspinseln verschmiert wird.

Ach, kotzt mich das alles an...:mad:

Aber dein 5. Sonett bringt es auf den Punkt.
Nur der Schluss (s.o.) wirkt m. E. nicht mit allerletzter Konsequenz, womit ich dieses Gedicht ganz knapp auf Platz zwei hinter " Retrospektive Aktualität verweisen muss, obwohl eine deutliche Steigerung zu den vorhergehenden Texten vorliegt.

Vorläufige Tabelle:
  1. Retrospektive Aktualität
  2. Faites vos jeux!
  3. Der Dukatenesel
  4. Kühles Kalkül
  5. Gedankenlose Konzeption

Obwohl du jetzt den gesamten Zyklus eingestellt hast und ich schon vorab einsehen durfte, habe ich mich absichtlich noch nicht näher mit den anderen Texten beschäftigt, weil ich sie mir der Reihe nach vornehmen und mir selbst als Kommentator die Spannung nicht nehmen möchte. ;)


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Stimme der Zeit 25.09.2011 10:48

Guten Morgen, Faldi,

Zitat:

ich bleibe dran...
tapfer, tapfer. (Ich mache nur Spaß.;)) Danke. :)

Zitat:

Meine Damen und Herren, machen Sie Ihr Spiel !
Das gehört nur "indirekt" zum Thema, aber irgendwie trotzdem "dazu": Menschen lieben Glücksspiele, jedenfalls sehr viele. In den letzten Jahren beobachte ich, dass Glücksspielshops wie Pilze aus dem Boden wachsen. Laut WHO betrugen 2008 in Deutschland die "sozialen Kosten" für das Glücksspiel ca. 326 Millionen Euro. Und nur zu leicht kann aus dieser "Spielerei" eine pathologische Spielsucht werden. Ich frage mich, ob nicht nur die Größe des "eingesetzten Geldbetrags" den Unterschied zu den Spekulationen an der Börse macht. So mancher "Zocker" stand auch dort "in der Unterwäsche" da, denn die Börse ist, bringt man es auf den Punkt, ein Spiel auf der Suche nach dem großen (finanziellen) Glück ...

Zitat:

Ehrlich gesagt, kann ich auch einige der "Investoren" nicht bedauern, denn gerade die "größeren" unter ihnen erhofften sich auch höhere Rendite, wodurch dieses Spiel erst salonfähig wurde.
Das hat natürlich auch die Kleinanleger gelockt, die reihenweise abgezockt wurden und die die eigentlichen Verlierer waren, neben den vielen Menschen in den USA, die ihre Häuser verloren haben, weil die Finanzierungen platzten.
Faldi, ich bedauere die "Großen" keinen Millimeter weit. Aber die "Kleinanleger", die von ihren Anlageberatern, Steuerberatern, Versicherungsmaklern oder "guten Freunden" dazu überredet wurden, ihre sauer ersparten Groschen (Grmpf: Cents:rolleyes:) doch besser in Aktien und/oder Aktienfonds anzulegen, da sie dabei doch "viel mehr Zinsen" bekämen, die tun mir wirklich leid. Es ist wie mit Versicherungsvertretern: Die Leute haben in den meisten Fällen etwas Überflüssiges "angedreht" bekommen, so sinnvoll wie 4 Lebensversicherungen und 3 Unfallversicherungen gleichzeitig. (Mit solchen Leuten, die häufig verschuldet sind, da sie einfach keine Ahnung von Finanzen haben, treffe ich beruflich zusammen. Sie lassen sich jedes X für ein U vormachen ...:() Den Leuten wird besonders gerne von ihrem Bankberater / ihrer Bankberaterin weisgemacht, dass Aktienfonds ja "sooo sicher" sind, und als Beweis legt man ihnen die "Entwicklung" bestimmter, sorgfältig ausgesuchter Fonds in den letzten 20 Jahren vor. Ähem - genau da ist der Knackpunkt. Wie groß ist nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass nicht gerade bei etwas, das 10, 20 Jahre lang "gut ging" zwangsläufig irgendwann die "Luft raus ist"? Das Risiko, die Schwankungen, das "Schwächeln" der Börse, das sich ankündigende Finanzdebakel der USA und somit auch Europas wurden geflissentlich verschwiegen. Also ließen sich die "kleinen Leute" gutgläubig darauf ein, um dann mindestens die Hälfte ihrer Einlagen oder sogar fast alles zu verlieren. Was für eine Schweinerei! :mad:

Zitat:

Es ist ein dreckiges Spielchen und viele Banken haben ihre Leichen im Keller verbuddelt.

Das Ganze hat ja System, denn unsere Gesellschaft (natürlich nicht nur unsere) ist auf Bankgeschäfte aufgebaut.
Wir haben ja schon von jung an mit Konten gelebt. Viele aus unserer Generation hatten ein Sparbuch bei der Sparkasse, wo Omi und Opi, die Eltern oder sonstige Verwandte kleinere (oder größere) Beträge mehr oder weniger regelmäßig deponierten. Da gab's ja dann auch noch ein paar Zinsen von der Bank geschenkt.
Und mit dem ersten Job oder der Lehrstelle war dann sowieso ein Girokonto fällig, weil der Arbeitgeber überweisen wollte.
Und wenn man dann mal was übrig hatte, dann gehörte es sich, dies nicht zuhause unter der Matratze aufzubewahren, sondern zur Bank aufs Sparbuch zu bringen, denn das gab ja Zinsen (s.o.) und man wäre ja blöde, wenn man Geld verschenkt.

Tja, und dann wurden die Zinsen für das Sparbuch immer lächerlicher und die sogenannten Anlageberater verkauften andere Optionen.
Das Spielchen wurde immer riskanter, bis es dann eben zu einer weltweiten kreditfinanzierten Massenspekulation kam, nebst eines spekulativ aufgeblasenen Wirtschaftswachstums in den USA, wonach der große Crash im August 2007 erfolgte, dessen Auwirkungen wir bis heute spüren können.

Man hatte mit Luftbuchungen gespielt und die weltweiten Verluste bei Wertpaieren werden auf vier Billionen (4 000 000 000 000) US-Dollar geschätzt.
Natürlich ist das dreckig, und wie dreckig, das glaubt man kaum. Jede Bank hat einen tiefen, tiefen Keller, da ist viel Platz.

Das "Wirtschaftswachstum" der USA war tatsächlich nur eine mit heißer Luft aufgepustete Seifenblase, die zwangsläufig platzen musste. Jeder US-Bürger bekam ohne weiteres eine Kreditkarte, die er auch benutzte. Und jetzt der "Hammer": Viele begriffen tatsächlich nicht, dass sie das ausgegebene Geld auch wieder würden zurückzahlen müssen!!! :eek: Unglaublich, aber wahr. Der Bildungsstand der "Arbeiterklasse" und der der "sozialen Unterklasse" ist ein wahrer Graus. Über die Hälfte der Bevölkerung glaubt, der deutsche Präsident (Was ist ein "Kanzler"?:confused:) hieße Hitler, alle Deutschen wären Nazis, würden sich nur von Weißwürsten, Sauerkraut und Bier ernähren und wir trügen nur "Krachlederne" und "Dirndl" ... :p Sie wissen nichts über die Welt außerhalb der USA, sie würden Deutschland auf einer Weltkarte lange suchen - ja, wo liegt das denn? Dem gegenüber mutiert ein deutscher "Nullblicker" spontan zur "Intelligenzbestie", es ist schrecklich. Und die "Elite", so wie in jedem Land der Welt, tut nichts dagegen, es ist für sie natürlich hervorragend, wenn die "Kluft" zwischen Arm und Reich so bleibt, wie sie ist. Es gibt nur den Unterschied, dass jeder, der seine Moral über Bord wirft und skrupellos genug ist, ein Mitglied des "Geldadels" werden kann. (Das ist allerdings überall so, nicht nur in den USA, dort bieten sich nur "mehr Möglichkeiten dafür".) Mit Anstand, Ehrlichkeit und Menschlichkeit wird man nicht reich. Das ist Fakt.

Zitat:

Da haben einige ganz gut verdient.
Einige wurde reich.:mad:

Zitat:

Ja, das ist ein kaltes Geschäft (gut dargestellt durch den "kalten, frisch polierten Edelstahl"), bei dem viele Menschen um ihr Erspartes gebracht wurden, aber eben auch vielen nicht solventen Kunden Kredite gewährt wurden, die eigentlich nicht hätten sein dürfen, weil das Geld, das hinter all dem stand, eigentlich gar nicht vorhanden war.
Hier sagst du etwas sehr Interessantes, auf das ich ein wenig näher eingehen möchte. Das deutsche Bankwesen ist etwas sehr Spezielles. Ein Beispiel: Herr X möchte eine Eigentumswohnung kaufen. Er geht zu seiner Bank und möchte einen Kredit. Der Berater wird ihm erklären, warum er einen höheren Kredit aufnehmen soll, als er braucht. "Dann haben sie 'Luft nach oben', denn man weiß ja nicht, was kommt. Das ist für sie günstiger, als ihn nachträglich aufzustocken oder einen zweiten Kredit aufnehmen zu müssen." Quark. Er bekommt Provision! :rolleyes:

Herr X nimmt also einen Kredit auf. Er hat natürlich keine Ahnung, was es mit der ganzen "Zinsgeschichte" so auf sich hat. Dass er weniger den Kredit, sondern hauptsächlich die Zinsen abbezahlt, das begreift er nicht, auch nicht, dass das so gewollt ist. Nach einer Weile sagt ihm die Bank, dass es besser wäre, den Kredit aufzustocken (im Widerspruch zum vorher Gesagten), da sich "Blabladies und blabladas geändert habe und es so günstiger für ihn wäre". Herr X macht das, klar doch. Dann passiert es: Er hat einen Unfall, oder er wird krank und dadurch berufsunfähig. Plötzlich ist er nicht mehr in der Lage, die Kreditraten abzubezahlen, da ihm das Geld dafür fehlt.

Wenn er nicht ganz naiv und nicht zu stolz ist, und feststeht, dass er nicht mehr arbeiten kann, dann sollte er eine Schuldnerberatung aufsuchen. Meist funktioniert ein außergerichtlicher Vergleich nicht, da das gar nicht im Interesse der Bank liegt. Es gibt dann für ihn nur noch die Privatinsolvenz - solche Fälle sind häufig.

Nun ist also Herr X in der Insolvenz. Was ist mit dem Kredit? Nun, die Bank ist gut versichert gegen solche Fälle. Das wird "gebucht", "verbucht", "aus- und umgebucht", bis plötzlich - ja nanu! - gar kein Verlust mehr vorhanden ist! :eek::confused: Ja, wie geht denn das? Er wird "abgeschrieben" und bringt dadurch noch Steuervorteile - Gewinn, Leute. Das geht, die deutsche Gesetzgebung sorgt dafür. Anbei ein sehr interessanter Link:

ht tp://w w w.egon-w-kreutzer.de/Geld/Grundlagen12.html#Anker10028 (Leerzeichen entfernen)

Wie geht es dann weiter? Es gibt in Deutschland einige sehr spezielle Inkasso-Unternehmen. Die Bank verkauft den "Rest-Kredit" an ein solches Büro, üblicherweise für 5-10 % der Kreditsumme. Ein Gewinn für die Bank - und für das Inkasso-Unternehmen ebenfalls. Denn dieses beginnt nun, Herr X mit Drohungen, die jeglicher gesetzlicher oder rechtlicher Grundlage entbehren, unter Druck zu setzen. Wenn das auch nur in der Hälfte der Fälle funktioniert (was es übrigens tut, da Herr X ja keine Ahnung hat, was rechtlich möglich ist oder nicht:rolleyes:), macht das Büro seinen "Reibach" mit solchen angekauften Krediten. Herr X beginnt also, sich das Geld vom Mund abzusparen, zahlt Raten, die er sich gar nicht leisten kann und lebt aus Unkenntnis der Sachlage zwei Wochen im Monat von Tütensuppe ... :(

Herr X: Der kleine, ganz große Verlierer. Gewinner: Die Bank und das Inkassobüro. :mad:

Zitat:

Tja, leider sind wir in diese Geschäfte viel zu sehr verstrickt, als daß sich etwas durch die nächste Wahl ändern lassen würde.
Eine neue Regierung wäre gezwungen, erst einmal dort weiter zu machen, wo die alte aufgehört hat, denn es bestehen ja verbindliche Verträge, aus denen man nicht so leicht aussteigen kann, auch wenn diese, zumindest auf europäischer Ebene, ständig gebrochen wurden, ich erinnere nur an den Maastrichter (später Amsterdamer) Vertrag.

Ja, man hat die Wahl.
Und zwar die Art und Weise, ob man schwarz, mit verschiedenen Rottönen, grün oder gelb betrogen werden möchte.
Diese netten Farben lassen sich dann auch noch munter miteinander kombinieren, da gibt es keine Grenzen.
Überall auf der Welt gibt es ihn, das ist keine "Verschwörungstheorie": Den "Geldadel", die "Finanz-Elite", die in Wirklichkeit am "Ruder sitzt". Die Politiker selbst sind damit "verwandt und verschwägert", sie "gehören dazu". Wie viele besitzen Geschäftsanteile an Unternehmen, sind Mitglieder in Vorständen? Wenn ein Politiker sein Amt verliert, geht er in die "Wirtschaft", denn eigentlich war er die ganze Zeit mit einem Bein schon dort.

Fazit: Das gesamte Weltwirtschaftssystem müssten von Grund auf geändert werden. Das ist nicht einmal Utopie, nicht einmal Spekulation, der Glaube daran wäre bloße Fantasterei. Das wird nie geschehen, denn die "Elite" wird niemals zulassen, dass sich ein System ändert, von dem sie profitieren. Und sie haben auch die "Geldmacht", jede Änderung erfolgreich zu verhindern.

Ja, die "Farben" sind völlig egal. Einheitsbrei, verschmiert von den Pinseln, die alle aus der gleichen "Pinselfabrik" stammen.

Zitat:

Ach, kotzt mich das alles an...:mad:
Wem sagst du das! :mad: Wir denken, reden, schreiben, protestieren - und kommen doch nicht dagegen an. Warum? Tja, wir sind viel zu wenige. Die Mehrheit der Menschheit kapiert das Ganze einfach überhaupt nicht, kein kleines Bisschen ... :rolleyes::(

Zitat:

Aber dein 5. Sonett bringt es auf den Punkt.
Nur der Schluss (s.o.) wirkt m. E. nicht mit allerletzter Konsequenz, womit ich dieses Gedicht ganz knapp auf Platz zwei hinter " Retrospektive Aktualität verweisen muss, obwohl eine deutliche Steigerung zu den vorhergehenden Texten vorliegt.

Vorläufige Tabelle:

Retrospektive Aktualität
Faites vos jeux!
Der Dukatenesel
Kühles Kalkül
Gedankenlose Konzeption
Bisher bin ich immer noch mit dir "einig", was die "Platzierungen" betrifft. Ich glaube aber, bei ein, zwei Sonetten werden unsere Meinungen verschieden sein. Mal abwarten, das finde ich gerade interessant. Es kann ja auch anders sein, ich lasse mich also auch ein wenig "überraschen", ob ich mit meiner Einschätzung am Ende richtig liege.

Zitat:

Obwohl du jetzt den gesamten Zyklus eingestellt hast und ich schon vorab einsehen durfte, habe ich mich absichtlich noch nicht näher mit den anderen Texten beschäftigt, weil ich sie mir der Reihe nach vornehmen und mir selbst als Kommentator die Spannung nicht nehmen möchte.
Das finde ich großartig, und ich bin dir auch sehr dankbar für deine Bemühungen. Es ist schließlich keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Menge "Geistesarbeit", sich der Reihe nach mit 14 Gedichten zu befassen. :o

Also: Vielen, lieben Dank und bis zum nächsten Sonett!

Liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

a.c.larin 09.10.2011 15:10

hallo stimme der zeit,

ich hab mich ein wenig mit deinem sonettenkranz beschäftigt -
da hast du dir ja eine ganz schön hohe latte gelegt....:)

diese form ist nicht so einfach, wie ich meine - vor allem, weil das meistersonett ja die conclusio von dem allen werden soll/ muss.

ich bin noch nicht ganz durch mit dem lesen, aber mir fallen bereits zwei dinge auf:
1) manche wörter passen nicht in den iambischen rhythmus:

"investitionen" ( gedicht 2) und "innovationen" ( gedicht 9 )
da stolper ich dann beim lesen drüber

2) den wechsel zwischen der eher alltäglichen betrachtung wirtschaftlicher abläufe hin zur mythologie und den göttern find ich ein wenig irritierend. dann plötzlich kommen naturbilder dazu. wärs da nicht sinnvoller in EINEM genre zu bleiben: wirtschaft oder götter oder natur?

wenn ich mir überlege, dass "sonare" so viel wie "klingen" bedeutet, hab ich auch meine bedenken, ob wirtschaftsthemen da überhaupt hineinpassen? :confused:

ich muss das unbedingt noch mit mir selber begrübeln.

vorerstmal ein bravo! für den mutigen versuch!
ob ich mich von dir anstecken lassen sollte?
lg, larin

Stimme der Zeit 09.10.2011 16:02

Hallo, larin:),

Zitat:

ich hab mich ein wenig mit deinem sonettenkranz beschäftigt -
da hast du dir ja eine ganz schön hohe latte gelegt....
Als ich damit anfing, hatte ich zunächst keine Ahnung, ob ich es überhaupt schaffen würde, das sage ich ganz ehrlich. Ebenso ehrlich: Ganz gelungen ist der Kranz nicht, aber er ist wirklich in zwei Sitzungen à 5 Stunden entstanden. Ich überlegte, ob ich ihn gründlich überarbeiten soll oder ihn so posten, wie er ist. Entschieden habe ich mich für Letzteres.

Der Grund: Ich wollte wissen, wo ich beim "spontanen Schreiben" qualitativ stehe. Ich weiß nicht, ob ich das erklären kann, ich versuch's mal. Was wir "spontan" bewerkstelligen, zeigt nicht an, was wir "bewusst gelernt" sondern das, was wir bereits "verinnerlicht" haben. Und in diesem Bereich wollte ich die Gelegenheit nutzen, das herauszufinden - und Faldi erklärte sich bereit, mir dabei behilflich zu sein. :)

Außerdem "schlich" ich um den Wunsch, einen Kranz zu schreiben, schon fast 3 Monate lang "herum", also zog ich es durch, bevor ich Gefahr gelaufen wäre, zu "kneifen" ...

Zitat:

diese form ist nicht so einfach, wie ich meine - vor allem, weil das meistersonett ja die conclusio von dem allen werden soll/ muss.
Ja, die Conclusio schwächelt, es ist wirklich nicht einfach, das hin zu bekommen. Immerhin ist es kein Unsinn, aber ich werde sicher einen zweiten, langsam ausgearbeiteten Sonettkranz schreiben und dann beim Meistersonett sehr viel mehr Sorgfalt walten lassen. :o

Zitat:

ich bin noch nicht ganz durch mit dem lesen, aber mir fallen bereits zwei dinge auf:
1) manche wörter passen nicht in den iambischen rhythmus:

"investitionen" ( gedicht 2) und "innovationen" ( gedicht 9 )
da stolper ich dann beim lesen drüber
xxxXx (alle beide). Es gibt (im Deutschen) keine drei unbetonten Silben nachheinander, die mittlere wird automatisch etwas "angehoben" - dadurch entsteht xXxXx. Natürlich ist das nicht "völlig rund" (es sind eben Fremdworte), aber so passt es dann wieder.

Zitat:

2) den wechsel zwischen der eher alltäglichen betrachtung wirtschaftlicher abläufe hin zur mythologie und den göttern find ich ein wenig irritierend. dann plötzlich kommen naturbilder dazu. wärs da nicht sinnvoller in EINEM genre zu bleiben: wirtschaft oder götter oder natur?

wenn ich mir überlege, dass "sonare" so viel wie "klingen" bedeutet, hab ich auch meine bedenken, ob wirtschaftsthemen da überhaupt hineinpassen?
Nun ja, liebe larin, ich experimentiere eben leidenschaftlich gerne. Das "Grundthema" ist der Mensch, und zwar der heutige. Wirtschaft, Soziales, Politik, Mythologie, Natur (wir sind ein Teil davon, egal wie viele das gerne leugnen), Kunst (ebenso enthalten sind Vergangenheit, Gegenwart und die Hoffnung auf eine Zukunft, also die "versteckten, indirekten Bezüge) = die Welt - und die Menschenwelt.

Nun ja, in früheren Zeiten hätte man sicher solche Themen nicht in Sonetten "verarbeitet", aber Gryphius hätte sicher auch nicht "schtzngrmm" geschrieben. ;) Er verarbeitete ja auch den Dreißigjährigen Krieg in Sonetten, wobei ich Krieg eher als weit heftigeren "Missklang" betrachte denn einen Blick in die Wirtschaft ... :/

Zitat:

ich muss das unbedingt noch mit mir selber begrübeln.
Ich freue mich schon im Voraus über deine Ergebnisse, denn nichts ist fruchtbarer als ein Gedankenaustausch mit jemand, der dichten kann - und das sage ich nicht nur so. Deshalb:

Zitat:

ob ich mich von dir anstecken lassen sollte?
Unbedingt! Mich würde es riesig freuen! :)

Zitat:

vorerstmal ein bravo! für den mutigen versuch!
Vielen, lieben Dank, genau das ist es ja: Mein erster Versuch. (Es kann ja nur besser werden.):o;):)

Danke für deine Beschäftigung mit dem Kranz (das ist viel Stoff, ich weiß, und daher keine Selbstverständlichkeit, sondern "Arbeit") und

liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

a.c.larin 09.10.2011 17:05

bin ich blöd oder bin ich blöd? :confused:

ich komm einfach nicht auf 5 silben:

in -no- va-zi-o - nen : 6!
in -ves-ti- zi-o - nen : 6! ( und SO kann ich sie einfach nicht lesen: xXxXxX

oder sprichst du sie etwa so aus:
innova zjo nen
investi zjo nen

möglichweise verändert hier das wort, regional bedingt, seinen klang ein wenig....

Stimme der Zeit 09.10.2011 17:17

Zitat:

bin ich blöd oder bin ich blöd? :confused:
Nein, ganz sicher nicht, eher vielleicht ich. :confused:

Zitat:

ich komm einfach nicht auf 5 silben:

in -no- va-zi-o - nen : 6!
in -ves-ti- zi-o - nen : 6! ( und SO kann ich sie einfach nicht lesen: xXxXxX

oder sprichst du sie etwa so aus:
innova zjo nen
investi zjo nen

möglichweise verändert hier das wort, regional bedingt, seinen klang ein wenig....
Ja, vielleicht ist da das "Schwobaländle" schuld - ich spreche die Worte nämlich tatsächlich als In-no-va-zjo-nen und In-ves-ti-zjo-nen aus ... :o

Da liegt also der sprichwörtliche "Hase im Pfeffer". Wenn (ganz offiziell) deine Lesart die richtige ist, dann ist das gut, wenn ich es weiß. Ich werde künftig ganz sicher darauf achten - oder ggf. unter dem Gedicht auf meine Lesart hinweisen, damit es keine "Verständigungsprobleme" gibt.

Wenn ich so lese, wie du es tust, also sechssilbig, dann hast du natürlich recht!

Nur kann ich das jetzt nicht mehr ändern, das "zerwürfelt" mir die Aussage zu sehr, also lies (ausnahmsweise) bitte 5 Silben, ja? :o

Jedenfalls herzlichen Dank für deinen Hinweis, ich merk's mir. :)

Liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

a.c.larin 09.10.2011 17:35

ach, keine ursache.
"die sprache ist die quelle aller missverständnisse" (karl kraus?)

mir ist beim überlegen noch was eingefallen.
ich weiß ja, nicht wie du es angegegangen bist - aber wahrscheinlich muss man beim sonettenkranz das pferd von schwanz her aufzäumen!
(will sagen: vom meistersonett her)
das letzte gedicht ist ja das, das auch den letzten eindruck hinterlässt ( und dessen aussage dann möglicherweise auch im gedächtnis hängenbleibt) - das sollte dann auch das elaborierteste, beste sein.
ich glaube kaum, dass man das hinkriegt, wenn man linear (also bei nummer 1 beginnend ) schreibt.

ich würde es deshalb wahrscheinlich so angehen:

1) das "große thema" festlegen, sodann

2) den schluss überlegen. und erst danach

3) all die übrigen sonette schreiben.

ist wie beim fachwerksbau: erst die querverlattungen, dann den mörtel rein - und wenns zuletzt wie ein haus aussieht, hat man gewonnen! :D

aber übers häusle - baue werd ich einem schwowe nicht referieren müssen, gelle? :p

lg, larin

Stimme der Zeit 21.10.2011 13:05

Hallo, larin,

deine Antwort hatte ich bis jetzt übersehen, da sich hier seither "nichts mehr bewegte". :o

Zitat:

mir ist beim überlegen noch was eingefallen.
ich weiß ja, nicht wie du es angegegangen bist - aber wahrscheinlich muss man beim sonettenkranz das pferd von schwanz her aufzäumen!
(will sagen: vom meistersonett her)
das letzte gedicht ist ja das, das auch den letzten eindruck hinterlässt ( und dessen aussage dann möglicherweise auch im gedächtnis hängenbleibt) - das sollte dann auch das elaborierteste, beste sein.
ich glaube kaum, dass man das hinkriegt, wenn man linear (also bei nummer 1 beginnend ) schreibt.

ich würde es deshalb wahrscheinlich so angehen:

1) das "große thema" festlegen, sodann

2) den schluss überlegen. und erst danach

3) all die übrigen sonette schreiben.
Ich möchte dir natürlich sagen, dass ich das für einen guten Gedanken halte, ich denke, ich werde das "ausprobieren". Es klingt sinnvoll, mal sehen, wie es dann funktioniert. :)

Leider "hänge" ich gerade bei meinem nächsten Sonettkranz schon seit zwei Wochen "fest" und komme einfach nicht weiter. :( Mir fehlt gerade die Inspiration für die "Thematik", schätze ich, denn andere Gedichte schreibe ich ja, da "flutscht" es ohne Probleme. Also kann es nur am Thema liegen.

Macht nichts, ich habe ihn gerade auf "unbestimmte Zeit" beiseite gelegt, wenn es wieder anfängt zu "kribbeln", werde ich es merken. Du kennst das sicher auch: Ein "Sich-Zwingen" hat ohnehin überhaupt keinen Zweck.

Zitat:

ist wie beim fachwerksbau: erst die querverlattungen, dann den mörtel rein - und wenns zuletzt wie ein haus aussieht, hat man gewonnen!
Na, dann will ich doch für den nächsten"Hausbau" das Beste hoffen! :D

Zitat:

aber übers häusle - baue werd ich einem schwowe nicht referieren müssen, gelle?
Ha noi, gwîs net. I gugg abr scho (nebabei) au no noch de Kerle, so ischs net, gelle? :D

Liebe Grüße :)

Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif

Falderwald 21.10.2011 14:34

Hi Stimme,

ein roter Faden beginnt sich durch deinen Sonettkranz zu ziehen, denn in jedem Text ist der Bezug zur Jetztzeit zu erkennen, so daß ich hier einmal ganz frech von einem erst kürzlich zugetragenen Ereignis der Geschichte ausgehe, auf welches ich im Anschluss noch einmal zurückkommen werde.

Zitat:

Götterdämmerung

Wir werden uns der Herrschaft nicht ergeben,
Feudalstrukturen sind Vergangenheit;
das Mittelalter war vor langer Zeit.
Soll Lachesis an ihrem Teppich weben,

gefertigt aus dem endlos langen Faden,
den Klotho unermüdlich weiter spann
und Atropos allein durchtrennen kann.
Nur Narren glauben göttlichen Scharaden,

geboren aus der Welt der Illusionen.
Schamanenzauber ohne Wirklichkeit,
mit dem System von Strafen und Belohnen,

das viele Menschen als ihr Heil erstreben.
Wir könnten, wären wir dazu bereit,
Vernunft und Herz mit neuem Mut beleben.

Liegen die erwähnten politischen Strukturen wirklich schon so weit hinter uns?
Oder wirken sie nach wie vor bis in unsere Gegenwart?
Ist es nicht viel mehr so, daß sie sich heutzutage nur in dem feiner gesponnenen Gewande der freien Marktwirtschaft als Superkapitalismus auf der Weltbühne präsentieren?
In anderen Staaten dieser Welt werden Religion und Staat nicht voneinander getrennt und Diktaturen jeglicher Art existieren nach wie vor, obwohl kürzlich einige von ihnen beseitigt wurden (den Preis dafür gilt es, wie immer, noch zu entrichten).
Aber auch in der westlichen Welt wird die Religion immer wieder als Aushängschild und zur moralischen Rechtfertigung politischer Handlungen gebraucht, weshalb auch immer wieder hohe Würdenträger derselben gerne gesehen und gehört werden.

Die griechische Mythologie war eigentlich eine recht einfache und mehr den Dichtern vorbehalten und jeder konnte erkennen, daß ihre Ideologie auf allegorischen „Wahrheiten“ beruhte. Niemand wurde gezwungen, den Göttern zu dienen. Ähnlich verhielt es sich im alten Rom.
Das hier verwendete Bild der drei Moiren, die verantwortlich sind für den Lebensfaden, der von ihnen gesponnen, bemessen und durchtrennt wird, ist stellvertretend für das Schicksal zu sehen und zeigt eindeutig die sinnbildliche, gleichnishafte Darstellung abstrakter Begriffe und gedanklicher Zusammenhänge.
Alle Religionen sind lediglich aus solchen Allegorien aufgebaut und damit eigentlich schon entmystifiziert.
Letztendlich ist es gleich, ob man sich Götter aus Stein oder Gold oder aber aus Allegorien, Ideologien oder Dogmen schafft, sie bleiben immer, was sie sind, nämlich Götzenbilder.
Zwar wurzeln in den Religionen viele moralische Grundlagen, doch benötigen sie daher ihr Sanktionssystem mit Hilfe ihrer Allegorien, die auf Lug und Trug, Wunder und Offenbarungen angewiesen sind.
Große Philosophen wie Kant und Schopenhauer haben mehr als Grundlagen für Moral und Ethik geschaffen, als alle sogenannte Weltreligionen zusammen.

Leider leiden noch viel zu viele an den Manipulationen, die sie schon in frühester Kindheit eingeimpft bekamen und von diesem Traum nicht mehr loskommen, weil sie um ihr vermeintliches Seelenheil fürchten müssen.

Ich persönlich glaube, alle jungen und nicht durch solche Dogmen beeinflussten Menschen wären durchaus bereit, philosophisch moralische und ethische Lehren anzunehmen, wenn man ihnen diese auf dem Wege der Bildung entsprechend nahe bringen würde.
Allein das ist nicht gewollt, sei es durch die verblendeten Alten oder die herrschenden Systeme, die Religion immer noch als die Philosophie für das dumme und einfache Volk protegiert und in ihren schulischen Bildungssystemen zulässt.
So wird die Unwissenheit und die bewusste Unwahrheit und damit die Dummheit auch noch staatlich gefördert.
Denn man stelle sich nur einmal vor, es würden wirkliche „Denker“ herangezüchtet. Die Gefahren für die Etablierten wären wohl nicht abzusehen und daher ist die reine und wahre Philosophie unerwünscht und es wird bewusst an den alten, dummen und verlogenen Dogmen festgehalten, welche das metaphysische Bedürfnis der großen, homogenen und dummen Masse zu befriedigen vermögen.

In diesem Sinne ist dieses Sonett als außerordentlich gelungen zu betrachten.

Da wäre nur eine einzige Kritik anzumerken:

Ich würde als Autor dieses Textes auf keinen Fall in der ersten Person Plural schreiben, denn über diese göttlichen Wortspiele sind wir doch schon längst hinaus, nicht wahr?

Vorschlag:

Ihr solltet euch der Herrschaft nicht ergeben…

Ihr könntet, wäret ihr dazu bereit…

Dann hätte ich nämlich einen neuen Spitzenreiter in diesem Sonettkranz.

Vorläufige Tabelle:
  1. Götterdämmerung
  2. Retrospektive Aktualität
  3. Faites vos jeux!
  4. Der Dukatenesel
  5. Kühles Kalkül
  6. Gedankenlose Konzeption

Ach ja, was ich noch vergaß:
Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß dieses Gedicht auf den jüngsten Papstbesuch und dessen (Aus)Wirkung in Deutschland zielt. Daran konnte man wieder einmal schön erkennen, wie die Hoffnungen vieler Menschen, die an dieses Lug- und Truggebilde glauben, an der Nase herumgeführt werden. Lächerlich…:rolleyes:


Gerne gelesen und kommentiert…:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Stimme der Zeit 22.10.2011 11:38

Hallo, Faldi,

Zitat:

Liegen die erwähnten politischen Strukturen wirklich schon so weit hinter uns?
Oder wirken sie nach wie vor bis in unsere Gegenwart?
Ist es nicht viel mehr so, daß sie sich heutzutage nur in dem feiner gesponnenen Gewande der freien Marktwirtschaft als Superkapitalismus auf der Weltbühne präsentieren?
In anderen Staaten dieser Welt werden Religion und Staat nicht voneinander getrennt und Diktaturen jeglicher Art existieren nach wie vor, obwohl kürzlich einige von ihnen beseitigt wurden (den Preis dafür gilt es, wie immer, noch zu entrichten).
Aber auch in der westlichen Welt wird die Religion immer wieder als Aushängschild und zur moralischen Rechtfertigung politischer Handlungen gebraucht, weshalb auch immer wieder hohe Würdenträger derselben gerne gesehen und gehört werden.
In der Tat, die politischen Strukturen wirken bis in unsere heutige Zeit. Allerdings betrachte ich diese als "Auswüchse" und "Modifikationen" von Strukturen, die tatsächlich der "Vergangenheit" angehören, denn Fakt ist, dass wir das Jahr 2011 schreiben und nicht das Jahr 1011. In gewisser Weise handelt es sich bei den ersten beiden Versen des Sonetts um eine Art "Appell", sich das einmal "bewusst" zu machen, und aufgrund dessen die Freiheit zu gewinnen, sich davon zu lösen - anstatt sie lediglich zu verändern.
Der Mensch neigt dazu, sich an bereits Vergangenem "festzuhalten", selbst wenn dies sich längst als negativ oder falsch herausgestellt hat. Es wird zu wenig selektiert, ob etwas aus der Vergangenheit es wert ist, bewahrt zu werden oder ob es aufgrund seiner schädlichen Auswirkungen verworfen werden sollte. Nehmen wir das Automobil. Das erste Auto fuhr 1886. Aufgrund mangelnder Erfahrungen konnten damals die "Folgen" nicht bedacht werden. Ein Auto produziert schädliche Abgase. Nun, obwohl wir heute diese Erfahrung bereits gemacht haben, ändert sich nichts, das Auto wird weiterhin nach dem damaligen "Grundprinzip" gebaut. Es wurde weiterentwickelt, verfeinert und modifiziert. Dennoch: Es fährt nach wie vor mit Benzin - obwohl das zu ändern wäre. Der Mensch neigt zum "Festhalten". Ihm genügt es, dass etwas funktioniert, und so lange es funktioniert ("gut" oder "schlecht" sei dahingestellt) wird es beibehalten. Ich möchte mich nicht darüber auslassen, was dem der Wunsch nach schnellerer Fortbewegung zu Grunde liegt. Wir domestizierten Reittiere, bevor wir das Automobil erfanden. Dann müssten wir auch erörtern, weshalb dieser Wunsch gehegt wurde und wird. Das führt zu weit.

Dass Diktaturen existierten und existieren, liegt in einem Verhaltensmuster der Menschheit begründet, das wir, so wir es wünschten und es genau nehmen wollten, bis zur Entstehung der ersten Sozialstrukturen der Arten von Lebewesen, die uns "vorausgingen" zurückverfolgen könnten. Jede Sozialstruktur basiert nach wie vor auf dem "Anführer-Gefolgschaft"-Prinzip. An dieser Grundlage hat sich bis heute nichts geändert - auch das wurde lediglich modifiziert, auch die "Gewaltenteilung" einer Demokratie ändert nichts an der "Grundlage", denn dieses Prinzip gilt unabhängig von der Anzahl der "Leittiere". Banal ausgedrückt: Menschen brauchen jemanden, der (oder Plural: die) sagt (sagen), wo es "langgeht". Kurze humorvolle Einlage: Abgesehen von spezialmodifizierten, selbstdenkenden Einzelfällen, die zwar ebenfalls ein "ethisch-moralisches Leitsystem" benötigen, aber aufgrund von bewusster Eigenverantwortlichkeit in der Lage sind, auf "Anführer" zu verzichten. :D

Die Religion. Wenn wir vertiefen, was eine Religion eigentlich ist, dann müssen wir nicht unbedingt deren Unlogik bzw. die Nicht-Bereitschaft, die Nicht-Existenz einer Seele und somit den Tod des "Ichs" zur Argumentation heranziehen. Jede Religion bildet hierarchische Sturkturen aus - womit wir wieder beim "Anführer-Gefolgschaft"-Prinzip wären. Wobei ich zu fragen wage, ob "blinder Glaube" sich lediglich auf Religion beschränkt. Eine Ideologie erfüllt den gleichen Zweck, selbst wenn sie nicht dasselbe ist, denn, wie gesagt, die Ursache ist ein Verhaltensprinzip.

Zitat:

Die griechische Mythologie war eigentlich eine recht einfache und mehr den Dichtern vorbehalten und jeder konnte erkennen, daß ihre Ideologie auf allegorischen „Wahrheiten“ beruhte. Niemand wurde gezwungen, den Göttern zu dienen. Ähnlich verhielt es sich im alten Rom.
Das hier verwendete Bild der drei Moiren, die verantwortlich sind für den Lebensfaden, der von ihnen gesponnen, bemessen und durchtrennt wird, ist stellvertretend für das Schicksal zu sehen und zeigt eindeutig die sinnbildliche, gleichnishafte Darstellung abstrakter Begriffe und gedanklicher Zusammenhänge.
Alle Religionen sind lediglich aus solchen Allegorien aufgebaut und damit eigentlich schon entmystifiziert.
Letztendlich ist es gleich, ob man sich Götter aus Stein oder Gold oder aber aus Allegorien, Ideologien oder Dogmen schafft, sie bleiben immer, was sie sind, nämlich Götzenbilder.
Zwar wurzeln in den Religionen viele moralische Grundlagen, doch benötigen sie daher ihr Sanktionssystem mit Hilfe ihrer Allegorien, die auf Lug und Trug, Wunder und Offenbarungen angewiesen sind.
Große Philosophen wie Kant und Schopenhauer haben mehr als Grundlagen für Moral und Ethik geschaffen, als alle sogenannte Weltreligionen zusammen.
Ich stimme deinen Ausführungen zu. Die Wissenschaft geht von dem sogenannten "Null-Prinzip" aus - etwas existiert so lange nicht, bis dessen Existenz bewiesen ist. Die Religion geht "andersherum" vor. Für sie existiert alles so lange, bis dessen Nicht-Existenz bewiesen ist. Zwei völlig konträre Ansichten, kein "Wunder" also, dass sie nicht miteinander in Deckungsgleichheit gebracht werden können. Die drei Moiren des Schicksals dienen im Gedicht als Allegorie, richtig.

Es gilt, was du über die wesentlich größere Toleranz polytheistischer antiker Religionen sagst. Ich denke, dieser liegt zugrunde, dass es derart viele unterschiedliche Götter waren - es gab ja sogar für jedes Haus eine eigene "Hausgottheit". Dem zu Folge boten solche religiösen Systeme mehr "Raum" für die Anerkennung von "etwas Anderem", wie beispielsweise der Philosophie.

Setzen wir den damaligen wissenschaftlichen Kenntnisstand voraus, dann wird klar, weshalb diese Allegorien notwendig waren. Sie dienten dazu, das "Unerklärliche" zu erklären. Wobei es notwendig ist, dass die Erkenntnisse falsch waren, da sie auf spekulativen und irrigen Parametern beruhten. Das ist zu "entschuldigen", denn auch die Wissenschaft irrt sich und entwickelt Theorien aufgrund bisherig als korrekt angesehenen Parametern, die sich jedoch ändern können und sich dadurch bis zu diesem Zeitpunkt als korrekt angenommene Ergebnisse dann durch neu hinzukommende Informationen Theorien/Erkenntnisse als falsch herausstellen. Der "gravierende Unterschied": Der größte Teil der "wissenschaftlichen Welt" ist zum Umdenken bereit, und auch dazu, Irrtümer oder Fehler einzugestehen (wobei allerdings Einstein ein gutes Beispiel dafür ist, dass das nicht immer der Fall ist;)). Jedoch ist die Situation bei Religionen auch hier "umgekehrt". Dort akzeptiert der "größte Teil" bereits die Möglichkeit eines Irrtums nicht.

Betrachten wir die Justiz. Sie dient dem Zweck, soziale Strukturen aufrecht zu erhalten. Dazu bedient sie sich, und ja, ebenso wie die Religion, einer Vorgehensweise, die auf "Strafen" für schädliches und/oder unmoralisches Verhalten basiert. Die Parallelen sind erkennbar. Ohne moralische Werte keine Regeln, keine Gesetze und ohne diese keine funktionierende Sozialstruktur. Auch hier könnte man die "Grundlagen" erforschen, aber auch das ginge zu weit. Zusammenfassend soll diese Ausführung nur veranschaulichen, weshalb es Religonen, Philosphien, Regeln und Gesetze gibt. Der Mensch benötigt ein "Orientierungssystem", das ihn "führt", ihm sagt, wo es "langgeht". Fehlverhalten hat negative Konsequenzen, korrektes Verhalten entweder positive oder zumindest keine negativen.

Ja, es stellt sich natürlich die Frage: Wie effektiv ist ein moralisches Leitsystem? Religionen sind ineffektiv, da sie auf Unlogik und Emotionen beruhen - auf Irrationalität. Philosphien sind wesentlich effektiver, da ihnen logische Prämissen zu Grunde liegen - sie sind rational. Ich denke jedoch, auch hier liegt der "Wert" von "Grundlagen der Moral und Ethik" nicht, wie du anführst, im "Schaffen von mehr"; sondern in deren Effektivität. Daher sage ich: "Große" Philosophen wie Kant und Schopenhauer schufen nicht "mehr" Grundlagen, sondern "bessere, logischere, effektivere".

Zitat:

Leider leiden noch viel zu viele an den Manipulationen, die sie schon in frühester Kindheit eingeimpft bekamen und von diesem Traum nicht mehr loskommen, weil sie um ihr vermeintliches Seelenheil fürchten müssen.
Da ein religioses System nicht mit Logik oder Fakten überzeugen kann, muss es zum Mittel der Manipulation greifen. Jede Religion ist eine Form dessen, was gemeinhin als "Gehirnwäsche" bezeichnet wird. Gerade bei Kindern, deren Gehirnstruktur sich erst auszubilden beginnt, ist das besonders fatal. Die "Aufnahmefähigkeit" im Kindheitsalter dient dazu, sich als Erwachsene im bestehenden Sozialgefüge zurechtzufinden und soll ihm die Voraussetzung geben, dort einen "angemessenen Platz" zu erreichen, an dem es "sich leben lässt". Die Werte, die wir besitzen, werden vor allem im Kindheitsalter "festgelegt", sie können daher später nur mit äußerster Anstrengung überwunden werden, selbst wenn betreffende Personen dann wissen, dass sie falsch sind. Kindheitsprägungen "sitzen tief", es wird sogar vermutet, dass sich bestimmte Strukturen des Gehirns derart "geprägt" herausbilden. Anders formuliert: Bestimmte neuronale Verknüpfungen finden statt, die dann im erwachsenen Gehirn weiter bestehen.

Zitat:

Ich persönlich glaube, alle jungen und nicht durch solche Dogmen beeinflussten Menschen wären durchaus bereit, philosophisch moralische und ethische Lehren anzunehmen, wenn man ihnen diese auf dem Wege der Bildung entsprechend nahe bringen würde.
Allein das ist nicht gewollt, sei es durch die verblendeten Alten oder die herrschenden Systeme, die Religion immer noch als die Philosophie für das dumme und einfache Volk protegiert und in ihren schulischen Bildungssystemen zulässt.
So wird die Unwissenheit und die bewusste Unwahrheit und damit die Dummheit auch noch staatlich gefördert.
Denn man stelle sich nur einmal vor, es würden wirkliche „Denker“ herangezüchtet. Die Gefahren für die Etablierten wären wohl nicht abzusehen und daher ist die reine und wahre Philosophie unerwünscht und es wird bewusst an den alten, dummen und verlogenen Dogmen festgehalten, welche das metaphysische Bedürfnis der großen, homogenen und dummen Masse zu befriedigen vermögen.
Ja, nach wie vor hängen Kreuze in Schulen und es findet Religionsunterricht statt. Selbst wenn einige Schulen diesen durch "Ethik-Unterricht" ersetzt haben, wurde leider in den meisten Fällen "dem Kind nur ein anderer Name gegeben".

Wie bereits oben von mir angeführt, stimme ich dir bezüglich der "noch unbeeinflussten" jungen Menschen zu. Eine "andere Prägung" ergibt ein "anderes neuronales Netz" und daher ein "anderes Denkmuster". Ich bin in dieser Hinsicht auch nicht "dogmatisch" (denn diese "Gefahr" besteht auch bei der Philosphie) und betrachte die "verblendeten Alten" dennoch mit einem gewissen Maß an "Nachsicht". Wenn auch sie bereits in ihrer Kindheit "geprägt" wurden, dann bedarf es einem hohen Maß an intellektuellen Fähigkeiten, um eine solche Prägung zu durchbrechen. Da dies eher selten der Fall ist, agieren die meisten von ihnen im Grunde genommen "ohne andere Wahl", da ihnen der Intellekt fehlt, sie zu überwinden. Für sie ist es "zu spät".

Zitat:

... welche das metaphysische Bedürfnis der großen, homogenen und dummen Masse zu befriedigen vermögen.
Jeder Mensch, unabhängig vom Intellekt, besitzt ein metaphysisches Bedürfnis. Es ist nicht zu leugnen oder zu negieren. Das ist unlogisch. Das entspricht unserer "Natur". Wir sind eine Spezies, die Fragen stellt und nach Antworten sucht. Was wir "steuern" können, ist das System, das dieses Bedürfnis befriedigt. Da das Prinzip "Religion" sich mittlerweile wohl (für einen rational denkenden Menschen) als ineffektiv, ja sogar schädlich herausgestellt hat, ist es die Philosophie, die vorzuziehen ist. Denn die Wissenschaft ist gezwungen, zuzugeben, dass sie nicht auf alle Fragen eine Antwort geben kann.

Und, unverdrossen: Wie groß die "homogene Masse" auch sein mag, sie umfasst nicht alle und kann daher nicht als "Gemeinplatz" festgelegt werden. Auch die Existenz von Individuen, die kein Bestandteil dieser "Mehrheit" sind; die Existenz von "nicht-homogenen Einzelnen" darf nicht vergessen werden! :)

Zitat:

In diesem Sinne ist dieses Sonett als außerordentlich gelungen zu betrachten.
Danke. :o:)

Zitat:

Da wäre nur eine einzige Kritik anzumerken:

Ich würde als Autor dieses Textes auf keinen Fall in der ersten Person Plural schreiben, denn über diese göttlichen Wortspiele sind wir doch schon längst hinaus, nicht wahr?

Vorschlag:

Ihr solltet euch der Herrschaft nicht ergeben…

Ihr könntet, wäret ihr dazu bereit…
Es sollte tatsächlich ein "göttliches Wortspiel" sein, und zwar gerade aufgrund des Inhalts. Aber nun gut, wenn etwa nicht funktioniert, ist es zu ändern. Da ich dieser Einstellung grundsätzlich folge, ändere ich. ;)

Allerdings: Dein zweiter Vorschlag würde das Reimschema des Sonetts nicht passen. Dann ergäbe sich aaab. Sollte dieser sich jedoch auf den dritten Vers beziehen, wäre er zwar akzeptabel, aber ich möchte das "Mittelalter" als Bezug zu den "Feudalstrukturen" behalten. Daher ändere ich Vers 1 deinem Vorschlag entsprechend. Danke. :)

Zitat:

Dann hätte ich nämlich einen neuen Spitzenreiter in diesem Sonettkranz.

Vorläufige Tabelle:
  1. Götterdämmerung
  2. Retrospektive Aktualität
  3. Faites vos jeux!
  4. Der Dukatenesel
  5. Kühles Kalkül
  6. Gedankenlose Konzeption

Ich gebe hier zu, dass ich (immer noch) zwischen Sonett 1 und 2 "schwanke". Trotz der Tatsache, dass die Thematik dieses Sonetts auch mich sehr "anspricht" (wie du weißt), bin ich momentan noch unentschlossen, da ich "Retrospektive Aktualität" aus anderen Gründen ebenfalls für Platz 1 in Betracht ziehe. Eine defintive Entscheidung meinerseits wird erfolgen, ich bin mir lediglich noch nicht völlig sicher.

Zitat:

Ach ja, was ich noch vergaß:
Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß dieses Gedicht auf den jüngsten Papstbesuch und dessen (Aus)Wirkung in Deutschland zielt. Daran konnte man wieder einmal schön erkennen, wie die Hoffnungen vieler Menschen, die an dieses Lug- und Truggebilde glauben, an der Nase herumgeführt werden. Lächerlich…
Ach ja. ;) Es erstaunte mich, dass offenbar das "Ersetzen" der aus bewusster Absicht dem Besuch ferngebliebenen Bundestagsabgeordneten durch "Platzhalter" größtenteils an der Öffentlichkeit "vorbeigegangen" ist. Ebenso wenig wurde wirklich registriert, dass es weitaus "tiefer blicken" ließ, was der Papst alles nicht sagte, anstatt dem, was er sagte. Er sagte im Grunde genommen - nichts ... :rolleyes:

Erneut einen herzlichen Dank für deinen ausführlichen, intensiven und gut durchdachten Kommentar! :)

Liebe Grüße :)

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