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Thomas 02.05.2014 10:50

Die Antwort
 
Die Antwort

Warum nur fand meine Frage
keine Antwort auf Erden?
Selbst im Hades
schweigen.
Endlich erhob sich Theresias
und sprach die Worte:

Es wird kommen die Zeit,
da jeder Mensch Religion hat,
da er fühlt
seinen Ort im Kosmos,
da er ahnt
was er der Menschheit ist.

Dann wird Poesie gelebt
nicht nur poetisch gesprochen.
Dann wird Friede herrschen.
Nicht nur Friede sein.

Auf euch Heutige aber
wird man schauen,
verwundert schauen.
Man wird nicht verstehen,
genau wie ihr nicht versteht,
dass Kannibalen waren.

So sprach Theresias,
der Blinde,
zur Antwort.

Falderwald 02.05.2014 22:45

Moin Thomas,

du kennst ja meine Einstellung bezüglich Religion in ihrer substantialistischen Bedeutung.
Deswegen möchte ich diesen Text auch von der funktionalistischen Definition her betrachten, die von der gemeinschaftsstiftenden und gesellschaftlichen Rolle der Religion ausgeht.

So wie die Prophezeiungen des blinden Sehers Teiresias stets Sinnsprüche waren, ist auch dieses Gedicht zu verstehen.
Es ist eine aufrüttelnde Mahnung in einer Zeit, wo hier und da schon wieder Gedanken an einen Krieg aufblitzen.
Und wenn es wirklich dazu kommen sollte, dann werden eines Tages diejenigen, die erkannt haben, dass alle Menschen Brüder (Schiller) und alle Teil des "Großen Ganzen" sind, diese menschlichen Eigenschaften nicht mehr verstehen können, so wie wir heute nicht verstehen können, dass es Kannibalen gegeben hat.

Bist du jetzt unter die Psalmendichter gegangen?

Der Inhalt hat mir aber trotz aller anfänglich geäußerten Vorbehalte gefallen.
Man kann ja auch mit verschiedenen Weltvorstellungen für dasselbe Ziel eintreten.


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Thomas 04.05.2014 10:19

Lieber Falderwald,

unter die Psalmendichter bin ich leider noch nicht gegangen, wie gerne tät ich das, denn als Lyrik ist was allem, was wir heute machen, haushoch überlegen – denke ich.

ja, ich kenne deine Einstellung, aber es geht hier gar nicht um Dinge, wie "gesellschaftliche Rolle von Religion", sondern um Religion, wie du sie auch hast und sie in einigen deiner Gedichte ausdrückst (du sprichst dann halt z.B. von "Liebe" im kosmischen Zusammenhang, so what?). Mit deinem Bezug auf Schillers "Alle Menschen werden Brüder" sprichst du im Grunde das gleiche an.

Also, trotz des Wortes Religion, welches ich nicht ganz in der allgemein gebräuchlichen Weise verwende, scheinen wir so ziemlich gleicher Meinung zu sein.

Das dich mein Versuch mit der Form nicht total abgeschreckt hat, erfreut mich. Mal sehen, was noch geht.

Liebe Grüße
Thomas

Narvik 06.05.2014 05:56

Hallo Thomas,

ich weiß nicht, ob es jemals Antworten geben wird. Vielleicht in der letzten Stunde, wie Hesse es in seinen Stufen beschreibt.
Auf jeden Fall lassen deine Worte Hoffnung aufkommen und der darin enthaltene Appell ist sehr ehrenwert.
Wir können vielleicht heute schon mit ein wenig Poesie dazu beitragen, dass diese Welt ein wenig freundlicher wird.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Dana 09.05.2014 20:41

Lieber Thomas,

ich las als noch keine Kommentare darunter standen und hatte ganz eigene Probleme mit Religion, gar Frömmigkeit.;)
Deine Antwort und beide Kommentare haben mich in einer selbstgehegten Meinung über Religion bestätigt.
Wenn man sie als "Überwort" versteht, nicht einengt, dann erschließt sich dein Gedicht so, wie es verstanden werden sollte und es auch will.
(Im Grunde ist jede Politik mit ihren Scharen von Anhängern eine Religion.:cool:)

Insofern schließe ich mich den positiven Gedanken für eine bessere Welt an - über gelebte Dichtung. Einzelne davon (dieses auch) wären Gebete, die man aufrichtig als "Gebet" (Psalm) sprechen könnte.

Liebe Grüße
Dana

Thomas 24.05.2014 16:00

Liebe Dana,

vielen Dank. Und mit der im "Überwort"-Sinn verstandenen Religion ist Poesie sehr eng verbunden (wie der Blinde Seher sagt). Meiner Meinng nach ist das der Kern der Kultuvierung des Menschen, nicht das Wissen.

Liebe Grüße
Thomas


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