Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 04.08.2011 11:31

Mein Tod?
 
Wer ruft mich ab, als wäre kein Erkennen
ihm Pfand genug auf dieser kalten Welt?
Wer reicht mir nun, da alle Brücken brennen,
die kühle Hand, eh noch die letzte fällt?

Wer neigte dich, des letzten Trunkes Schale,
aus ungelöschtem Weh dem welken Mund?
Das Leben fordert Schulden ein. Ich zahle,
und geh an jedem Schluck aus dir zugrund.

Und was gebar ich, der ich nun verblute,
das nicht mit mir in Acht und Asche sinkt?
Warum ist mir nach gutem Ton zumute
in einem Lied, das doch mit mir verklingt?

Wie vieles folgt noch, das ich nie erfahre?
- Wie wollte, Welt, ich in dir ewig sein!
Du schreitest fort, und alle deine Jahre
verschweigen mich im Aneinanderreihn...

Thomas 05.08.2011 09:47

Hallo Erich,

dein Gedicht ist (wie gewohnt) formvollendet, aber sehr düster.

Oh TENEBRAE! Die Finsternis entstand
als Juden Gottes Sohn ans Kreuz geschlagen,
doch mit der Auferstehung überwand
er Tod und auch die dunklen Fragen.

Man muss nicht gläubig nach Erlösung streben,
um hoffnungsvolle Wahrheit zu erraten:
Wir scheiden zwar aus diesem kurzen Leben,
doch gründet Zukunft sich auf unsren Taten

also Kopf hoch!

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 10.08.2011 13:41

Hi, Thomas und Ida!

Am meisten freut es mich, wenn meine Gedichte andere auch zum Dichten anregen - das ist in meinen Augen das allerhöchste Kompliment, das man einem Dichter machen kann, weil es beweist, dass er jemanden wirklich und wahrhaftig zu erreichen wusste!
Das zeigt ehrlicher als alle hehren und überschwänglichen Lobesworte, dass man es richtig gemacht hat. Vielen Dank für eure Beitrage!

LG, eKy

Dana 10.08.2011 20:40

Zitat:

Zitat von eKy
Wer ruft mich ab, als wäre kein Erkennen
notwendig ihm und einer kalten Welt?
Wer reicht mir nun, da alle Brücken brennen,
die kühle Hand, eh noch die letzte fällt?

Er wird es sein, weil er der einzige ist, der bleibt, wenn nichts mehr geht.

Wer neigte dich, des letzten Trunkes Schale,
aus ungelöschtem Weh dem welken Mund?
Das Leben fordert Schulden ein. Ich zahle,
und geh an jedem Schluck daraus zugrund.

Das ist der Moment, wo wir uns des Endes bewusst sind.

Und was gebar ich, der ich nun verblute,
das nicht mit mir in Acht und Asche sinkt?
Warum ist mir nach gutem Ton zumute
in einem Lied, das doch mit mir verklingt?

Ist es Hoffnung oder ein neues Erkennen, das sich nur jenem erschließt?

Wie vieles folgt noch, das ich nie erfahre?
- Wie wollte, Welt, ich in dir ewig sein!
Du schreitest fort, und alle deine Jahre
verschweigen mich im Aneinanderreihn...


Vielleicht folgt noch einiges, aber von da an, ohne unser Wissen und Dazutun.


Lieber eKy,
eine beeindruckende lyrische Versfolge, gepaart mit einer ganz eigenwilligen und bleibenden "Nüchternheit".
Ich habe mich lange gegen ein "Nichts danach" gewehrt, ob mit "Lebensgröße" oder ohne.;)
Was mich noch hält, ist die Tatsache, dass wir es immer noch nicht ganz ausschließen können, weil wir nichts wissen.
Mein Wissensdrang sucht auch nicht den Beweis für das "Nichts" - eher das Gegenteil.:o

Bei aller Nüchternheit lese ich hier eine wundebare Lyrik, die wenig "Hoffnung" für ein "Danach" trägt, aber zur intensiven Wahrnehmung des Seins auffordert und positiv inspiriert.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 12.08.2011 13:10

Hi, Dana!

Vielen Dank für deine Worte!
Dies war mal wieder eins von jenen Gedichten, die einfach herauswollten, ohne dass ich da irgendwie am Steuer gesessen hätte. Es entrang sich mir wie in Trance, und ich war selbst erstaunt über das Ergebnis, das nie so vorausgedacht oder geplant war. Etwas in mir scheint klüger zu sein als ich, auf einer Ebene, die sich mir nur in solchen Momenten erschließt und zumindest indirekt öffnet. Eine Art tiefes, unbewußtes Wissen um Sein und Wirken, um alles, was Menschsein ausmacht, bedingt und bewirken mag.
Ein höheres Selbst? Ein "Über-Ich", wie Freud meinte? Wir wissen zu wenig, weil so vieles von dem, was uns ausmacht, offenbar nicht bewußt mit uns teilt. Menschheitsgedächtnis? Kulturprägung? - Wie auch immer, ich bin dankbar für diese Momente des Einblicks in ein "ganzeres" Wesen, als ich tagtäglich bin und sein kann. Wieviele Menschen wohl können das zumindest so empfinden? Kreativität - woraus speist sich diese Macht in uns?
Egal, so lange wir diese Geschenke teilen können!

LG, eKy


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