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Friedhelm Götz 14.02.2014 07:58

Von der Schwierigkeit, ein Pantum zu schütteln
 
O strenge Form, du sollst den Dichter lenken.
Er darf zum Vortrag nicht gleich Forte wählen.
Beim Schütteln muss ein Dichter lichter denken.
Wie peinlich, wenn die rechten Worte fehlen.

Er darf zum Vortrag nicht gleich Forte wählen,
denn gar zu oft verlor die Stimme Größe.
Wie peinlich, wenn die rechten Worte fehlen.
Vermeiden muss er allzu grimme Stöße.

Denn gar zu oft verlor die Stimme Größe,
obwohl die Backen ihm beim Singen schwollen.
Vermeiden muss er allzu grimme Stöße,
weil fest und rein die Töne schwingen sollen.

Obwohl die Backen ihm beim Singen schwollen,
begann sein Pantum noch nicht voll zu tönen.
Weil fest und rein die Töne schwingen sollen,
heißt es nun gar, die Verse toll zu föhnen?

Begann sein Pantum noch nicht voll zu tönen?
Er hat doch mit der Form so lang gerungen!
Heißt es nun gar, die Verse toll zu föhnen,
bis ihm ein Werk von hohem Rang gelungen?

Er hat doch mit der Form so lang gerungen!
Beim Schütteln muss ein Dichter lichter denken,
bis ihm ein Werk von hohem Rang gelungen.
O strenge Form, du sollst den Dichter lenken.

Falderwald 14.02.2014 19:54

Moin Fridolin,

ich lese es, ich staune und ich kann es kaum glauben.

Deine Schüttelreimerei ist mehr als Schüttelreimerei, das ist geschüttelte Dichtung vom Feinsten.

Immer wieder stehe ich sprachlos vor deinen Werken und denke mir, wie kann ihm solches immer nur einfallen?

Ich weiß auch gar nicht mehr dazu zu sagen, denn alle Dinge, die der Titel verspricht, sind hier auch eingehalten und das mit einer Präzision, die kaum zu beschreiben ist.

Also - wieder einmal - meine Hochachtung für diese Art der Reimkunst, ach was sage ich, für diese Art der Dichtung.


Gerne gelesen, gelacht und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 14.02.2014 21:20

Hi, Fridolin!

Das ist nicht nur toll geschüttelt, sondern überhaupt das beste Pantun, das ich je gelesen habe! Wunderbar, wie sich der harmonisch durchkomponierte Kreis am Ende schließt! Wie das Gedicht sich inhaltlich selbst beschreibt, während die Form entsteht! Perfekt - und jeder Reim geschüttelt, ohne dass es gezwungen wirkt (okay, das "toll zu föhnen" vielleicht ein wenig... Wink) - das ist großes Tennis!
Sofort einrahmen! In die "Best of"-Mappe damit!

Allergernst gelesen!

LG, eKy

Friedhelm Götz 15.02.2014 17:28

Lieber Falderwald,

es freut mich, dass dir mein Schüttelpantun gefällt. Diese Gedichtform, ein Tanz mit der Form, kommt dem Schüttelreimer durch den geforderten Kreuzreim entgegen, bei dem die Schüttelreime nicht unmittelbar aufeinander folgen, was eine dezente lyrische Führung ermöglicht. Auf der anderen Seite besteht die Schwierigkeit darin, dass der Dichter jeder Zeile zweimal Sinn geben muss und nichts Neues sagen kann, ohne auf das Vorherige Bezug zu nehmen. Nach den begeisterten Kommentaren scheint dies dem Schüttelpoeten gelungen zu sein. Generell ist es mein Bestreben, Schüttelreimen den Nimbus des bloßen Nonsens zu nehmen. Dass du meine Reime in den Rang der "Dichtung" hebst, empfinde ich als große Anerkennung.

Lieber Erich,

deinen Kommentar kenne ich ja schon. Es ist zwar so, dass Schüttelreime mir leichtfallen, das heißt aber nicht, dass ich nicht daran feilen müsste, was mit "toll zu föhnen" gemeint ist.

Liebe Grüße
Fridolin

Narvik 30.05.2014 08:27

Hallo Fridolin,

auch ich bin bass erstaunt ob der scheinbaren Leichtigkeit der Reime in deinem Gedicht. Daraus dann noch ein Pantum zu machen, zeigt einmal mehr, dass du ein Meistr deines Faches bist.
EIn ganz tolles Pantun voller Humor hast du hier geschüttelt, wofür ich nur mein Lob und meine Hochachtung aussprechen kann.
Danke für den meisterlichen Spaß am nicht mher ganz so frühen Morgen.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Lailany 03.11.2014 11:55

Lieber Fridolin,
jawoll... hier ists, das geschüttelte Pantum. :)

Und es ist eine Höchstleistung, daran kann man nicht rütteln, höchstens schütteln... den Kopf und Dir neidlos Kompliment und Lob zollen.
Dem Schüttelreim den Nimbus des Albernen zu nehmen, das gelingt Dir immer wieder auf beeindruckende Weise.

Großartiges Stück Lyrik.
Sehr gern gelesen und besenft.:)

LG von Lai:Blume:

Friedhelm Götz 23.05.2015 20:36

Hallo Narvik und Lai,

wer sich gelegentlich über zu wenig Resonanz auf seine Beiträge beklagt, sollte sich wenigstens bei jenen bedanken, die ihm, wie in diesem Falle, höchstes Lob zollen. Leider sind mir diese Kommentare entgangen, weshalb ich meinen Dank nur noch reichlich verspätet abstatten kann. Allerdings kann ich bei dieser Gelegenheit erwähnen, dass mein geschütteltes Pantum auch über die Forenwelt hinaus auf höchste Anerkennung gestoßen ist.

LG Fridolin

plotzn 25.05.2015 09:23

Lieber Fridolin,
gut, dass Dein Kommentar dieses Werk wieder nach oben gespült hat. Hut ab vor dieser flüssig zu lesenden und inhaltlich stimmigen Kombination aus Pantum und Schüttelreim!

Liebe Grüße, Stefan


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