Gedichte-Eiland

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Dana 28.04.2009 22:49

Durch Ossians Gesänge
 
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Schon bei der Erstbegegnung war sie dem anderen versprochen,
gespielte Leichtigkeit schuf Freundschaft für den Augenschein.
In nur zwei Jahreszeiten hat diese Liebe ihn gebrochen,
die Unerfüllbarkeit erstickte jeden Trieb zum Sein.

Es galt ein strenger Zeitgeist; vor dem Gefühl stand das Entsagen,
getauschte Zärtlichkeit wär ihres Daseins Untergang.
Die Ausweglosigkeiten, im Brief dem Freunde zugetragen,
erwirkten eine Frist, doch Seelenpein blieb lebenslang.

Als sie den Geist verwirrte, hat er, dem Schmerz gebeugt, entschieden.
Ihr Ehemann, sein Freund, hat die Pistole ihm geliehen.
Die Qualen fraßen, nagten, und nur im Tod sah er den Frieden
der Unerträglichkeit geschuldet, der Seele freies Ziehen.

Gesänge Ossians hat jener zum Abschied vorgelesen,
in diesem Augenblick trug niemand mehr ein Kleid zum Schein.
Zurück blieb eine tiefe Trauer, doch diese konnt’ genesen.
Das Jenseits würde sie verbinden – er liebte nicht allein.

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Klatschmohn 29.04.2009 08:42

Liebe Dana,
ich fordere Aufklärung! Bei Ossian habe ich bei Wiki nur einen Artikel gefunden, der beinhaltet, dass Schotte namens James Macpherson (1736–1796) die Gedichte geschrieben hat, die wohl der gällischen Mythologie entsprangen. Wenn Du keine Aufklärung schaffst, bin und bleibe ich unwissend.
Neugierige Grüße,
Klatschmohn

Hans Beislschmidt 29.04.2009 08:58

hey Dana,

ich habe mich gerade heldenhaft durch McPherson (ein Scharlatan?) und Luise Otto-Peters gequält (Übersetzung Ossianische Gesänge). Das Gedicht ist vom Thema her möglicherweise schon in der Vorromantik angesiedelt und erinnert ein bisschen an Bettina von Armin. Mir persönlich erscheinen acht Wörter pro Zeile als die lyrische Obergrenze, das Werk und die Aussage rutscht nach meinem Geschmack sonst zu sehr in Prosa.

.... Vom Formalen her bin ich ebenso etwas überrascht, denn ich kenne ja auch andere Werke von dir. Wenn man ZUVIEL an Aussage in eine Zeile packt, engt man ohne Not den Interpretationsspielraum ein und kommt logisch, dramaturgisch in Erklärungsnot . Ich möchte mal in V3 Z1/2 beispielhaft darauf eingehen.

Als sie den Geist verwirrte, hat er, dem Schmerz gebeugt, entschieden,
ihr Ehemann, sein Freund, hat die Pistole ihm geliehen,
die Qualen fraßen, nagten, und nur im Tod sah er den Frieden
der Unerträglichkeit geschuldet, der Seele freies Ziehen.

In Z1 beim VERWIRRTEN GEIST, ist mir nicht richtig klar – ist SIE oder ER jetzt vom Geist verwirrt? Dann - rein inhaltlich gehören die Elemente Geist-Schmerz- Entscheidung-Ehemann in eine Zeile und das nötigt dich den Ehemann in die nächste Zeile zu nehmen (etwas ungalant) Ich hätte ihn weggelassen, weil man ja auch so weiß, um was es geht.

Vom Geist verwirrt, hat er vom Schmerz gebeugt entschieden
zu bitten seinen Freund, der ihm die Pistole dann geliehen

Der Reim Frieden-entschieden ist ein undankbarer, weil „entschieden“ immer den Schlusspunkt setzt und alles andere zeitlich in das „Davor“ gesetzt werden muss. Vielleicht ließe sich auch was mit „von Schmerz getrieben“ machen.

Als sie den Geist verwirrte, hat er von seinem Schmerz getrieben
Den Freund gebeten, der ihm die Pistole dann geliehen

.... Vom Inhaltlichen her wirkt die Wilhelminische Doppelmoral ohnehin wie ein rotes Tuch auf mich und ich bin fast geneigt schicksalhaft zu sagen, „der Lohn der bösen Tat“. Ich weiß aber, dass die Menschen damals wenig Möglichkeit hatten sich aus dieser sozialen Depression zu lösen.
Ja, und über die versprochenen Kinder und die daraus resultierenden Wahnsinnstaten könnte man heute wieder vor einem Migrationshintergrund seitenweiße schreiben.

.... Nun hast du mich richtig neugierig gemacht. Gibt es einen persönlichen Hintergrund für dein Werk?

Grunz Gruss vom Hans

Dana 29.04.2009 23:04

Liebe Klatschmohn, lieber Hans,
eure Neugier freut mich richtig;) und dein heldenhaftes Quälen, lieber Hans, ganz besonders.:D
Gelesen wurden Ossians Grabgesänge, aber das "Prosagedicht" hat mit Ossian und seinen Figuren gar nichts zu tun.:confused:

Beisl, deine Anmerkung zur Prosa ließ mich fast diebisch küchern, denn es ist tatsächlich ein Versuch (auch wenn letztendlich ein kläglicher), einen Roman in wenigen Zeilen zu verdichten.
Er, der Liebende, litt so sehr, dass man annahm, er wäre verwirrt.

Über die einstige soziale Depression brauchen wir nicht zu streiten. Die ist für mich ein dunkelrotes Tuch und bis heute nicht ausgeräumt.

Deine Vorschläge zur Verbesserung schaue ich mir noch genau an und werde bestimmt einige gern übernehmen.

Vielleicht habe ich das Geheimnis bereits gelüftet - würde aber gern noch abwarten, ob "meine persönlichen Hintergründe" erkannt werden.

Herzlichen Dank euch beiden,
liebe Grüße
Dana

Hans Beislschmidt 30.04.2009 01:07

ACH NEE - abwarten will sie auch noch ... tzttz zurücklehn - unterlippe nach vorne schieb ... gg Beisl

ginTon 30.04.2009 19:15

liebe dana,

ich habe dieses werk ein wenig wirken lassen und es ist ein sehr trauriges Werk. im hintergrund steht die arrangierte oder versprochene hochzeit zu jemanden für den man nicht viel empfindet, aber seiner pflicht "Es galt ein strenger Zeitgeist" nachkommen musste,

insofern finde ich es ein sehr nachdenkliches werk, und auch die länge der zeilen finde ich persönlich gut gewählt, da diese sehr schwer daherkommen, tief eben

LG basse

Dana 01.05.2009 20:35

Lieber Hans,

Hans Beislschmidt: ACH NEE - abwarten will sie auch noch ... tzttz zurücklehn - unterlippe nach vorne schieb ... gg Beisl

Unterlippe wieder einziehen - alle beide von einem Ohr zum anderen spannen.;)

Lieber Basti,
ja, es ist eine sehr traurige Geschichte. Inspiriert hat mich eine ganz bestimmte, die ich so gern durch einen Leser entschlüsselt sehen möchte.
Nicht weniger spannend sind damalige Reaktionen.

Nur noch einmal warten und dann muss ich hoffentlich nicht selbst bekennen.

Liebe Grüße
Dana


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