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Stimme der Zeit 03.09.2011 20:00

Sonett(en)kranz
 
1
Retrospektive Aktualität


Der Mensch, das ist ein sonderbares Wesen:
Er meint nicht, was er sagt, er sagt nicht, was
er meint und sucht in vino veritas.
Das können wir bei Plinius schon lesen.

Am liebsten möchte er beim Saufen sterben,
als Sarg, ach ja, ein großes, volles Fass;
so bliebe er für alle Zeiten nass,
um einst elysisch Bacchus zu beerben.

Am Kiosk, jeden Morgen in der Frühe,
wird heimlich Wodka oder Gin geschluckt.
Sein Alltagstrott verschwimmt, ganz ohne Mühe,

es ist ganz einfach, einfach wegzulaufen.
Zu Hause bleiben Frau und Kind geduckt –
(Alternativ: Daheim bleibt die Familie geduckt -)
er würde sie bedenkenlos verkaufen.






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Stimme der Zeit 04.09.2011 14:38

2
Kühles Kalkül

Er würde sie bedenkenlos verkaufen,
den Teil von sich, als „Seele“ gut bekannt;
Gefühle hat er längst aus sich verbannt,
da ohne sie Geschäfte besser laufen.

Investitionen muss er kalkulieren,
berechnen, ob ein Risiko besteht,
dass jemand anders reich nach Hause geht,
um seine Zukunft dreist zu okkupieren.

Gedanklich schwelgt er süß in seinen Träumen,
zumindest, bis die Wirklichkeit ihn weckt.
Für Menschen ist kein Platz in kalten Räumen,

in denen Mars und Mammon sich zerraufen.
Die Emotion indes hat sich versteckt –
besteht sie nicht aus einem Trümmerhaufen?



(Geändert: kalten-seinen, leeren-kalten.)



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Stimme der Zeit 05.09.2011 19:44

3
Gedankenlose Konzeption

Besteht sie nicht aus einem Trümmerhaufen,
die schönste Gabe, unsre Fantasie?
Ich fürchte, viele Kinder lernen nie,
was sie bedeuten kann, die Eltern kaufen

das Spielzeug vorgefertigt und akribisch
von Psychologen bestens konzipiert,
wodurch ihr Liebling rasch die Lust verliert.
Nanu, laut dem Bericht war doch empirisch

längst nachgewiesen, dass es pädagogisch
als äußerst wertvoll einzustufen ist?
Dazu erweist es sich als ökologisch,

da die Chinesen gern zusammenlesen,
besonders Müll und jede Sorte Mist.
Europa ist ein Selbstbedienungstresen.




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Stimme der Zeit 07.09.2011 17:15

4
Der Dukatenesel


Europa ist ein Selbstbedienungstresen,
wo jedermann sich ungeniert bedient,
dabei aus Leibeskräften hämisch grient,
denn generell zahlt Deutschland alle Spesen.

Der Pleitegeier ist bereits am Kreisen?
Ein schlaues Land ruft laut: Germania!
Es funktioniert, der Rettungsschirm ist da.
Wir schicken unser Steuergeld auf Reisen,

der Bürger darf zum Ausgleich diesmal bleiben.
Verständnisinnig nickt hier Michels Kopf,
ganz artig akzeptiert er dieses Treiben

und lässt sich freundlich lächelnd abservieren.
Rein intellektuell ein armer Tropf
im Spiel, in dem nur wenige brillieren.





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Stimme der Zeit 08.09.2011 21:08

5
Faites vos jeux!

Im Spiel, in dem nur wenige brillieren,
gewinnt in erster Linie die Bank,
selbst Investoren sind am Ende „blank“,
gezwungen, einen Schuldschein zu quittieren.

Im Vorstand sitzen feiste Direktoren
und zählen eifrig ihren Geldgewinn,
in Soll und Haben suchen sie nach Sinn.
Die Menschlichkeit erstickt in den Tresoren,

gefangen hinter meterdicken Wänden
aus kaltem, frisch poliertem Edelstahl.
Die Zukunft liegt in manikürten Händen,

gepflegt gekrallt in unser armes Leben.
Kommt, zeigen wir schon bei der nächsten Wahl:
Wir werden uns der Herrschaft nicht ergeben!





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Stimme der Zeit 10.09.2011 14:23

6
Götterdämmerung

Ihr solltet euch der Herrschaft nicht ergeben,
Feudalstrukturen sind Vergangenheit;
das Mittelalter war vor langer Zeit.
Soll Lachesis an ihrem Teppich weben,

gefertigt aus dem endlos langen Faden,
den Klotho unermüdlich weiter spann
und Atropos allein durchtrennen kann.
Nur Narren glauben göttlichen Scharaden,

geboren aus der Welt der Illusionen.
Schamanenzauber ohne Wirklichkeit,
mit dem System von Strafen und Belohnen,

das viele Menschen als ihr Heil erstreben.
Wir könnten, wären wir dazu bereit,
Vernunft und Herz mit neuem Mut beleben.





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Stimme der Zeit 11.09.2011 16:57

7
Ein Hauch von Leichtigkeit

Vernunft und Herz mit neuem Mut beleben,
gelingt am ehesten in der Natur;
ein Waldspaziergang ist Erholung pur,
ermöglicht es, sich einfach hinzugeben,

um nur zu sein, befreit von allen Plagen.
Der Boden federt unter jedem Schritt,
und wirklich, meine Psyche federt mit,
hier muss ich einmal keinen Ballast tragen,

stattdessen kann ich meine Füße heben.
Befreit entkomme ich so Lug und Trug,
die sonst wie Kletten ständig an mir kleben.

Ich kann mich selbst als Mensch neu definieren.
Es liegt genügend Macht im Atemzug,
um Geisteskraft aufs Ziel zu konzentrieren.





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Stimme der Zeit 12.09.2011 21:36

8
Wer gut zielt, trifft.

Um Geisteskraft aufs Ziel zu konzentrieren,
muss erst entschieden werden, was man will,
sonst wandert man im Kreis, steht dennoch still
und läuft Gefahr, sich gründlich zu blamieren.

Für die Entscheidung braucht es harte Fakten,
Fantasterei ist nicht Realität,
mit ihr wird nur Enttäuschung ausgesät,
geerntet wird, vereinbart per Kontrakten,

das Mindestmaß an Hohn und Spöttelei,
wenn der Gedankenpfeil danebenging.
Trotzdem ist dieser Wettkampf nicht vorbei,

es wurde lediglich ein Pfeil verloren,
der sich in einem Traumgespinst verfing;
bereits der nächste kann den Punkt durchbohren.





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Stimme der Zeit 13.09.2011 21:08

9
Fortschritt

Bereits der nächste kann den Punkt durchbohren,
der dem Erfolg bisher im Wege stand,
es bleibt die Hoffnung für das Wählerland.
Wo Dichter schreiben, sind nicht alle Toren.

Innovationen wachsen aus Ideen,
derweilen sich mental etwas bewegt,
Vernunft Gedanken sorgsam hegt und pflegt,
kann Stagnation nicht endlos fortbestehen.

Auch das, was wir die „alten Zöpfe“ nennen,
war in den „alten Zeiten“ einmal neu.
Schon damals mussten viele anerkennen,

dass Tradition und Wandel stets zusammen
die Welt erhalten, ihrer Zeit getreu,
da nur die Tumben Novität verdammen.





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Stimme der Zeit 16.09.2011 15:56

10
Ungewöhnlich

Da nur die Tumben Novität verdammen,
eröffnet sich der Lyrik eine Welt
aus Licht, das greise Dunkelheit erhellt.
Die Poesie kann unser Herz entflammen

und fremde, unerforschte Wege gehen.
Verschließen wir uns nicht der Möglichkeit,
denn blaue Blumen wachsen mit der Zeit;
Bereitschaft ist der Schlüssel zum Verstehen.

Wir dürfen nur die Sprache nicht verbiegen,
ein solcher Weg bringt niemanden voran,
Ästhetik muss Banalität besiegen.

Mit Worten wird die Kunst herbei beschworen,
vier Zeilen oder lang wie ein Roman,
gefunden wird sie auch in Onlineforen.





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