Gedichte-Eiland

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Thomas 26.12.2018 08:15

Lapislazuli
 
Lapislazuli

Der Erdenseele Sehnsucht strebt
allmorgendlich in frischem Tau
erwachend nach des Himmels Blau,
worin die Gottheit herrlich lebt.

Es ist ihr strebend unerreicht,
doch tief im Innern spiegelt sie
das Blau als Lapislazuli;
ein Kind, das ihrem Himmel gleicht.

Erich Kykal 26.12.2018 12:14

Hi Thomas!


Ein Gedicht, das einen ob seiner Schönheit berührt!

In S1Z3 würde ich vielleicht das "s" aus "Himmelsblau" streichen. Ohne, nur als farbliche Anspielung auf das Firmament, spräche es sich merklich runder und klangvoller als mit dem Zischlaut darin.

Dann habe ich auch noch überlegt, ob Lapislazuli nicht zu dunkelblau für einen Vergleich mit dem Tageshimmel ist, aber das genzt an Erbsenzählerei ...

Sehr schön gedichtet! - Erinnert mich an ein Gedicht über Jade, das ich mal geschrieben habe:

JADE

In diesen milchiggrünen, trüben Tiefen
erglüht die Sehnsucht, deren Sickerlicht
die trauten Träume löscht, die in dir schliefen,
und du begehrst den Stein, den ungemeinen,
als wäre er ein Auge, das dich nicht
mehr ruhen lässt, um anderes zu träumen!

Und du versinkst in einer kühlen, klaren
Bereicherung der losgelösten Sinne,
die nie zuvor so ausgebreitet waren
wie in den Wirbeln, die sie überkamen.
Dein Wesen ruht in diesem Grün, hält inne,
als suchte es darin nach seinem Namen.


LG, eKy

Thomas 26.12.2018 13:27

Lieber Erich,

herzlichen Dank für deinen Kommentar, der wie so oft genau auf einen Schwachpunkt hinweist. Ich habe die Zeile verändert, zwar ist das "s" noch da, aber es ist nun klarer was gemeint ist.

Dein Jadegedicht ist sehr schön, falls es hier im Forum veröffentlicht war, ist es mir leider durch die Lappen gegangen.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 26.12.2018 14:41

Hi Thomas!

Deine Änderung gefällt mir auch!


Viele meiner frühen Gedichte von vor 2010 wurden hier nie publiziert, da ich vor diesem Forum hier in anderen tätig war, die es heute nicht mehr gibt (oder wo ich meinen Account gelöscht habe), meine Werke allerdings nie "mitnahm" in ein neues Forum.
Damals hätte ich gar nicht gewusst, dass so etwas geht, und wenn, ich hätte nicht gewusst, wie.

Mein erstes Buch ("Weltenwege") habe ich jetzt übrigens komplett überarbeitet und werde kommendes Jahr die Neufassung drucken lassen. Was ich noch an Büchern der alten Fassung hatte, habe ich vernichtet.
Das war notwendig, weil ich in meinen frühen lyrischen Jahren noch ohne Wissen um Metrik nur nach Gefühl gedichtet hatte. Dementsprechend viele metrische Schnitzer (weit über hundert!) fanden sich in meinem ersten Buch von 2010, denn wie genau man im Takt bleibt, lernte ich erst kurz danach über das Sonetteschreiben.

Das obige Jadegedicht erscheint hier also erstmals in seiner metrisch korrekten Form, denn es war ursprünglich von 2007 und mit dementsprechend vielen formalen Makeln behaftet!

LG, eKy

Thomas 26.12.2018 21:07

Lieber Erich,

ich denke, es lohnt sich, das Jadegedicht gesondert einzustellen, und nicht nur in einem Kommentar zu lassen.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Wenn alles, was "ohne Wissen um Metrik nur nach Gefühl gedichtet" ist, gelöscht würde, bliebe in den meisten Foren wenig stehen. :D

Erich Kykal 26.12.2018 21:41

Hi Thomas!

Alles eine Frage dessen, welchen Anspruch man an den Begriff und das Gebiet der Dichtkunst stellt.

Da ich ja selbst so begonnen und jahrelang selbst so geschrieben habe, steht es mir schlecht an, über die holpernden Ergüsse mancher Hobbyliteraten herzuziehen, die mir heute, nach mühevollem Erwerb des nötigen Wissens, die Grausbirnen wachsen lassen!
Und dabei rede ich noch nicht einmal von den mir unerträglichen Auswüchsen der sog. "modernen" Lyrik!

Nach ebendieser modernen Begriffsdefinition kann "Lyrik" heutzutage so gut wie fast alles sein, was irgendjemand unter dieser Bezeichnung absondert - er muss es nur so nennen.
Und das stört mich, weil auch so viele Reimdichter genau dies für die aggressive Rechtfertigung ihrer sprachlichen Mittelmäßigkeit heranziehen, anstatt Lernbereitschaft zu zeigen, oder gar Dankbarkeit dafür, dass man sie auf eindeutige Fehler aufmerksam macht.
Im Gegenteil, man wird oft genug sogar dafür angegriffen, so als hätte man mit tödlichen Beleidigungen um sich geworfen! Unerträglich, zusammen mit der arroganten Weigerung, dazu eine andere Perspektive als die eigene anzuerkennen, und dies patzig mit der "Freiheit der Kunst" salonfähig zu machen.
Das ist so, weil es für so viele nicht um die Dichtkunst an sich geht, sondern nur um die Möglichkeit, mittels dieser "Kunst" das eigene Ego zu zelebrieren und sich ein aufgeblasenes Selbstwertgefühl zuzulegen. Dabei ist konstruktive Kritik - oder solche in jeglicher sonstigen Form - natürlich unerwünscht, weil sie am erstrebten Nimbus kratzen könnte ...
Ich wage nicht zu mutmaßen, wie hoch der Prozentsatz der hier beschriebenen "Poeten" in einem beliebigen Forum durchschnittlich sein mag (oder wer sich nur allzu gern damit angesprochen fühlen will, um einen Anlass zum Stänkern haben zu können), aber ich sehe die allgemeine Problematik als Lehrer: Schon ein bis drei "faule Eier" genügen, um eine ganze Schulklasse zu verderben und den Kontakt mit ihr mühselig bis unerträglich werden zu lassen!

Vielleicht werde ich irgendwann beginnen, meine frühen Werke einzustellen, wenn meine "Inspirationspause" allzu lang anhält - aber das erscheint mir eigentlich irgendwie wie Schummeln, oder wie eine eindeutige Bankrotterklärung meiner aktuellen Kreativität.

Daneben spiele ich auch weiterhin mit dem Gedanken, das Dichten ganz aufzugeben, einerseits der mangelnden Lust daran und des öfter vorkommenden sich Wiederholens in Themen und Phrasierungen wegen, andererseits aufgrund des immer marginaler werdenden Interesses an meinen Werken in diesem Forum (dessen rühmliche Ausnahme du darstellst), sei es "forenpolitisch" motiviert von jenen, die hier neuerdings den Ton angeben wollen - oder nicht.
Ich absentiere mich aber nicht aus "Rache" für irgendetwas - so kleinlich bin ich nicht.


LG, eKy

Thomas 27.12.2018 05:22

Lieber Erich,

mir es ist egal, was für Lyrik oder Kunst gehalten wird. Darüber lohnt nicht zu streiten. Gute Lyrik oder Kunst muss jedoch einen Anspruch haben und diesem genügen, das impliziert, dass sie sich an guter Kunst der Vergangenheit messen lassen muss. D.h. nicht, dass sie diese nachbildet, sondern deren Gesetze weiterentwickelt. Ich habe das in dem Beitrag "Lyrikchat" darzustellen versucht.

Ich kann nicht gut kommentieren, aber bei Gedichten, die ich für gelungen halte, juckt es mich doch bisweilen etwas zu sagen.

Die alten Gedichte zu überarbeiten halte ich für eine gute Idee.

Liebe Grüße
Thomas


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