Gedichte-Eiland

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Quicksilver 08.11.2009 15:47

Idylle
 
Still ruht die See, idyllengleich,
so spiegelglatt und unbewegt,
an Anmut und an Schönheit reich,
doch schon wird ein Verdacht gehegt:

"Die Seichtigkeit und Harmonie
vermögen Träume einzuhüllen.
Auf Dauer jedoch können sie
mit Lebensfreude nicht erfüllen."

Soll in Zukunft Einheit herrschen?
Immerzu und immerdar?
Lohnt es, Wellen einzupferchen,
sie zu zähmen ganz und gar?

Die Wellenwucht will ich erleben!
Blitze zucken, Donner grollen,
ein Sturm soll über mir erbeben,
Wasserkraft mich überrollen.

Die dunklen Wolken teilen sich,
ein Sonnenstrahl sticht sanft hervor,
so schrecklich schön, er blendet mich,
und führt mir die Idylle vor.

Chavali 20.11.2009 19:37

Lieber Quicksilver,

noch gar kein Kommentar?
Das muss sich ändern, denn mir gefällt dein Gedicht sehr gut.
Du beschreibst mit schönen See- und Wettermetaphern einen Lebensweg,
der langweilig wäre, würde er in immer gleichem Trott verlaufen.
Das Auf- und Ab der Ereignisse geben dem Leben erst die Würze und machen es lebenswert.
Zitat:

Die Wellenwucht will ich erleben!
Blitze zucken, Donner grollen,
Ein Sturm soll über mir erbeben,
Wasserkraft mich überrollen.
Diese Strophe gefällt mir am besten!
Ich mag Dramatisches!

Lieben Gruß,
Chavali


Medusa 20.11.2009 20:48

Hallo Quicksilver,

Deine wunderschönen Gedichte verführen mich, daran herumzubasteln. Für mich sind sie fast perfekt und bedürften nur winziger Korrekturen. Ich trau mich schon gar nicht mehr:

Still ruht die See, idyllengleich,
so spiegelglatt und unbewegt,
an Anmut und an Schönheit reich, bis hierher wunderschön
doch schon wird ein Verdacht gehegt: das "gehegt" ist dem Reim geschuldet; jedenfalls klingt es so. Und wer hegt welchen Verdacht?

Die Seichtigkeit und Harmonie "Seichtigkeit"? Nee nich? Für mich hat das was mit Rotlichtmilieu zu tun. Wie wärs mit "Leichtigkeit"?
vermögen Träume einzuhüllen.
Auf Dauer jedoch können sie
mit Lebensfreude nicht erfüllen. die Lebensfreude .....?

Soll in Zukunft Einheit herrschen?
Immerzu und immerdar?
Lohnt es, Wellen einzupferchen,
sie zu zähmen ganz und gar? Toll!

Die Wellenwucht will ich erleben!
Blitze zucken, Donner grollen, Blitzezucken, Donnergrollen ?
Ein Sturm soll über mir erbeben,
Wasserkraft mich überrollen.

Die dunklen Wolken spalten sich, teilen ?
ein Sonnenstrahl sticht sanft hervor, kommt oder schleicht ?
so schrecklich schön, er blendet mich,
und führt mir die Idylle vor.

Ich habe mich sehr gerne mit Deinem Gedicht beschäftigt.
Herzliche Grüße,
Medusa.

Dana 20.11.2009 23:32

Hallo Quicksilver,
wunderbar hast du die unnatürliche und erzwungene zwischenmenschliche Harmonie an Seemetaphern verdichtet.
Darüber könnte man unendlich diskutieren.
Ich beobachte immer wieder, dass harmonische Paare (soweit man es von außen bewerten darf - jedoch unterstellen wir es mal) ebenfalls wie unter Zwang beäugt werden. Man traut der Harmonie nicht.
Ich neige darin eher zur Vorsicht. Solche Bewertungen haben auch mit Neid zu tun.
Dein Gedicht will sicherlich die selbst auferlegte Harmonie ansprechen. Die kann zerstörend wirken und ganz bestimmt ein "reinigendes Gewitter" gebrauchen.

Medusas Vorschläge finde ich sehr gut. Dein Gedicht würde dadurch noch runder.

Liebe Grüße
Dana

ginTon 21.11.2009 22:20

hallo quicksilver,,

das gedicht ist sicherlich so wie es da steht nicht schlecht,, blickt man jedoch tiefer und schaut sich den inhalt näher an, so muss ich über weite strecken meiner vorrednerin medusa recht geben und ihre kritikpunkte unterstreichen..es geht gar nicht um ein inhaltliches verständniss sondern eher um die gesamte verarbeitung..es wird zB in der ersten strophe ein gedanke angefangen und dann nicht weitergeführt, was natürlich nicht unbedingt nötig sein muss, hier aber eher sehr erzwungen wirkt:

doch schon wird ein Verdacht gehegt:


und man fragt sich automatisch, ja welcher verdacht usw...

insgesamt finde ich das werk nicht sehr gut...ich hoffe du bist mir deswegen net böse..

liebe grüße basse

Quicksilver 22.11.2009 10:36

Hallo Chavali,

ich danke dir, dass du dich dieses recht alten Werkes angenommen hast. Deine Lieblingsstrophe ist auch mir die Liebste, weil sie den Umbruch in diesem Gedicht unterstreicht.


Hallo Medusa,

Zitat:

Still ruht die See, idyllengleich,
so spiegelglatt und unbewegt,
an Anmut und an Schönheit reich, bis hierher wunderschön
doch schon wird ein Verdacht gehegt: das "gehegt" ist dem Reim geschuldet; jedenfalls klingt es so. Und wer hegt welchen Verdacht?
das "gehegt" ist nicht dem Reim geschuldet, sondern dem Inhalt. In meinem Sprachgebrauch ist es üblich, zu sagen "Ich hege einen Verdacht". Auch in den späteren Kommentaren war ich zuerst erstaunt, dass nicht erkannt wurde, dass die komplette zweite Strophe eben jenen Verdacht darstellt. Ich werde das nun besser kenntlich machen durch Anführungsstriche.

Zitat:

Die Seichtigkeit und Harmonie "Seichtigkeit"? Nee nich? Für mich hat das was mit Rotlichtmilieu zu tun. Wie wärs mit "Leichtigkeit"?
vermögen Träume einzuhüllen.
Auf Dauer jedoch können sie
mit Lebensfreude nicht erfüllen. die Lebensfreude .....?
Inwiefern hat "Seichtigkeit" für dich mit dem Rotlichtmilieu zu tun? Diese Assoziation ist mir bisher unbekannt. Ich verbinde es eher mit seichten Gewässern, was in diesem Kontext für mich sehr gut passte ;) Da die 2. Strophe den Verdacht darstellt, muss das "mit" bleiben, denn die Seichtigkeit und Harmonie können das lyr. Ich + Du nicht mit Lebensfreude erfüllen.

Zitat:

Die Wellenwucht will ich erleben!
Blitze zucken, Donner grollen, Blitzezucken, Donnergrollen ?
Ein Sturm soll über mir erbeben,
Wasserkraft mich überrollen.
Hier werde ich nun selbst unsicher. Einerseits beschreibt meine Version den Vorgang und personifiziert Blitz und Donner, wobei deine Version auch etwas für sich hat. Mir persönlich ist die Satzstruktur aber wichtiger, zumal ich Chavalis und meine Lieblingsstrophe nicht abändern mag. Es sei denn, die Mehrheit votiert dagegen ;)

Zitat:

Die dunklen Wolken spalten sich, teilen ?
ein Sonnenstrahl sticht sanft hervor, kommt oder schleicht ?
so schrecklich schön, er blendet mich,
und führt mir die Idylle vor.
Das "teilen" übernehme ich gerne. Es fügt sich auch besser in das Sprachbild. Das "sticht" ist bewusst gewählt, um die gegensätzlichen Empfindungen (beim lyr. Ich und lyr. Du) zu unterstreichen, die im Folgevers aufgegriffen werden mit "schrecklich schön".

Zitat:

Deine wunderschönen Gedichte verführen mich, daran herumzubasteln. Für mich sind sie fast perfekt und bedürften nur winziger Korrekturen. Ich trau mich schon gar nicht mehr:
Dieses riesige Lob freut mich ungemein, zumal dies Gedicht nicht zu meinen neueren gehört. Man kann dies recht gut daran erkennen, dass ich hier die Interpunktion noch nicht in heutigem Stil gesetzt habe und die Versanfänge (fast) alle groß geschrieben sind. Ich ändere das jetzt ab. Trau dich bitte, gerne immer :)


Hallo Dana,

du triffst mit deiner Interpretation genau in das Ziel. Das freut mich natürlich. Danke für deine Zeilen.


Hallo basse,

zu den Punkten, die du ansprichst, habe ich oben Stellung bezogen. Vielleicht siehst du das Gedicht nun mit etwas anderen Augen. Wenn nicht, freue ich mich dennoch, dass du dich damit beschäftigt hast. Böse werde ich über Kritik niemals sein, denn dazu bin ich schließlich hier. Wenn ich nur ein "ach wie schööööööööööön" hören wollte, würde ich mich nur Laien stellen ;)


Lieben Gruß nochmals an alle
von
Quicksilver


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