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Thomas 19.02.2017 10:31

Maier beim Psychiater
 
Maier beim Psychiater

Herr Maier geht jetzt zum Psychiater,
denn gegen seinen Seelenkater
und all das unbewusste Pack
in seinem Freudschen Seelensack
benötigt Maier Unterstützung.
Ihm hilft in wöchentlicher Sitzung,
bei der er jetzt schon fünfmal war,
ein Fachmann gegen Honorar.

Dort wird er innerlich entkernt,
er hat zum Beispiel schon gelernt:
Die Sache mit den Priapismen
liegt an Verdrängungsmechanismen
und frühtraumatischen Kathexen
mit ödipalen Frustkomplexen.
Auch hat ihm zusätzlich geschadet:
Er wurde früh zu heiß gebadet.

Sein Zucken, welches sehr entbehrlich,
ist durch den Fachmann auch erklärlich:
Ganz klar ist hier verantwortlich
ein dominantes Über-Ich,
von dem im Libidonervösen
das Ich versucht sich abzulösen.
Herr Maier ist ganz baff und platt
und staunt, was er so alles hat!

Er tickt noch immer nicht ganz richtig,
doch nimmt er seinen Tick jetzt wichtig.

Hans Beislschmidt 19.02.2017 12:18

moin, moin ...
Herrlich umgesetzt ... das wär doch was für jedes Wartezimmer :D
meine Sonntagslaune ist gerettet!
Gruß vom Hans

Erich Kykal 19.02.2017 13:18

Hi Thomas!

Ich schließe mich Beisl's Meinung an - das ist rund und höchst gelungen in Sprachfindung, Spannungsbogen und Aussage!
Der Text wird keinen Augenblick langatmig oder langweilig und führt den Leser gekonnt in augenzwinkernden Bildern durch die Untiefen der Honorarpsychologie.

Besonders der Schlusssatz bringt das ganze Brimborium herrlich auf den Punkt.
Der Psychiater würde nach dessen Lektüre nur aufgeräumt fragen: "Und, was soll daran witztig sein? Genau so muss es doch sein!" :D:rolleyes::Aua

Nebenbei erwähnt: Natürlich ist Psychoanalyse wichtig und trägt in vielerlei Hinsicht dazu bei, dass Verbrechen verhindert oder aufgeklärt werden, und sie hilft vielen dabei, ihr Leben zu bewältigen, indem sie ihre Probleme zu erkennen lernen.

Dein Werk zielt mE. auf jene Art von Psychiatrie ab, die nur auf den Geldbeutel betuchter Selbstzweifler abzielt - in Amerika ist diese Sorte weit verbreitet. Einmal pro Woche zum Psychodoc gehört dort in gewissen Kreisen praktisch zum guten Ton!
Entsprechend banal dann eben auch die "Leiden" dieser Dünnbrettbohrer und Hündchenträgerinnen ... :D:rolleyes::Aua

Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy

Thomas 19.02.2017 15:50

Lieber Hans, liebe Erich,

es freut mich, dass ich zur Sonntagslaune beitragen konnte. Natürlich will ich damit nicht den Berufsstand der Psychiater und Psychotherapeuten verunglimpfen, da wirkliche seelische Krankheiten genau wie körperliche Gebrechen behandelt werden müssen. Maier ist halt etwas zu sehr der Psychomasche auf den Leim gegangen. Vermutlich wird sich das bald wieder geben und er wird einen anderen Unsinn anstellen. Warten wir es ab. :D

Liebe Grüße
Thomas

Dana 19.02.2017 17:27

Lieber Thomas,

ich mag den Maier. Was er auch anstellt, alles trägt dazu bei, dass man mehr als erheitert ist. Das noch Schönere ist sein starkes Selbsbewusstsein. Er nimmt alle Anliegen ernst und fühlt sich durch sein eigenes Verhalten stets bestätigt.:D
Seine Therapie finde ich besonders lustig. Dem Mann wurde geholfen.:D

Liebe Grüße
Dana

juli 19.02.2017 19:24

Lieber Thomas,

Maier ist nicht zufrieden wenn nichts ist:D

Der Maier mag das Seelensudeln,
verbrennt gern seine Mofa,
zu Hause redet er mit Pudeln,
genießt ein Nagelsofa,

geht dem Psychiater auf den Leim -
der nimmt doch jede Macke,
vergoldet Maiers Seelenschleim
in Intelektuellenkacke.:Aua:cool:

Dein Maier ist feinsinniger;)

Und ich glaube sein Psychiater wird reich:D

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Thomas 19.02.2017 22:42

Liebe Dana,

dein Kommentar ist, wie so oft, sehr einfühlsam.Maier wird es dabei ganz seltsam ums Herz. Vielen Dank.

Liebe syranie,
auch dir herzlichenDank

Liebe Grüße euch beiden
Thomas

Kokochanel 20.02.2017 10:10

deine Maier-Serie ist wirklich gelungen, Thomas. Witzig kommt es daher und doch ist es eigentlich ernst.
Ich denke immer, Menschen werden Psychiater, um erst mal ihre eigenen Komplexe und Nöte in den Griff zu bekommen:).
Habe es auch nach dem Abi meiner Tochter gesehen, wer da Psychologie studierte, da habe ich das gedacht.
Der Schlußsatz ist eine wirklich gute Pointe.
Lach von Koko

fee_reloaded 20.02.2017 13:33

Das strotzt nur so vor Wortwitz und herrlich flüssig verdichtetem Augenzwinkern, lieber Thomas!!!!

Mit Freude habe ich im Kommentarfaden gesehen, dass es von Herrn Maier noch mehr zu lesen gibt! Ich habe mich auf jeden Fall bestens unterhalten gefühlt und herrlich in Fremdwörtern und Klangrhythmen geschwelgt! Danke!

Lieber Gruß,
fee

Thomas 20.02.2017 14:28

Liebe Koko, liebe fee (darf ich doch sagen?),

eure Beiträge freuen Herrn Maier, ääh, mich sehr. :D

Die Erfahrung mit den Psychologie-Studierenden deckt sich mit meiner, ist aber gar nicht so schlimm, wenn es ihnen hilft.

In dem Gedicht wollte ich jedoch mehr die Patienten auf den Arm nehmen und habe "Psychiater" nur gesagt, weil man normaleweise mit diesem Wort Phsychiotherapeuten und Psychiater meint. Ich kenne kompetente Vertreter dieser Berufe in beiden Bereichen, obwohl es wie überall auch andere geben soll. Die dürfen sich dann auch angesprochen fühlen.

Liebe Grüße
Thomas


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