Gedichte-Eiland

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Laie 20.07.2018 11:30

Erinnern
 
Der Sommer tritt aus sonntäglichen Straßen
wie selbstvergessen in die Gärten ein
und legt mit Schatten Muster auf die Rasen;
die Menschen sind bei sich und gleichermaßen
zerstreut in ihrem Selbstverlorensein.

Und eine Stille fließt in silberklaren
Verläufen fast durch alle Dinge, bis
sie laut verebbt an einem unstillbaren
Erinnern, das mir sagt, was wir einst waren,
bis ich uns schweigend auseinanderriss.

Erich Kykal 20.07.2018 11:49

Hi Laie!

Super gedichtet, wie immer - ich glaube, du KANNST gar nix Mieses verfassen! ;):Blume:

Dennoch ein paar Vorschläge zu Satzbau, Klangfluss und Sprachmelodie meinerseits zur gütlichen Inbedachtnahme:

Der Sommer tritt aus sonntäglichen Straßen
wie selbstvergessen in die Gärten ein
und legt mit Schatten Muster auf die Rasen;
die Menschen sind bei sich und gleichermaßen
zerstreut in ihrem Selbstverlorensein. Da fehlt ein "t". Und "selbstvergessen" hast du schon in Z2 verwendet - Wortwiederholung!

Und eine Stille fließt in silberklaren
Verläufen fast durch alle Dinge, bis
sie laut verebbt an einem unstillbaren
Erinnern, das mir sagt, wer(oder: was) wir einst waren,
bis ich uns schweigend auseinanderriss.


Allergernst gelesen! Wie stets verzaubert von deiner Wortmagie! :Blume::)

LG, eKy

Laie 20.07.2018 12:03

Hi eKy,

oh, ich glaube schon, dass ich das kann. Aber die Sachen zeige ich halt niemandem :D Aber ich freue mich natürlich sehr, dass dir meine Schreiberei gefällt!

Für deine Vorschläge bin ich dir sehr dankbar. Sie machen das Gedicht besser, weshalb ich auch alle gleich eingefügt habe :)

Beste Grüße,
Laie

Ophelia 06.09.2018 21:40

Lieber Laie,

hier schließe ich mich Erichs Meinung an. Deine Gedichte sind magisch und verzaubern einen, obwohl das Gedicht ja wahnsinnig traurig/ tragisch endet. Auseinandergerissen wird wahrscheinlich nur, was auch nicht wirklich zusammengehört.

Ganz liebe Grüße

Ophelia

Laie 08.09.2018 13:22

Hi Ophelia,

ich danke dir für dein Lob.

Würde nur auseinandergerissen, was nicht zusammengehört, würde das für Schicksal sprechen, an dem man nichts ändern kann, egal wie man sich verhält. Da ich nicht an ein Schicksal glaube, befürchte ich, dass der Mensch durch sein Verhalten - hier speziell in Beziehungen - auch trennen kann, was zusammenpassen könnte. Genauso wenig lässt sich somit sagen, dass der/die Richtige schon noch kommen wird.

Naja.

Beste Grüße,
Laie

Eisenvorhang 08.09.2018 14:08

Ich versteh das alles wissenschaftlicher.
Wir sind Tiere und wir kommen nur zusammen, der Fortpflanzung wegen.
Mag Ausnahmen geben, aber solche Beziehungen werden nur durch Abhängigkeiten (wirtschaftlich, emotional) gehalten.

Weswegen es für mich "die/der Richtige" auch nicht gibt - es mag eine Ähnlichkeit der eigenen Konfiguration beim anderen geben.

Deswegen sollte man das Schöne solang genießen, solang es hält.
Wenn es schwindet, sollte man es ziehen lassen.

Ich mach das jedenfalls so :)

vlg

EV

Dana 08.10.2018 20:20

Lieber Laie,
so "funktionieren" lyrische Erinnerungen und verzaubern im schönen Gedicht.
Das ist wieder so eines - und wieder von Dir.

Hierzu stellte ich mir selbst eine Frage:
Kann man zur selben Erinnerung gänzlich verschiedene Gedichte schreiben?
Ich denke ja. Die Zeit vergeht nicht nur, sie verändert auch unsere Sichtweisen, oder? Ich finde diesen Gedanken spannend.

Liebe Grüße
Dana

Laie 30.10.2018 18:13

Hallo Dana,

ich denke sogar, dass man ohne einen großen zeitlichen Abstand verschiedene Gedichte über die selbe Erinnerung schreiben kann, je nach emotionaler Stetigkeit.

Es freut mich, dass dir dieses Gedicht gefällt!

Grüße
Laie


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