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a.c.larin 31.01.2012 17:35

Altes Haus am Straßenrand
 
Nahe an der Durchzugssstraße
steht das alte, schmucke Haus,
blickt mit seinen dunklen Fenstern
täglich ins Verkehrsgebraus.

Zeuge längst vergangner Tage
duckt es sich als letzen Rest
neben jene überbreite
Bahn, die kaum noch Raum ihm lässt.

Keine Kutsche, die es anpeilt,
und kein Wandrer, der es grüßt,
nur Verkehr, der rasch dahineilt,
dröhnend, ratternd, manchmal wüst.

Waren hier einst Felder, Wiesen?
Strömte dort nicht auch der Bach?
Und sein Plätschern und sein Rieseln
trieb die Mühle, wenn auch schwach.

Nahe an der Durchzugsstraße
steht ein Haus - wie lange noch?
Welt misst längst mit andrem Maße
und vergisst, was war. Und doch

wünschte ich, es möge bleiben:
Halte durch, du altes Haus!
Schweigend starren dunkle Scheiben
in die fremde Welt hinaus.....

fee 31.01.2012 20:04

ich finde auch oft schade, zuzusehen, wie altes, an dem ohnehin der zahn der zeit nagt, vom nerv der neuen zeit als wertlos abgetan und einfach irgendwann entfernt wird. grad, als wärs ein schandfleck.

die werte "erlebtes", "zeugnis von geschichte", "gezeichnet vom gebrauch, weil lang geliebt und geschätzt" zählen plötzlich nichts mehr, scheint mir.

davon erzählt dein gedicht, liebe larin.

wie immer so "nebenbei", leise und unaufdringlich, dafür aber in eindringlichen bildern.
besonders wie hier:

Zitat:

Zeuge längst vergangner Tage
duckt es sich als letzen Rest
neben jene überbreite Bahn,
die ihm kaum Raum mehr lässt.
grade in der strophe allerdings wirft mich die betonung in zeile 4 ab.

"die ihm keinen raum mehr lässt" klänge für mich runder, weil silbenzahl und betonung dann zu zeile 2 passten.
das ist aber das einzige, das mir auffiel.

ansonsten gerne gelesen, wie immer.


liebe grüße,

deine fee

Chavali 31.01.2012 20:15

liebe larin,

solche Häuser kenne ich auch und finde es immer wieder schade, wie man diese verfallen lassen kann.
Was könnte man nicht alles daraus machen: Eine Gaststätte, ein Wohnhaus, ein Jugendtreff, ein Seniorenheim...naja,
ist vielleicht auch nur Utopie, weil wir uns das wünschen.
In manchen Ländern ist es üblich, ein Haus verfallen zu lassen und direkt daneben ein neues zu bauen :rolleyes:
Selbst schon gesehen!

Dein Gedicht über dieses Thema bringt die leicht melancholische Stimmung,
die einen bei einem solchen Anblick erfasst,
gut rüber.

Lieben Gruß,
Chavali

a.c.larin 31.01.2012 20:39

hallo fee,

ich merks - ganz bin ich nach meiner gedankenpause noch nicht richtig in schwung gekommen. das hier war ein erster versuch.
an der von dir genannten stelle hab ich nämlich lange hin -und hergestrichelt.
und dann offenbar doch nicht richtig verbessert!
da muss ich also noch mal ran. danke für den hinweis.

(edit: habs jetzt verbessert, sodasses von der silbenanzahl her stimmt.
dafür siehts jetzt optisch seltsam aus. hm.)


liebe chavali,
verfallen ist das haus ja gar nicht, es ist ja immer noch ein "schmuckes haus" - nur seine umgebung ist gänzlich "unschmuck" geworden!
ich frage mich oft, was so ein haus , wenn es denken könnte, denken würde beim anblick der neuen zeit, die es förmlich "überrollt" hat von allen seiten .....:rolleyes:
es steht da, wie aus allen seinen bezügen und zusammenhängen gerissen!
irgndwie verloren und komisch.

wird es mir im alter einmal genauso ergehen?
halt durch, altes haus!
wer weiß, an wen die botschaft sich da richtet - an das haus oder an mich
selber?

liebe grüße, larin


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