Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 07.02.2014 18:30

Ins Holz geraunt
 
Will dir deine Wurzeln rauben,
dich mit scharfer Klinge schneiden.
Niemals wirst du dich belauben
und in frische Grüne kleiden -
ein Entrückter, glatt und kalt.
Rings will ich dir Muster weben,
schöne Bilder, die ich sehe.
Trage sie ins Wanderleben!
Auf den Wegen, die ich gehe,
bleibe Stütze mir und Halt.

Falderwald 19.03.2014 18:22

Servus Erich,

wenn ich mich nicht täusche, dann wird hier als Metapher ein Wanderstock oder Wanderstab verwendet.

Man raubt ihm die Wurzel, indem man ihn als Ast oder kräftigen Zweig von seinem Baum(Stamm) abtrennt.
Danach kann er keine frischen, grünen Blätter mehr tragen, er bleibt dem Stamm entrückt, glatt und kalt.
Die Bilder, mit denen er verziert wird, sind nicht seine, sondern die seines Besitzers, der mit ihm auf Wanderung geht, damit er ihm Halt und Stütze geben kann.

Im übertragenen Sinne sehe ich hier einen Menschen, der von seinem bisherigen Leben getrennt wird, und einer Ideologie verfällt.
Diese Ideologie lässt ihn abstumpfen und Scheuklappen tragen.
Er wird zu einem Außenseiter, der die Gesellschaft abprallen lässt (und umgekehrt).
Die Ideologie, mit der er gefüttert wird, bestimmt fortan sein künftiges Leben.
Und solange er selbst daran festhält, stützt er auch diejenigen, die diese Anschauung nach außen hin vertreten, die Funktionäre also, die ohne Basis nichts wären.

Das könnte sich um eine politische Ideologie handeln, aber auch um ein religiöses Dogma. Des Weiteren gibt es ja noch viele andere Strömungen und Bewegungen, denen man sich anschließen kann.

Ich hoffe, meine Interpretation zielte in die richtige Richtung.

Interessantes Reimschema übrigens. Normaler Kreuzreim und der umarmende jeweils fünfte Reim passen bei einem solch kurzen Text sowohl inhaltlich als auch klanglich gut zusammen. Sehr schön...:)


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 19.03.2014 18:34

Hi, Faldi!

Vielen Dank für soviel profundes Lob!

Allerdings traust du mir manchmal zuviel zu! Hier ging es nur um den geschnitzten Wanderstab, keine weiteren Metabenen - obwohl ich zugeben muss, dass es verlockend war zu behaupten, all das von dir Gesagte hätte ich wirklich so gemeint: Ich wäre mir einen Moment lang recht schlau vorgekommen.
Aber grade weil ich genau das nach manchen Lebensjahren geworden bin;):rolleyes:, weiß ich, dass ich solch einen Selbstbetrug schon lange nicht mehr nötig habe.:)

LG, eKy

Falderwald 19.03.2014 18:48

Servus Erich,

ok, das akzeptiere ich.

Aber warum um Himmels Willen stellst du das in den Stammtisch ein, wo vordergründig politische und gesellschaftliche Themen behandelt werden?

Das hat mich ja dann doch nun bei meiner möglichen Interpretation in die Irre geleitet.;)

Hätte das nicht besser in "Beschreibungen" oder vielleicht noch "Natur" gepasst?
Ich meine, hier verleitet es geradezu, mehr dahinter zu vermuten...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 19.03.2014 20:52

Oh, da habe ich mich offensichtlich vertan! Wenn's nix ausmacht, verschiebe es doch bitte ins passende Fach!
Vielen Dank!

LG, eKy

Falderwald 20.03.2014 18:13

Servus Erich,

Thema in "Beschreibungen" verschoben.

Ist es so in Ordnung oder doch lieber in "Natur"?


i.A. der Moderation

Falderwald

Erich Kykal 20.03.2014 19:51

Nö, passt schon.

Danke!

LG, eKy

Narvik 05.05.2014 04:32

Hallo Erich Kykal,

ich habe mir in früheren Jahren auch gerne mal einen schönen Wanderstock geschnitzt. Heute geht das leider nicht mehr, weil ich froh sein kann, wenn ich den nächsten Wald noch erreiche.
Aber die Erinnerungen sind noch hellwach und dein Gedicht hat mir einen kleinen Teil davon zurück gebracht.
Auch wenn ich meist schon totes Holz verwendet habe, um die Bäume zu schonen, hat mir das kleine Gedicht gut gefallen.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Erich Kykal 05.05.2014 17:33

HI, Narvik!

Zum Schnitzen ist mir frisches Holz lieber - da geht auch die Rinde viel leichter ab. Ich schneide aber nur Haselnuss aus umfassenden Gehölzen, und auch da nur besonders geeignete Stecken mit Knollen oder Säbelwuchs, die sich als Stock gut in die Hand schmiegen.
Nach dem Schälen und Trocknen wird der Stamm geschliffen, sodann mit einer aufwändigen Brandmalerei verziert - ich habe da unterschiedliche Techniken, eventuell noch mit Holzfarben koloriert.
Zuletzt bekommt das Stück noch eine handgeschmiedete Stahlspitze und eine Behandlung und Politur mit Holzwachs. Früher habe ich Lacke verwendet, aber die halten auf Dauer einer schwitzenden Hand nur bedingt stand!

LG, eKy


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