Gedichte-Eiland

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Terrapin 07.01.2020 22:03

Nihilisum
 
Den Himmel fassen keine Töne
als jenes Schimmern zarten Tränengraus...
zertrümmert blasst denn alles Schöne
in abendlichem Wimmern aus;

und immer wissend, das ein Hoffen trüge,
sind wir dem Optimismus eins voraus,
und wieder lese ich die Vogelflüge
zu meinem strahlenden Applaus.

Falderwald 04.04.2020 16:28

Moin Terrapin,

ist Nihilisum das Paradies für Nihilisten?

Im Grunde ist eigentlich alles sinnlos, das Leben, der Glaube, ja selbst erkennbare Tatsachen und moralische Werte ergebn keinen Sinn, wenn man die Existenz an sich in Zweifel zieht.

Auf der anderen Seite frage ich mich oft, warum sollte das Leben auch irgendeinen Sinn haben?
Jeder sieht anders, hört, riecht und schmeckt anders und fühlt auch unterschiedlich und doch empfindet sich jedes Bewusstsein als Mittelpunkt des ihn umgebenden Universums.

Und manchmal denke ich mir dabei, wenn das ganze Universum und alles sich darin Befindliche nur für mich da ist, dann muss ich mir eben selbst einen Sinn geben.
Aber Vorsicht! Mein Universum ist zwar nur für mich da, doch weiß ich, dass es auch mit mir interagiert und diesem deshalb keinen Schaden zufügen darf, denn wir bedingen uns ja gegenseitig. Ohne mein Universum kein Ich und ohne mich kein Universum.

Also sollte man einfach die Zeit, die einem vergönnt ist, genießen und nutzen und nach einem Danach nicht fragen. Es kommt sowieso so, wie es kommen wird. Entweder werde ich zu einem perfekten Nihilsten, weil mit dem Ende meiner Existenz auch mein Universum aufhört zu existieren oder aber ich erschaffe mir wieder ein neues.

Auf jeden Fall werde ich es nehmen, wie es kommt. Was bleibt mir auch anderes übrig?


Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Terrapin 22.04.2020 21:47

Hallo Falderwald,

ich denke, die Dinge sind alle ganz schlicht zu betrachten. es existiert kein tieferes Geheimnis und kein doppelter Boden in jeglicher Existenz und sämtlichen Bewusstseinsformen (und ich habe schon einige hinter mir).

Man selbst ist auch immer Ergebnis dessen, wie die eigenen Filter unsere Wahrnehmung in das Geflecht des Alltags betten.
Will heißen als Beispiel die unterschiedliche Empfindung der Reizbarkeit von den selben Dingen bei variablen Parametern. Das jeweilige Interesse verschiebt sich permanent. dementsprechend kann es keinen gelebten Nihilismus geben, außer von autistischer Lebensgrundlage, was aber auch keinen unterschied auf die Flexiblität gegenüber der wandelbaren Umwelt zulässt oder enorme Einbußen fordert, sofern diese von solchem Standpunkt aus überhaupt als Einbußen zu behandeln und empfinden sind.

Der Kosmos folgt reduzierten Prinzipien; da herrscht keine Magie, kein Voodoo. Sich darin zu vertiefen dessen Begrifflich zu werden, empfiehlt sich die Lektüre und das Studium des I Ging/Yijing, ohne ihm dabei kultische Effekte anzudichten, rein logisch-naturwissenschaftlich agierend.

Das Einfache im Dickicht der Verirrung zu destillieren vergnügt sich leider oftmals einer passionierten Hingabe, die weder Zeit noch Mühen scheut.


jetzt ist schon viel zu viel über ein solch geringes Gedicht geschrieben worden...

Terrapin

Terrapin 22.04.2020 21:57

Da fällt mir wieder Kalkreuth ein mit seinem vieler wegs zu interpretierendem Vers:

...denn sehend werden heißt verzichten.

was er auch in seinem Gedicht mehrdeutig in Conclusio trägt


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