Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 20.04.2013 09:40

Immer wieder: Wir
 
Wir bauen himmelhoch in unsern Träumen,
was an der Schwere dieser Welt zerbricht.
Dies lehrt uns weder Umkehr noch Verzicht,
wir brechen ständig auf zu neuen Räumen.

Doch selten nur zeigt uns ein gutes Licht,
was wir dabei an Lebenszeit versäumen.
Geblendet vom Versuch sehn wir vor Bäumen
den Wald der Wirklichkeit vor Augen nicht.

So schwimmen wir in Wünschen und Querelen,
von je unkundig, wo der Himmel wohnt.
Wir machen Licht in unsern dunklen Seelen

und können nur im Kreise dieses Glühens
ein Leben führen, das die Narben lohnt:
Ein Sein des Werdens und des Sichbemühens.

Thomas 21.04.2013 14:16

Hallo Erich,

du hast gerade "einen Lauf" an Sonetten. Hier verstehe ich wahrscheinlich die zweite Strophe nicht. Wenn unser Dasein "ein Sein des Werdens und Bemühens" ist, dann "verlieren" wir doch keinen "Lebenszeit", oder? Sie verstreicht, na und?, aber verlieren klingt negativ, so als sollten wir es anderes machen. Meinst du das?

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 21.04.2013 15:18

Hi, Thomas!

Die ersten Strophen beschreiben ja das Träumen, die Schwärmerei, das Was-wäre-wenn-Sinnen. Vor lauter Scheinwelten in und um uns versäumen wir das wahre Leben.
Aber gerade dieses Träumen, dieses Sehnen macht uns das Sein erst erträglich, gibt uns Ziele, die anzustreben uns der Mühe wert erscheinen und die Narben auf dem Wege dorthin erträglich. So "werden" wir: Durch das stete Bemühen um eine bessere Welt - trotz unzähliger Irrtümer und Abwege.

So ist das gemeint.

Vielen Dank für deinen Kommi!

LG, eKy

Thomas 22.04.2013 14:01

Hallo Erich,

so habe ich es eigentlich auch verstanden, nur das negative "verlieren" hat mich etwas aus der Spur gebracht.

Liebe Grüße
Thomas

Dana 22.04.2013 20:24

Lieber eKy,

für mich ist es ein Sonett, das die Realität (schmerzhaft für Träumer ;)) sehr treffend darstellt - schmerzhaft, aber lyrisch unnachahmlich schön und berührend, auch dann, wenn der Träumer erkennen muss:

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
und können nur im Kreise dieses Glühens
ein Leben führen, das die Narben lohnt:

Hier trifft der Träumer eine Entscheidung. Trotz Narben gibt er die Träume nicht her. Das Gefühl des "Versäumens" gehört eigentlich dazu. Unsere Lebenszeit hat die Wahl zwischen Traum und Wirklichkeit und wenn sie beides verbindet, muss sie Abstriche machen.

Ein wunderbares Sonett, das gut beobachtet Realität und Traum gelten lässt.
Ich lobe es ganz persönlich, weil ich mich persönlich darin gut erkennen kann und die Lyrik nur bewundere.

(Ich laufe deinen Gedichten nach und muss beinahe fürchten, nicht mehr nachzukommen.:( Bremse dich deshalb nicht, meine Träume sind stark, sie überholen die Realität. ;)

Bis bald beim nächsten Werk,
liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 23.04.2013 08:47

Hi, Thomas!

Du meinst: "versäumen", was nicht ganz so krass klingt.;) "verlieren" hab ich nie geschrieben.


Hi, Dana!

Vielen Dank für deinen Kommi! Du hast meine intention genau erkannt.

LG, eKy


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