Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 05.11.2009 10:31

Überreif
 
An manchen Tagen gehe ich in mich gebückt,
als hätt ich Angst, dass mich ein Schicksal greift.
Ich fühle kaum, wie mir die Jahre schwinden,
so sehr vermag ich selber mich zu unterbinden;
und wie die späte Frucht, die, nie gepflückt,
am kahlen Ast sich sinnlos baumelnd überreift,
häng ich im Sein - und kann es doch nie finden!

Walther 16.11.2009 09:20

Lb. Erich,

die Sinnsuche ist die Suche, die nie endet, weil man ihren Ausgangspunkt sucht. Und so bleibt man immer unterwegs.

Schön geformte Verse, gut verdichtet, reizvolle Bilder. Besonders "überreift".

Danke und Gruß W.

Erich Kykal 16.11.2009 11:08

Hi, walther!

Vielen Dank für deinen - positiv gemeinten? - Beitrag. Warum das Fragezeichen?
Besonders "überreift" heißt nämlich sinngemäß nix Positives: Über'm Limit, überzogen, matschig,...

Ich denke mal, das hattest du anders gemeint...;)

LG, eKy

Walther 16.11.2009 14:55

Lb. Erich,

ich fand das Verb "überreift" herrlich. Nicht mehr und nicht weniger. :D

Gruß W.

Medusa 16.11.2009 16:19

Hallo eKy,

schön und kurz hast Du eine vorübergehende Melancholie in Worte gefasst. Die Melodie Deiner Verse trägt, die Sprache überzeugt.

An manchen Tagen gehe ich in mich gebückt,
als hätt ich Angst, dass mich ein Schicksal greift. Sehr schön, ist jedem schon passiert, kaum einer kann es in so schöne und treffenden Verse fassen.
Ich fühle kaum, wie mir die Jahre schwinden, Du schreibst oben "an manchen Tagen". Wäre dann hier nicht Stunden deutlicher bzw. treffenden?
so sehr vermag ich selber mich zu unterbinden;
und wie die späte Frucht, die, nie gepflückt,
am kahlen Ast sich sinnlos baumelnd überreift,
häng ich im Sein - und kann es doch nie finden! Super!

Sehr gerne gelesen.
Herzliche Grüße,
Medusa.

Erich Kykal 17.11.2009 09:53

Hi Walther!

Sorry, falsch verstanden! Das "Besonders" habe ich im falschen Kontext gelesen. Alles klar jetzt: Du bezogst dich nur auf den Begriff selbst, es war kein Kommentar zum ganzen Gedicht.


Hi, Medusa!

Man kann schon in "diesen Stunden" merken, wie einem die Jahre schwinden - das tun sie nämlich immerzu, nur man merkt's eben nur in "diesen Stunden"...
Außerdem passt "Jahre" nach meinem Gefühl besser in die Sprachmelodie - durch den langen Vokal "a" im Gegensatz zum kurzen "u".

Vielen Dank für dein hohes Lob - ich scheine mittlerweile fast so was wie treue "Fans" zu haben...weiß allerdings noch nicht, wie recht damit umgehen...

LG, eKy

Dana 17.11.2009 19:33

Lieber eKy,
und noch ein Fan.:)

Wir haben neulich erst Apfelbäume fotografiert, die zwar blattlos aber mit Äpfeln behangen waren.
Bei dem Anblick hatte ich Gedanken, die an dein Gedicht anknüpfen.
Niemand hat sie gepflückt.:(

Dein Gedicht spricht von Ängsten. Die Zeit rennt einem davon.
Aber diese spezielle Zeit (Herbst, November) läßt leichter trübe Gedanken aufkommen. Die hast wieder einmal sprachlich wunderbar in Szene gesetzt.
Das Apfelbild hat mich ganz besonders angesprochen.

Ich sehe eine Not - der Frühling sollte bald kommen.;)

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 19.11.2009 15:52

Hi, dana!

Wobei ich gar nix von Äpfeln geschrieben hab: Nur "wie die späte Frucht..."
Aber schön, wenn gleich solche deutlichen Assoziationen entstehen...

Vielen Dank für den "Fan"!
Da krieg ich Schreibfauler immer gleich ein mieses Gewissen. Bin eben eher ein "AufKommentareReagierer" als ein großer "Kommentierer". Schlimm, schlimm...

Nebenbei: Für trübe Gedanken brauch ich den November nicht! Die drängen sich das ganze Jahr über quasi freiflottierend auf. Ich muss immer aufpassen, dass meine Gedichte insgesamt nicht allzu negativ werden.
Ist aber kein Zeichen für allgemeine und ausufernde Trübsal. Im Gegentum: Indem ich's mir von der Seele schreibe, entfruste ich mich ganz ungemein!

LG, eKy


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