Gedichte-Eiland

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Falderwald 30.11.2014 08:18

Aufgabe im November
 


Aufgabe im November


Nun soll er eine Siziliane schreiben,
dabei ist er zur Zeit wie ausgebrannt,
zerschnitten liegt sein Hirn in tausend Scheiben,
doch keine Zeile geht ihm von der Hand,
da will bei ihm partout nichts hängen bleiben,
das bringt ihn langsam schon um den Verstand,
wie wankelmütig ist der Muse Treiben,
nicht einmal sie hat heute noch Bestand.

Wie soll er diese Forderung erfüllen,
wenn ihn das Dichterfieber nicht mehr sticht,
weil seine Poesie, in Lumpenhüllen
gekleidet, sich nur schwer veröffentlicht,
ja darf er denn die Lyrik so zerknüllen
aufgrund der auferlegten Ehrenpflicht
für schnöde sizilianische Idyllen
aus seines Geists Novemberdämmerlicht?

Ihm ist so kalt, es ist schier zum Verzweifeln,
weil jenes Feuer nicht mehr in ihm wallt,
wenn Worte, die ihm aus der Feder träufeln,
wie müde Regentropfen auf Asphalt
zerspringen, sind die Verse, die sie häufeln,
nur Konstruktionen ohne jeden Halt;
so streckt er seine Waffen vor den Teufeln
der rohen sizilianischen Gewalt.


Falderwald
. .. .




Ich-Form:


Nun soll ich eine Siziliane schreiben,
dabei bin ich zur Zeit wie ausgebrannt,
zerschnitten liegt mein Hirn in tausend Scheiben,
doch keine Zeile geht mir von der Hand,
da will bei mir partout nichts hängen bleiben,
das bringt mich langsam schon um den Verstand,
wie wankelmütig ist der Muse Treiben,
nicht einmal sie hat heute noch Bestand.

Wie soll ich diese Forderung erfüllen,
wenn mich das Dichterfieber nicht mehr sticht,
weil meine Poesie, in Lumpenhüllen
gekleidet, sich nur schwer veröffentlicht,
ja darf ich denn die Lyrik so zerknüllen
aufgrund der auferlegten Ehrenpflicht
für schnöde sizilianische Idyllen
aus meines Geists Novemberdämmerlicht?

Mir ist so kalt, es ist schier zum Verzweifeln,
weil jenes Feuer nicht mehr in mir wallt,
wenn Worte, die mir aus der Feder träufeln,
wie müde Regentropfen auf Asphalt
zerspringen, sind die Verse, die sie häufeln,
nur Konstruktionen ohne jeden Halt;
so strecke ich die Waffen vor den Teufeln
der rohen sizilianischen Gewalt.

Erich Kykal 30.11.2014 20:29

Hi, Faldi!

Köstlich - Schreibblockade mit lyrischem Effekt!:D

Kleinigkeiten:

S1Z4 - Das hier unpassende "doch" sollte durch ein "und" ersetzt werden.

S3Z1 - Ist "zum Verzweifeln" nicht hauptwörtlicher Gebrauch, daher groß zu schreiben?

Sehr gern gelesen!:)

LG, eKy

Lailany 01.12.2014 09:21

Kia ora Faldi,
wenn Du lamentierst, dann immer auf hohem Niveau, doch wenn im Ratzeburger Novemberdämmerlicht solch guten Werke entstehen, dann fragt man sich wohl zu Recht, worüber Du moserst.:rolleyes: Also von mir kriegste keine Mitleidskundgebungen, sondern ein dickes Lob für Deine dreistöckige Siziliane. :)
Vonwegen tröpfelnder Feder und haltlosen Vershäuflein...:rolleyes: BOAH!

Saubere Arbeit in gewohnter Faldi-Güte.:)
Sehr gern gelesen und besenft.

LG von Lai:Blume:

Chavali 01.12.2014 17:02

Hi Faldi,

na so was, wenn das dabei entsteht, will ich auch eine Dichterblockade haben :D:D:D

Ok, irgendwas geht immer und bei dir kommt selbst bei einer solchen ein Kunstwerk heraus ;)

Dein Dreier gefällt mir sehr gut - mehr als man erwarten konnte :o

Blockierte Grü-ü-ü-ü-üße
Chavi

Claudi 02.12.2014 23:42

Moin Faldi,

oha, wie geht das weiter, wenn das Hirn jetzt schon in Scheiben daliegt?. :D Gut abgelacht! Das "doch" in V4 ist nicht unbedingt unpassend. Man kann den Witz ja auch so auffassen, dass "er" grundsätzlich nur mit ausgeschalteter Hirnfunktion etwas zustande bringt, aber dass in Scheiben zerlegt eben noch nicht reicht. ;)

Schön, dass Du mehrere Strophen abgeliefert hast (pardon, Du hast natürlich mein volles Mitgefühl bei so viel Elend! :D). Dann kann man die Strophenform mal im Verbund sehen, wie es von den alten Italienern eigentlich gedacht war. Warum nicht auch mal in der deutschen Form? Gefällt mir!

Schöne Reimwörter hast Du auch! Dass Du ausgerechnet bei den einfachen einige Reimsilben doppelt verwendet hast (-stand, -licht, wallt/walt), kann ich Dir in Deinem beklagenswerten Zustand wohl nicht zur Last legen?

Gerne gelesen und besenft, mit besten Wünschen für eine gute Erholung! :D

Liebe Grüße
Claudi

Nachteule 04.12.2014 17:44

Hallo Falderwald,

ich hatte ja nur darauf gewartet, ob jemand bemerkt, dass das ganze eine Strophenform und keine Gedichtform ist. ;) Bei mir hat der Inhalt nur nicht für mehr gereicht.

Das einzige, was mich formal stört ist, dass du in der letzten Strophe im ersten Vers -eifeln auf -äufeln reimst. Das geht für mich nicht wirklich.. Jedenfalls will sich für mich kein Gleichklang aufkommen.

Warum distanzierst du dich von lI, indem du es von einem lD/lE sprechen lässt? Dadurch verliert das Gedicht an Authentizität und auch etwas an Witz, wenn einer schreibt ich kann nicht schreiben...

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule

Claudi 04.12.2014 18:21

Hallo zusammen,

interessant, wie hier die Geschmäcker auseinander gehen. :) Ich fand das Gedicht in der dritten Person witzig, gerade weil es die Eiländer hier augenzwinkernd in eine Insider-Position mitnimmt. Und auch der etwas schräge "-eifeln"-Reim unterstreicht für mich die Komik. In einem ernsten Gedicht würde ich ihn vermeiden.

LG Claudi

Sidgrani 07.12.2014 09:44

Hei Falderwald,

du bist wirklich zu bedauern - ach nein - da spricht ja dein lD oder lE, eigentlich schade. In der Ichform hätte dein "rohes sizilianisches Gewaltentrio" mehr Pepp.

In S1V4 ist das Wörtchen "doch" fehl am Platz.

Zitat:

zerschnitten liegt sein Hirn in tausend Scheiben,
doch keine Zeile geht ihm von der Hand,
Die Aussage müsste "ebendrum" lauten, also "drum" statt "doch" oder so ähnlich.

Zitat:

Ihm ist so kalt, es ist schier zum Verzweifeln,
Hier pflichte ich eKy bei, also großes "V".

Du hast dir richtig viel Mühe gegeben, kaum zu glauben, dass du oder dein lD/lE die Waffen gestreckt haben. Mir scheint, du hast dich bis an die Zähne bewaffnet und einen Ausfall gewagt.

Eine toll gelungene Siziliane, die mir gut gefällt.

Lieben Gruß
Sid

Falderwald 07.12.2014 11:31

Servus Erich,

na ja, wie heißt es so schön?

Man muss eben aus der Not eine Tugend machen und so ist diese Idee entstanden.
Wenn du also eine Aufgabe hast und dir nix mehr einfällt, dann musst du eben das zum Thema machen.

Warum findest du das "doch" in S1/Z4 als unpassend?
Ich meinte das nämlich so:

Zwar hat er sich sein Gehirn schon in tausend Scheiben zerschnitten, doch es fällt ihm (trotzdem) immer noch nix ein.
Meinst du, das geht nicht? :confused:

In S3/Z1 gebe ich dir Recht, als Substantive gebrauchte Infinitive schreibt man groß - mea culpa. ;)

Vielen Dank für deinen Kommi und die Anregungen...:)


Kia ora Lailany,

Mist, ich hatte eigentlich gedacht, dass mich jetzt alle bemitleiden würden, denn so eine Schreibblokade kann ganz schön an die Nieren gehen. :D;):)

Ich freue mich aber trotzdem, dass dir meine "Dreistöckige" gefallen hat.

Vielen Dank für deine Antwort...:)


Hi Chavi,

nun, was sollte ich denn machen? Ich musste doch meine Aufgabe pünktlich abliefern. Dass dann so etwas dabei herauskommt, konnte ich ja auch nicht ahnen. :rolleyes:

Schön, dass dir die Siziliane gefallen konnte, vielen Dank für deine Replik...:)


Moin Claudi,

keine Ahnung, wie das weitergehen soll, vielleicht muss ich ja noch Hackfleisch aus den Scheiben machen.
Das gäbe dann immerhin gut gewürzte Frikadellen. ;)

Endlich jemand, der ein wenig Empathie für diese Misere zeigt, ich dachte schon, den Kolleginnen und Kollegen fehle es am nötigen Feingefühl. :D
Dabei habe ich das Elend ja wohl ausführlich genug beschrieben. Aber was soll man machen? :rolleyes:

Da die Reimworte prinzipiell ja unterschiedliche Konnotationen haben, stört mich das nicht wirklich, weil ja z. B. "Licht" und veröffent"licht" zwei völlig verschiedene Wortstämme sind.

Auf jeden Fall danke ich für die Genesungswünsche, das Lesen und Kommentieren...:)


Hi Nachteule,

ich hatte mich auch schon gewundert, dass ihr alle so geizig gewesen seid und nur eine Strophe abgeliefert habt.
Nun komme ich mir richtig schäbig und wie ein oller Angeber vor...:rolleyes:

Mir war schon bewusst, dass "zweifeln" und "Teufeln" einen unreinen Reim darstellen.
Auf jeden Fall werde ich mich später mal beim alten Goethe darüber beschweren, wie er so etwas in seinem Faust verbreiten konnte:

"Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel"


Ich verspreche, ich werd's nie wieder tun. ;)

Warum ich mich vom LI distanziere?
Ganz einfach, das tue ich immer, wenn es irgendwie möglich ist und hier schien mir das angebracht.
Der Witz ist ja dabei, dass ich hier genau das Gegenteil von dem beschreibe, was tatsächlich passiert ist.
Der Text spricht von einer Schreibblokade bei einem imaginären Dichter. Diese hat ja nicht das LI, sondern ein anderer Protagonist.
Ich fand das stringent, sonst würde sich der Text ja selbst ad absurdum führen (siehe auch Claudis Ausführung dazu).

Ich habe die Kritiken aber vernommen und werde sie mir für künftige Aufgaben merken.

Vielen Dank für Kommi und Gedanken zum Text...:)


Moin Sid,

wie Claudi schon anmerkte, sind die Geschmäcker tatsächlich verschieden.
Den Text in die Ich-Form umzuschreiben, stellt überhaupt lein Problem dar, das werde ich gleich mal so darunter stellen und so kann sich jeder seine Lieblingsversion aussuchen. ;)

Das große "V" wird eingefügt, da als Substantive gebrauchte Infinitive tatsächlich groß geschrieben werden.

Beim "doch" verweise ich auf die Erklärung an Erich weiter oben. Ich denke, das ist haltbar.

Ich freue mich auf jeden Fall, dass dir die Strophen ansonsten gut gefallen haben und bedanke mich für deine Auseinandersetzung mit meinem Text...:)


Vielen Dank für eure Antworten, ich habe mich sehr darüber gefreut...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

wolo von thurland 07.12.2014 12:27

hallo falderwald

irgendwo habe ich mal gelesen, dass nach liebe und tod das eigene schreiben am häufigsten von dichtern zum thema genommen worden sei.
warum sich dem trend entziehen? solange sich ein leser findet ....

was mich an deiner siziliane wirklich fasziniert, ist der saloppe daktylus, der sich da grinsend im "iambenklimperkasten" (zit. claudi) breit macht. als italiener selbstbewusst auf das renommee des landes, wo die zitronen blühn, setzend.

gruss
wolo


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