Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 26.01.2019 12:52

Der innere Winter
 
Es fällt ein leiser Schnee in zarten Flocken
ins kahle Kronenwerk der kalten Bäume,
fällt weiter noch von dort in meine Träume
von Frühlingsduft in deinen blonden Locken.

Es geht ein leiser Wind in zartem Wehen
durch meinen Wald, darin die Bilder schlafen,
und die Entscheidungen, die uns betrafen,
schon ferne sind von Wille und Geschehen.

Es treibt ein leises Weh in zartem Bangen,
dass mir nicht alles längst wie dies gefror,
was sich in diesem Walde schon verlor,
im Winter meiner Lebenszeit gefangen.

Thomas 26.01.2019 15:56

Lieber Erich,

sehr schöne Bilder und sehr gut geschrieben!

An der dritten Strophe lohnt es sich zu arbeiten. Ich würde "in zartem" nicht wiederholen, sondern kontrastieren (z.B. "durch sprödes" oder ähnlich) und statt "gefror" und "verlor" würde ich "gefroren" und "verloren" sagen. Auch drängt es mich (ohne dass ich sagen kann warum) nach dem Bangen auch noch die "Sorge" anklingen zu lassen… Egal wie, vielleicht habe ich die angeregt, die letzte Strophe noch einmal in die Hand zu nehmen.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Vielleicht würde als Überschrift "Winter" langen?

Erich Kykal 26.01.2019 20:49

Hi Thomas!

Das "leise" und das "zart" wiederhole ich hier in jeder ersten Zeile, wie eine Art Mantra oder eine Beschwörungsformel - das ist so gewollt.

Vielen Dank für die lobenden Worte! :)

LG, eKy

Weiße Wölfin 29.01.2019 16:00

Hallo Erich,

Dieses Gedicht ist sehr anrührend.

Wenn der Schnee im Außen weiterfällt in die Träume der Dichterwelt.
Vor meinem Auge sehe ich eine dieser Schneeschüttelkugeln,
die ich als Kind so geliebt habe.

Die Angst, dass die Jahreszeiten dieser unserer Erde nicht mehr hindurchdringen könnten
in die persönliche Welt.
Es ist ja schon Vieles dem Frost anheim gefallen.... .
Ob es da überhaupt noch Leben gibt ... .

Diese Frage, so kurz vor Lichtmess / Imbolc .
Ich kann sie gut verstehen.

Sehr gerne mitgeschwungen und mich berühren lassen.

Das Bild, das Du in den ersten drei Zeilen entwirfst, finde ich wunderschön in seiner Durchlässigkeit der Welten.

volleer

Erich Kykal 29.01.2019 18:54

Hi volleer!

Vielen Dank für die analytische wie emotionale Auseinandersetzung mit meinen Zeilen! :Blume:

Ja, die physikalische Welt und die Metaebene unseres (sprich: des LyrIchs) Bewusstseins spielen hier zusammen, gehen ineinander über, und die Grenzen verschwimmen.
Der Winter draußen spiegelt den Winter drinnen, der nach dem Lebensherbst kommt. Der Unterschied zur Welt ist hier allerdings, dass wir nur EINEN Frühling erleben, eine Jugend. Vorbei ist vorbei ...

LG, eKy


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