Gedichte-Eiland

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Friedhelm Götz 19.01.2016 09:07

Eisige Zeiten in Europa
 
Nach Rom ist jüngst Mein Ohm verreist,
doch leider war ganz Rom vereist.
Dort sammelte ein Opa Reisig
und sprach: »Jetzt wird Europa eisig.

Ich sah's in siebzig Lenzen groß,
die Zukunft schien mir grenzenlos.
Doch jetzt erleb als Greis ich Draht,
in Herzen minus dreißig Grad.

Europa nun auf Wegen geht,
wo Eis-Hauch ihm entgegenweht,
der tief ihm in die Ohren frisst,
dass es schon bald erfroren ist.«

Bleibt Hoffnung noch, das Eis zu wenden,
um nicht in Braun, wer weiß, zu enden!?

Agneta 19.01.2016 09:28

sowas ist nicht einfach zu verschütteln, lieber Frido. Hier ist es dir gelungen, Ernstes mit guten Schüttlern zu verbinden. Respekt:)
LG von Agneta

Dana 19.01.2016 18:11

Lieber Fridolin,

ich könnte Dir stundenlang die Hand schütteln um Respekt und Bewunderung zu zollen.
Ich weiß um die "Schwere" in trefflicher Dichtung - Du beherrscht sie.:)

Ohne ein Gedicht ginge das so:

Ich drücke wortlos deine Hand, weil ich in Worten nicht ausdrücken kann, wie Du aus Gedachtem Gedichte machst.:Blume:

Liebe Grüße
Dana

Friedhelm Götz 20.01.2016 07:16

Hallo Agneta und Dana,

meine Schüttelreime sollten eigentlich ein Humorgedicht werden, aber bald machten sie sich selbständig und führten den Autor zu einer Reflexion über die Entwicklung von Europa. Ein Kontinent, in dem sich die Völker über Jahrhunderte in zahllosen Kriegen befehdet haben und der nach dem schrecklichen zweiten Weltkrieg weitgehend in Schutt und Asche lag. 1939 Ende März geboren, habe ich Krieg und Nachkriegszeit noch in lebhafter Erinnerung. Die Zukunft konnte damals nur in der Aussöhnung mit unseren Nachbarn liegen. So entstand aus der Idee eines vereinten Europas die Europäische Union mit dem Wegfall von Grenzen und Zollhäuschen. Aber Europa hat sich vor allem der Schaffung einer Wirtschafts- und Währungsunion gewidmet, ohne bei der institutionellen Einigung in die Tiefe zu gehen. Im Vergleich zur ursprünglichen Planung ist das Bild eines vereinigten Europas verblasst. Die Gründerväter der EU wollten eine Union mit dem Menschen im Zentrum. Die Flüchtlingskrise macht nun deutlich, was auf dem Weg dorthin verloren gegangen ist: Die Solidarität der Länder untereinander. Aber der Rückfall in nationalistische Egoismen ist nach meiner Einschätzung eine große Bedrohung, an der Europa zerbrechen kann.

LG Fridolin

charis 21.01.2016 08:45

Respekt!!!, lieber Frodolin, sowohl für das Gedicht als auch für deinen Kommentar! :Blume:

Lieben Gruß
charis

badico 24.01.2016 16:58

Lieber Fridolin,
die letzte Strophe ist die eindringlichste und geht zu Herzen. Man spürt die Angst aber auch fast schon eine gewisse Resignation. Wobei - solange Menschen noch, wie du, ein soziales Gewissen haben ist noch nicht Hopfen und Malz verloren. Ich ziehe ebenfalls meinen Hut vor deinem Kommi, der klipp und klar die Ergebnisse aufzeigt, wenn wir auf dem Pfad weiter gehen, der gerade von vielen verlangt und gefordert wird. Ängste und Ungewissheiten sind normal und sollten angesprochen werden...auf allen Seiten. Doch sollten sie nicht dazu führen prinzipiell sein Herz abzuschalten, denn dann sind uns diese "Eiszeiten" sicher!

Gerne gelesen

danke

Babsi

Friedhelm Götz 25.01.2016 07:44

Hallo charis und Babsi,

vielen Dank fürs Lesen und so nett Kommentieren.

LG Fridolin

juli 16.02.2016 10:23

Hallo Fridolin,

Dein Gedicht, das durch Weisheit und Schüttelkunst besticht, soll nicht so schnell versinken.

Ich nicke dir beipflichtend zu. Dein Kommentar dazu ist es wert mehrfach hierhin zurückzukehren, um nochmals deine knackigen, ernsthaften Zeilen zu lesen.

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:


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