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Sufnus 29.03.2018 11:56

Der Preis fürs Glück
 
Der Preis fürs Glück

Das schönste Jahr, der schönste Tag, sind wie
in Geiselhaft in unserm Kopf gehalten,
im langen Nimmerloslassschmerz, im nie
mehr heil wie früher Sein, und wir verwalten
ein Wehtun, das in Gestrigkeiten ruht.

Erinnern heißt, man trägt sich langsam matt
an Überlebensschuld, am Weitergehen,
man rollt sein Selbst bergan, bergab und hat
sich längst am Weltgeplänkel sattgesehen.
Wie geht in eins: Verlust und Lebensmut?

Doch wer hier an sich hält und überleitet
die alte Wehnis in ein neues Jetzt,
wird zwar nicht frei vom Schmerz, jedoch begleitet
vom Miteinandersein. Wir sind verletzt,
doch stehn im Tag, bis uns die Zeit vertut.

Was schön ist, trägt das Sterbemal als Wunde
vom ungefragt Geborensein davon,
die Irdischkeit, die rasche Jagd, das schon
nicht mehr ganz Hiersein sind im Grunde
der Preis fürs Glück, das große Einmalgut.

Erich Kykal 29.03.2018 18:08

Hi Sufnus!

Gut und komplex geschrieben, bloß mit manchen neologistischen Worthomunkuli tu ich mich etwas schwer: "Nimmerloslassschmerz, Einmalgut, ..."

"Irdischkeit" halte ich für falsch, das müsste meines Erachtens "Irdischheit" oder besser: "Irdischsein" heißen - das klingt aber auch nicht schöner! :rolleyes:

Eins hast du übersehen, o du nachhaltig hauptwörtlich Gebrauchender: ;)

S1Z4 - Das "nie mehr heil wie früher Sein" ist ebenfalls ein hauptwörtlicher Gebrauch.
Früher hätte man es "Nie-mehr-heil-wie-früher-sein" geschrieben ... - auch hier fand mit der NR keine deutliche Verbesserung statt, nur eine Unübersichtlichkeit wurde durch eine andere ersetzt.

Apropos unübersichtlich: du schreibst wirklich gut und sprachlich versiert, aber gerade deshalb solltest du - so mein Rat, denn es geht mir zuweilen ähnlich - darauf achten, dich nicht in allzu komplexen Wort- und Satzkonstrukten zu verzetteln - oft ist weniger mehr, wenn es "lyrisch" bewegend sein soll.

Mehr als hier sollte es keinesfalls mehr werden, eher etwas weniger Verhauptwörtlichung und gespreizte semantische Intellektualität auf höchtem Niveau (obwohl ich auch das sehr gern lese - aber wie viele noch?)!
Das aber nur am Rande ...

Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy

Sufnus 30.03.2018 17:21

Hey eKy! :)
Dankeschön für die Gerneerfolgnis des Zeilenkonsums meiner Verse! :D
Ich versuch mich gerne dann & wann an komplexen und dann auch mal wieder an sprachlich simpleren Poetereien. :)
So oder so... auf den Nimmerloslassschmerz und das Einmalgut lass ich nix kommen, Du alter Zausel! ;)
Aber das Sein wird Kapitalisiert. :)

Dana 30.03.2018 18:12

Hallo Sufnus,
ich bin hier in eine ganz eigene und besondere Lyrik getaucht. Ich verstand und fühlte mich verstanden. Ich erkannte einen Preis, der nicht festgesetzt wird, um gehandelt zu werden.
Es geht um einen Preis, den es zu erkennen gilt.
Zauberhaft verdichtet, nachdenklich gestaltet.
Sehr, sehr gern gelesen.
Liebe Grüße
Dana

Sufnus 30.03.2018 21:37

Liebe Dana!
Dankeschön für Dein Lob, das ich mir sehr gern zu Herzen nehme! :)
Liebe Grüße
S.


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