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Sanssouci 09.11.2011 18:30

Warten auf Dezember
 
Es ist die Zeit gehäufter Depressionen
Die Gläser sind halbleer und nicht halbvoll
Sonaten klingen nicht nach Dur, sondern nach Moll
Und aufzustehn will sich nicht wirklich lohnen

Es ist die Zeit des Stillstands und der Leere
Verlassenheit macht sich allmählich breit
Der Nebel hüllt sie ein und Einsamkeit
Kommt vielen Menschen wieder in die Quere

November fördert Husten, Schnupfen, Gicht
Verschluckt Gedanken, Liebe, Sonnenlicht
Lässt für so manchen von uns wenig offen

Doch wir zerschlagen jetzt die trüben Tassen
Vertreiben letzte Halloween-Grimassen
Und werden tapfer auf Dezember hoffen

Dana 09.11.2011 20:13

Hallo Sanssouci,

sehr schön dein Warten auf Dezember.

Der November ist tatsächlich der trübsinnigste Monat des Jahres.
Der Herbst verliert seinen Glanz und die Dezemberlichter sind noch weit.:(

Du hast den Übergang in gute Metaphern und Wirklichkeiten gefasst und feinst verdichtet. (Dur, Moll, Husten, Schnupfen)
Besonders gut finde ich die gegenüberstellung der halbleeren und halbvollen Gläser.

Nur hier:

Zitat:

Zitat von Sanssouci
Sonaten klingen nicht nach Dur, sondern nach Moll

Sonaten wandeln sich von Dur in Moll

(habe die Silben ausgezählt - ;))

Liebe Grüße und in froher Erwartung,
Dana

Galapapa 10.11.2011 18:44

Hallo Sanssouci,
Dein Sonett gefällt mir sehr!
Es vereint die Trübseligkeit des Herbstes mit dem Liebenswerten der kommenden Wintertage.
Bei diesem Text wird besonders deutlich, was ich an Deinen Gedichten so schätze: Der heitere Unterton, der selbst in Stillstand und Verlassenheit hier noch mitschwingt.
Das hab ich sehr gern gelesen!
Herzliche Grüße an Dich!:)
Galapapa

Panzerknacker 10.11.2011 18:54

Hallo Sanssouci

recht whr sind deine Zeilen. Der November besteht scheinbar nur aus trüben, grauen Tagen. Wenn da nicht auch wären:
a. Mein Hochzeitstag und der ist immer noch ne Wucht und
b, Mein Geburtstag

die beiden Tage reissen den ganzen Monat raus. Das hast du bei deinen Zeilen wohl vergessen.
Aber ehrlich, ansonsten hast du den Monat vortrefflich beschrieben

schöne Grüße
der Knacki

Sanssouci 11.11.2011 12:40

Hallo Knacki!
Ich entnehme gerade deinem Profil, wann ich dir zum Geburtstag gratulieren darf. Dein Hochzeitstag ist leider nicht vermerkt. Da hast du ja großes Glück, so schöne Tage im November für dich verbuchen zu können. Mein Namenstag ist übrigens heute!
Danke für dein Vorbeischauen und dein Lob.

Hallo Galapapa!
Danke auch für deine Rückmeldung. Gefreut habe ich mich besonders über diesen Satz von dir (Zitat): Bei diesem Text wird besonders deutlich, was ich an Deinen Gedichten so schätze: Der heitere Unterton, der selbst in Stillstand und Verlassenheit hier noch mitschwingt.

Hallo Dana!
Für deinen Erstbeitrag zu meinem Gedicht bedanke ich mich. Auch für dein Lob und das genaue Nachzählen. Du hast recht: in S 1 Z 3 sind es 12 statt 10 Silben. Über deinen Vorschlag wandeln muss ich noch nachdenken. Die Sonaten stehen ja weiterhin in Dur, nur meint man, ein Moll zu vernehmen. Eine andere Wahrnehmung, jedoch keine wirkliche Wandlung. Konnte ich mich verständlich machen?

Euch dreien liebe Grüße zurück in den vernebelten November!
Herbstlichst, Sanssouci

Justin 21.11.2011 15:56

Hallo Sanssouci,

in Deinem Gedicht findet sich eine schöne Verschmelzung von Lyrik und jahreszeitlicher Beschreibung. Da der November wirklich der trübste Monat des Jahres ist, ändert sich auch die Gefühlslage der Menschen entsprechend. Diese Wandlung bleibt oft nicht ohne Folgen. Doch Du denkst darüber hinaus an den Dezember, der uns schon wieder lichter erscheint. Die Aufeinanderfolge von der tristen zur stimmungsfördernden Wahrnehmung im Gedicht hat mir gut gefallen.

In Deinem letzten Satz stellst Du die Frage, ob Du dich verständlich machen konntest. Auf jeden Fall, denke bestimmt nicht nur ich. Wie Du richtig sagst, bleiben die Sonaten im Tongeschlecht unverändert. Doch durch die Befindlichkeitsschwankungen könnte ihnen ein Moll zugeschrieben werden. Mit dieser Aussage hast Du betont, worauf es Dir ankommt.

Mit Dur und Moll - also hart und weich - ist es trotzdem nicht so einfach. Die in Dur gehaltenen Weihnachtslieder werden ja zumeist als weich empfunden. Somit könnte man im Umkehrschluß russische Volkslieder mit einem starken Mollgepräge als hart einstufen. Die Bezeichnung "düsteres Moll" trifft zum Teil zu, aber eben längst nicht immer.

Dein Gedicht hat mich erfreut und ich habe es gern gelesen.

Liebe Grüße

Justin

Sanssouci 23.11.2011 12:00

Hallo Justin!

Danke für dein Vorbeischauen und deine Überlegungen. Danke auch für dein Lob.
Mit Dur und Moll ist das ja so eine Sache. Wie du zu recht schreibst, sollte man sich davor hüten, Moll immer mit traurig oder düster, Dur immer mit fröhlich oder strahlend gleichzusetzen. Das subjektive Empfinden spielt immer eine große Rolle. Aber auch die Prägungen durch Elternhaus und Schule hinterlassen ihre Spuren.

Nachträgliche Geburtstagsgrüße sendet dir Sanssouci


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