Gedichte-Eiland

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Chavali 19.05.2011 11:18

...ungeboren...
 
wirst nie ein licht erschauen
dunkel bleibt dein tag
wirst deine türmchen bauen
im land elysium

kannst nie ein röckchen tragen
leblos bleibt die zeit
kannst nie die mama fragen
denn dein mund bleibt stumm

liebe ist unendlich
freud und leid vereint
ein kleines fleckchen erde
das nur der Mond bescheint


Thomas 19.05.2011 12:41

Hallo Chavali,
ich muss ganz spontan antworten, obwohl mich das Gedicht so ergriffen hat und ich eigentlich die Fassung zum Antworten noch gar nicht wieder habe.

Dein Gedicht kann würdig neben Rückerts Kindertodenliedern bestehen.

Sehr mutig!

Liebe Grüße
Thomas

Chavali 19.05.2011 15:00

Hallo Thomas,
Zitat:

Dein Gedicht kann würdig neben Rückerts Kindertodenliedern bestehen.
Davon hab ich noch nie gehört; ich werd mich gleich mal bei Google schlau machen.

Vielen Dank für deinen Beitrag.

Lieben Gruß,
Chavali

Thomas 19.05.2011 16:31

Hallo Chavali,

im Jahr 1833 oder 1834 straben die beiden jüngsten Kinder Friedrich Rückerts. Er schrieb danach mehr als 400 Kindertotenliedern. Ich bin mir nicht sicher, ob sie im Internet stehen, hier sind 2 davon, die mir besondes gefallen:


Über alle Gräber wächst zuletzt das Gras,
Alle Wunden heilt die Zeit, ein Trost ist das,
Wohl der schlechteste, den man dir kann erteilen;
Armes Herz, du willst nicht, daß die Wunden heilen.
Etwas hast du noch, solang' es schmerzlich brennt;
Das Verschmerzte nur ist tot und abgetrennt.



Oft denk' ich, sie sind nur ausgegangen,
Bald werden sie wieder nach Haus gelangen,
Der Tag ist schön, o sei nicht bang,
Sie machen nur einen weitern Gang.

Ja wohl, sie sind nur ausgegangen,
Und werden jetzt nach Haus gelangen,
O sei nicht bang, der Tag ist schön,
Sie machen den Gang zu jenen Höhn.

Sie sind uns nur voraus gegangen,
Und werden nicht hier nach Haus verlangen;
Wir holen sie ein auf jenen Höhn
Im Sonnenschein, der Tag ist schön.


Rückert ist heute kaum bekann, bzw. fast nur noch, wegen seiner herrlich vertoneten Liebeslieder. Er war ein herforragender Dichter und ein Sprachgenie. Ich schätze ihn sehr.

Viele Grüße
Thomas

ginTon 19.05.2011 17:12

liebe chavilein

einen sehr traurigen text hast du eingestellt, wobei mir alle drei Strophen
sehr gut gefallen, vom Klang sowie Ausdruck, und auch inhaltlich verfehlt
der Text seine Wirkung nicht..

da in der zweiten Strophe "Kleidchen" genannt wird, nehme ich an, dass
es zu einer Fehlgeburt kam und dies traurig nunmehr zum Ausdruck kommt,
hier in mainz gibt es auf dem Friedhof einen sog. Sternengarten, wo diese
Kinder begraben liegen, welche das Licht der Welt nicht mehr erblicken
konnten...dies tut sicherlich besonders weh, da soviel liebe und hoffnung
in einer geburt steckt...

das Gedicht wie gesagt, sehr gelungen...liebe Grüße gin

Dana 19.05.2011 19:19

Liebe Chavali,

es ist eines jener eindringlichen Gedichte, die auch den Leser verstummen lassen.
Dir ist die Umsetzung gut gelungen. Man kommt gar nicht auf die Idee, an den Versen zu kritteln. Sie berühren und lassen schweigen.

Liebe Grüße
Dana

Justin 19.05.2011 20:56

Hallo Chavali,

da ich selbst nicht auf Rosen gebettet bin, gehen mir menschliche Schicksale sehr nahe. Es kommit so weit, daß ich an manchen Tagen an nichts anderes denken kann. Dein Gedicht ist ein Beispiel für die Unvollkommenheit der Welt, an der man schon sehr leiden kann. In ihrer krassen Gegensätzlichkeit ist sie oft schwer auszuhalten.

Du hast die richtigen Worte gefunden, die anrühren und verdienst dafür Anerkennung.

Liebe Grüße

Justin

Chavali 22.05.2011 18:49

Hallo Thomas,

danke für die Kostprobe der Werke von F. Rückert.
Inzwischen habe auch was im Internet gefunden, das mich sehr berührt hat (Kindertotenlieder).
Hab herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

Hei ginnie,
Zitat:

da in der zweiten Strophe "Kleidchen" genannt wird
röckchen :) - aber egal, man weiß ja, wie es gemeint ist.
Zitat:

nehme ich an, dass
es zu einer Fehlgeburt kam
Das ist anzunehmen, ja.
Es ist eine (fast) fiktive Geschichte.
Zitat:

das Gedicht wie gesagt, sehr gelungen.
Danke dir.

Liebe Dana,
Zitat:

es ist eines jener eindringlichen Gedichte, die auch den Leser verstummen lassen.
Dir ist die Umsetzung gut gelungen. Man kommt gar nicht auf die Idee, an den Versen zu kritteln. Sie berühren und lassen schweigen.
Danke dir. So hätte ich auch gedacht, wenn ich der Leser gewesen wär.
Hab lieben Dank...

Hallo Justin,
Zitat:

Du hast die richtigen Worte gefunden, die anrühren und verdienst dafür Anerkennung.
Danke für deine verständnisvollen Worte, die mir sehr zusagen.


Euch allen viele Grüße,
Chavali


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