Verlorenes Vergessen
 

Ich kenne dich nicht, doch ich weiss, ich bin dein Blut.
Es stört nicht immer, aber an manchen Tagen.
Gedanklich drehen sich diese Tage um dich.
Ein stabiles Fundament hätte ich gewünscht.
Doch es scheint, als wäre ich dir egal,
so, wie auch du mir egal sein solltest.
Leb' wohl, Vater.

Geschwister, die ich nicht kenne,
sind wie schöne Geister im Traum.
Schemenhaft gleiten sie dahin.
In der Vorstellung wunderschön,
im wahren Leben unsichtbar.
Wo immer ihr seid, ich wünsche
viel Spass.

In Todesanzeigen las ich von einer Frau.
Ich hoffe, es bist nicht du, liebste Großmutter.
Der Name stimmt, aber ich bleibe unwissend.
Ich nehme mir vor, die Trauer zu behalten
und denke an verblassende Kindertage.
Bis bald.

Lightning

(Sry, gehört vielleicht eher in "Prosa")

Hallo Chavali!

Ja.. "leider" ist das LI in diesem Fall mein eigenes, daher vielen Dank für dein Verständnis.
Die Zeilen entstanden, als ich nach meiner Großmutter suchte.. und nur eine Todesanzeige mit ihrem Namen fand,
100km vom letzten mir bekannten Wohnort entfernt.

Wenn auch du den Text eher in der prosaischen Ecke siehst, kann er natürlich sehr gerne verschoben werden.
Auch dafür schonmal besten Dank. :)

LG, Lightning

Hi Lightning,

ich finde ja den Titel höchst interessant.
Irgendwie wirkt er in sich entgegengesetzt und auch wieder logisch.
"Verlorenes Vergessen" - das heißt für mich, dass du vergessen wolltest und vergessen hast und durch irgendetwas wieder
in die Spur gebracht wurdest...

Gefällt mir, deine Betrachtungsweise eines Schicksalsweges.

Gruß
ww

Hallo waterwoman!

Hehe.. ja. Der Titel birgt eine gewisse Mehrdeutigkeit, welche ich für mein Empfinden sehr passend fand/finde.
Die "gefundene" Gegensätzlichkeit verdeutlicht z.B. auch den inneren Zwiespalt zwischen Vergessen und Erinnern,
bzw. vergessen wollen und kennenlernen wollen. Schön zu sehen, dass dies erkannt wurde :)

Vielen Dank für deine Zeilen.

LG, Lightning