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Thomas 14.01.2017 20:57

Maiers Protestwahl
 
Maiers Protestwahl

Herr Maier hat die Faxen dick,
vor allem diese Politik,
die ihm sein vielen Jahren stinkt
und absolut rein gar nichts bringt.

Er möchte alle diese miesen
Politclowns hängen und erschießen
und auch die Zocker und die Banker
und sogenannten Wirtschaftslenker,

um ein für alle Mal vom Bösen
die ganze Menschheit zu erlösen.
Auch stopfte gerne er die Fresse
den Burschen von der Lügenpresse.

Und darum wählt er, eins, zwei, drei,
die Hass-und-Wut-Protestpartei,
die alles besser macht und richtig.
Er fühlt sich endlich wirklich wichtig.

Selbst seiner Frau schwillt stolz das Mieder,
die Erektionen klappen wieder,
Moral und Glied sind stramm erhoben,
auch ökonomisch geht’s nach oben.

Doch plötzlich fällt die ganze Chose
in sich zusammen, und die Hose,
er merkt es, ist auf diese Weise
nur noch viel tiefer in der Sch...

Herr Maier hat die Faxen dick,
besonders von der Politik,
die absolut rein gar nichts bringt
und ihm noch mehr als vormals stinkt.

Erich Kykal 14.01.2017 23:15

Hi Thomas!

In der vorletzten Zeile würde ich durchaus den Mut haben, auf "Weise" Scheiße" zu reimen, das ist zwar nicht ganz sauber, aber Welten besser als "Schwulität"!

Du beschreibst die typische Ungeduld des emotional beteiligten Bildungsfernen an der Politik, der seinen Minderwertigkeitskomplex durch Wutbürgertum kompensiert.

Leider befinden sich noch viel zu wenige der von dir Beschriebenen in der letzten Phase, die in den beiden letzten Strophen beschrieben wird. Und von Einsicht in die eigene Blödheit kann dennoch bei den meisten Verdrossenen nicht die Rede sein - eher noch härtere Radikalisierung bis hin zum Ruf nach dem nächsten "starken Mann", der "Deutschland wieder groß macht"!

Ich denke, ein Gutteil der heutigen Misere ist der verfehlten Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte geschuldet, die es versäumte, der "breiten" Masse des "Proletariats" beizubringen, wie man interne Zusammenhänge erkennt und das eigene Hirn objektiver und selbstanalytischer benutzt - sprich die Vermittlung des Wesens und Wertes von Bildung und Demokratie wurde vernachlässigt, weil eine diesbezügliche Einsicht als selbstverständlich und fix verankert angesehen wurde. Dabei wurde vergessen zu bedenken, dass die Verfasser und Träger dieser politischen Ordnung und ihrer Statistiken vornehmlich aus elitären Schichten stammen, die den Alltag und die Geisteshaltung in einem durchschnittlichen Arbeiterviertel nie selbst erlebt haben.

Es stimmt schon: Wohlstand und Sicherheit machen über Generationen hinweg träge und fehlsichtig ...

LG, eKy

plotzn 16.01.2017 14:44

Lieber Thomas,

ein lustiges Gedicht mit ernstem Hintergrund. Leider nur allzu wahr. Mit ein Teil der Misere ist, dass viele Leute inzwischen den sozialen Netzwerken mehr trauen als den seriösen Nachrichtenquellen, die zugegebenermaßen auch nicht immer unabhängig und objektiv sind, aber bei weitem mehr als Twitter, Facebook und Co.
Daneben kommen natürlich auch objektive Frustrationsgründe dazu, wie die Einkommens- und Vermögensschere, wie immer weiter aufgeht.

Jedenfalls treffend aufs Korn genommen!

Liebe Grüße, Stefan

Thomas 16.01.2017 16:18

Lieber Erich, lieber Stefan,

vielen Dank für die Kommentare und Vorschläge. Den Herrn Maier treffe ich halt immer wieder an, er hat seine Macken, die ihm vor allem selber schaden, ist trotzdem aber ganz liebenswert.

Liebe Grüße
Thomas

Dana 16.01.2017 16:56

Lieber Thomas,

sehr gut getroffen, als Leser lacht man zuerst ob der Wahrheit und wird dann nachdenklich ob der Wahrheit - echte Satire.
Ich möchte noch hinzufügen, dass nicht ausschließlich die Wähler mit der Zeit an Wohlstand und Sicherheit "leiden". Zu einem gewissen Anteil trifft es auch auf die zu wählenden Politiker zu. Sie sind auch träge geworden und balancieren um jeden Preis auf einem Drahtseil zum Stimmenfang. Nicht selten werden sie von Machtgier und Bühnenplatz getrieben.
Für mich ist diese beständige Uneinigkeit zwischen den Parteien, bzw. das ständige gegenseitige Beschimpfen und Streiten schwer zu ertragen.
"Wären Vater und Mutter die Regierung und hätten sie 10 Kinder zu erziehen und zu versorgen und würden bei jeder Entscheidung, bei jedem Vorschlag nur zanken - was kann man von diesen Kindern erwarten?"

Gern gelesen und besenft.

Liebe Grüße
Dana

Falderwald 16.01.2017 20:13

Moin Thomas,

witzig, spritzig und allzu wahr.

Zitat:

Herr Maier hat die Faxen dick,
vor allem diese Politik,
die ihm sein vielen Jahren stinkt (t)
und absolut rein gar nichts bringt.
Nur eine Anmerkung dazu, denn die sogenannten etablierten Parteien und Politiker machen es einem auch nicht immer leicht.

Donald Trump sagte: America first.

Eine seiner aktuellen Äußerungen:

„Ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen.“

BMW zeigte sich gelassen und sagte dazu:

"In dem Werk in San Luis Potosí in Mexiko werde von 2019 an die BMW-3er-Limousine gebaut. Die Produktion sei für den Weltmarkt bestimmt. Somit würde das Werk in Mexiko die bisherigen 3er-Produktionsstätten in Deutschland und China ersetzen, erklärte das Unternehmen."

Darüber - DARÜBER regt sich kein Schwein auf und nicht mal dieser verhinderte fette, schwitzende, selbst-und gesinnungslose Kasperlkandidat von der SPD sagt dazu etwas, im Gegenteil er warnt Trump.
DER warnt den zukünftigen Präsidenten (wie immer man auch zu ihm stehen mag) der USA. So ein Quadratwitzbold.

Meine Güte, was ist aus meinen alten Sozis geworden?

Ist es da ein Wunder, dass sich viele Bürger verschaukelt fühlen?

Nie, niemals wieder würde ich einen BMW kaufen, nicht mal einen Gebrauchten.
Eher rutsche ich auf einem Sch...haufen durch die Gegend.

Sorry, aber das hat mich mehr aufgeregt, als der Dünnpfiff, den Trump von sich gibt.


Gern gelesen und besenft...:)

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Thomas 16.01.2017 23:38

Liebe Dana,

vielen Dank, dein Beispiel mit den 10 Kindern finden ich lustig und auf den Punkt.

LieberFalderwald,

auch dir vielen Dank. Die Frage wo etwas in der Welt produziert wird, um den Repoduktionsprozess optimal zu gestalten, ist eine wichtige Frage, die Montage von Autos ist nicht sehr kompliziert und muss nicht unbedingt in Deutschland stattfinden, das Problem ist, dass wir wegen jahrzehntelanger Technologiefeindlichkeit nicht genügend High-Tec-Arbeitsplätze geschaffen haben.

Was Trump da von sich gibt ist doof.

Liebe Grüße euch beiden l
Thomas

juli 17.01.2017 08:55

Hallo Thomas,

Du hast mit deinem Herrn Maier ins Schwarze getroffen. Du näherst dich diesem Thema, der sich von Frust, Unwissenheit, Verleugnung, Unzufriedenheit aber auch von dem so Sattsein der Politiker ernährt. Danas Beispiel mit den Kindern gefällt auch mir. Es wird nicht mehr miteinander geredet, es genügen Schilder, die einfach auf den Straßen hochgehalten werden.

Du hast dich diesem Thema Mittels Herrn Maier und seinen Macken mit deiner Satire witzig genähert;)

Gerne gelesen:)

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Thomas 18.01.2017 06:36

Liebe syranie,

Danke für das auf den Punkt. Es freut mich, dass es dir gefällt.

Liebe Grüße
Thomas


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