Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 15.07.2019 22:40

Das Mühlviertel
 
Tiefes Land, granitdurchgliedert,
rauer Stein aus alten Zeiten,
rundgeschnitzt von Ewigkeiten,
grasbehaart und baumbefiedert.

Urnatur fasst aus den Schatten
dunkler Wälder in die Matten
weit verstreuter Menschensitze,
die sich in die Szene mischen,
Ausgelieferte, wie zwischen
Winterfrost und Sommerhitze.

Hartes Land, aus tiefen Quellen
speist sich herbes Überdauern,
alter Wesen Zauber lauern
um der Ahnen Feierstellen.

Wildes Land, warst niemals ganz
Menschen untertan im Tanz
ungezählter Jahreszeiten,
wo der alten Geister Träume
rauschend durch die Zwischenräume
deiner grünen Hügel schreiten.

Thomas 16.07.2019 06:39

Lieber Erich,

interessante Strophenformung. Beim Lesen fiel mir auf, dass man die zweite Strophe auch als vierte setzen könnte.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 16.07.2019 11:48

Hi Thomas!

Das ist eins meiner allerersten Werke von 2005! Damals, als ich (wieder) zu schreiben begann, nach über 20 Jahren Pause (die Werke von davor sind meist lyrisch nicht der Rede wert).
Diese frühen Arbeiten habe ich in diesem Forum nie eingestellt, da ich erst 2009 hierher kam und damals genug aktuelle Themen schrieb.
Damals hatte ich vom lyrischen Handwerkszeug noch keine Ahnung (ich dachte, es gäbe gar keines ... :rolleyes:) und experimentierte frei mit Formen, ganz nach Gefühl und Gusto.

Ich halte S2 und 4 nur formal für austauschbar, denn die Conclusio mit den "rauschend durch die Hügel schreiten" der alten Geister in S4 ist lyrisch ein viel kräftigeres Bild als das "Ausgeliefertsein" der Bewohnerbauten aus S2.

Vielen Dank für deine Zeilen! :)

LG, eKy

Chavali 30.07.2019 10:03

Hi Erich,

fast merkt man es gar nicht, dass Verschiedenes hier *alte* Werke sind ;)

Es ist schön, dein Mühlviertel.
Und du hast es doch wunderbar beschrieben so rein nach *Dichtergefühl*.
Mir gefällt dieses doch etwas unkonventionelle Reimschema, es macht den Text irgendwie
auch spannend und nicht so gleichförmig leiernd wie so manches,
was exakt ausgerichtet ist, nach Silbenanzahl und Takte und was weiß ich, was noch alles....:o

Ok. Schönes Teil, habs gern geleswn!

LG Chavi


Erich Kykal 30.07.2019 12:14

Hi Chavi!

Vielen Dank für ausführlichen und positiven Gedanken! :)

Ich schrieb damals ganz nach "Bauch", in völliger Unkenntnis lyrischer Begriffe und Regeln. Das "Takten" fiel mir immer schon leicht, es geschah damals gänzlich intuitiv, und meist haute es auch hin. Allerdings habe ich jetzt mein erstes Buch neu aufgelegt, um die vielen kleinen Schnitzer dieser frühen Werke beheben zu können.

Jemand machte mich übrigens darauf aufmerksam, dass es sich hier im Grunde um Sonettbausteine handelt, wenn auch nur vierhebig: Quartette und (zusammengeschriebene) Terzette. Wusste ich damals natürlich nicht!

LG, eKy


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