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a.c.larin 05.01.2010 08:39

Hochgebirgswinter
 
Tiefblau umkränzt der Himmel Gipfel,
die herrisch aus dem Eise ragen,
dieweil die grünen Tannenwipfel
noch Puderzuckermäntel tragen,
umhüllt von Nebelschleiertuch.

Da wehen Winde, kalt und leise.
Sie singen durch die Einsamkeit
und drehn verwirbelt letzte Kreise.
Heut Nacht gabs Sturm, es hat geschneit,
nun aber wich der Unbill Fluch.

Und wieder breitet sich ein Staunen
mit Ehrfurcht aus. Das Herz wird weit.
Die dunklen Wälder wispern, raunen:
Wer bist du, Mensch? All deine Launen
verstummen hier, in Ewigkeit....

Quicksilver 05.01.2010 09:11

Hallo larin,

ein sehr stimmungsvolles Gedicht mit einer treffenden Aussage in meinen Augen.

Zitat:

Da wehen Winde, kalt und leise
und singen durch die Einsamkeit,
verwirbelt drehn sie letzte Kreise.
Das zweite "und", zusätzlich noch am Versanfang, stört mich ein wenig. Das ließe sich sicher umgehen, sofern du magst. Der dritte Vers wirkt sprachlich auf mich von den vorherigen 2 Versen abgeschnitten. Vielleicht liegt dies aber nur an meiner Lesart. Ich empfinde ein Ende nach Einsamkeit und stocke daher vor "verwirbelt", weil ich es gedanklich noch schnell "anhängen" muss. Vielleicht magst du ja nach der Einsamkeit einen Punkt setzen.

Zitat:

nun aber wich der Unbill Fluch.
In meiner natürlichen Lesart betone ich Unbill auf der zweiten Silbe. Wie es sich laut Metrikregeln verhält, kann ich aber nicht sagen. Jedenfalls habe ich hierdurch einen unschönen Hebungsprall, da ich Fluch ebenfalls betone. Generell kann ich mit der Redewendung nicht viel anfangen. Es wich der Unbill Fluch ist für mich gefühlsmäßig eine Dopplung. Ich weiss auch nicht, ob man auf die Zeit bezogen dies so schreiben kann. In der Gegenwart wich der Fluch.

Die Verslängen und Kadenzen variieren hier bisweilen. Das stört mich aber nur marginal. Besonders gut gelungen finde ich die Wortschöpfungen wie "Puderzuckermäntel" und "Nebelschleiertuch". Auch das Reimschema finde ich interessant.

Ich habe mich gern mit diesem Gedicht beschäftigt und werde deiner Aussage noch ein wenig nachhängen.

Grüße
von
Quicksilver

a.c.larin 06.01.2010 09:37

hallo quicksilver,

vielen dank fürs genaue studium. ich habe deine hinweise und anregungen mal eine nacht lang überschlafen und heute dran gefeilt - guck mal, ob die zweite strophe jetzt flüssiger rüberkommt.

Unbill betone ich eindeutig auf der ersten Silbe. Aber da kann es durchaus regonale Unterschiede geben.
Über die Formulierung selber werde ich noch nachdenken - ich fürchte mittlwerweile, sie ist auch semantisch falsch ( unbill - unbilden ).:o

zu den von dir gelobten wortschöpfungen kam ich nach betrachtung von chavalis bild in der rubrik "bildergedichte"(spielwiese). dort steht dieses wintergedicht auch.

liebe grüße,
larin

Chavali 06.01.2010 13:16

Liebe larin,

mir gefällt dein Gedicht sehr gut - habe auch schon entdeckt, dass dir ein gewisses Bild Anregung war,
ähnlich meinem Stiller Zauber ;)

Unbill betone ich auch auf der ersten Silbe. Von daher lese ich den Text sauber und flüssig durch.

Immer wieder schön: das Versmaß.

Lieben Gruß,
Chavali

a.c.larin 07.01.2010 12:02

liebe chavali,

hat länger gedauert, bis diesmal der groschen bei mir fiel und die nötige inspiration zu deinem bild da war.
freut mich aber, dass das zuwarten sich doch gelohnt hat.

das versmaß entstand aus der lust am experiment und war ein kleiner ausbruch aus dem kreuzreim, wollte ein wenig unberechenbar sein - so wie das wetter im hochgebirge......


danke für den kommi,
larin


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