Gedichte-Eiland

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Antigone 15.12.2012 05:16

Von hieraus
 
Ich wüsste gern, was davon bleiben mag,
vom großen Himmel überm Oderdeich
und von dem Eis an jenem Wintertag,
in dem der Strom gefangen lag und bleich.
Des edlen Singschwans Klage tönte vag,
ein Gänseschwarm flog übers Wasserreich.
Wir sahen, dass das Dorf im Rauche lag,
darüber unsern blassen Mond zugleich.
So geht das Jahr, so gehen Jahreszeiten.
Sind wir auch fern den Orten, die wir lieben,
sie leben, diese Himmel, diese Weiten.
Erinnern wohl ist das, was uns geblieben.

Chavali 15.12.2012 15:44

Liebe Antigone,

das ist wieder so ein Text, der mir sehr gefällt, sowohl vom Thema her als auch von der Machart.

Dieser kompakte Blocksatz passt schön zur Erinnerung an die Heimat,
wie sie mal war und wie sie jetzt vielleicht aussieht.
Vielleicht verfallen, das Dorf durch Brand zerstört, und trotzdem zieht der Fluss, die Oder,
seinen einsamen Weg.

Der Text erklärt sich eigentlich von selber, und ich mag die melancholische Stimmung,
die von ihm ausgeht.

Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß,
Chavali


ginTon 15.12.2012 16:28

hallo antigone,

Ein klasse Werk, gefällt mir richtig gut, ich stimme mit chavilein überein..

Zitat:

Wir sahen, dass das Dorf im Rauche lag,
darüber unsern blassen Mond zugleich.
So geht das Jahr, so gehen Jahreszeiten.

schönes Naturgedicht...

liebe Grüße ginton

Erich Kykal 15.12.2012 20:23

Hi, Antigone!

Diesen Text finde ich sehr gelungen! Unaufdringlich, ohne moralische Zeigefinger, finden die Zeilen Tiefe in der mitschwingenden Liebe für die beschriebene Gegend, die Natur. Die anklingende philosophische Hinterfragung über Wert und Verbleib alles Irdischen in oder um uns bleibt eher Rahmen, was dem Gedicht nach meinem Geschmacke gut tut.

Vorschläge:

"des edlen Schwanes Klage tönte leis" klingt satzmelodisch viel ausgeglichener und harmonischer. Der "Singschwan" wirkt grell, kantig, obstruktiv und muss auch nicht sein.

Letzte Zeile - das "wohl" erscheint mir eher als Lückenfüller denn als sinnvoller Satzteil. Hier schiene mir die Verwendung des Nomens klarer: "Erinnerung ist stets (oder: das), was uns geblieben."
Oder: "und nur Erinnerung ist uns geblieben."
Oder: "sie leben, diese Himmel, diese Weiten // in der Erinnerung, die uns geblieben."


Ansonten nichts zu bekritteln! Sehr gern gelesen und genossen! Ach ja: Der Titel ist seltsam geschrieben. Müsste das nicht "Von hier aus" heißen?

LG, eKy

Antigone 21.12.2012 18:27

Von hieraus
 
Hallo gin-Ton,

hab herzlichen Dank fürs Reinschauen.

Hallo Erich,

hast recht, nach NDR muss es "von hier aus" heißen. Zusammenschreibung ist alte Rechtschreibung. Aber ich habe sowieso die NDR nicht in jedem Fall übernommen, weil sie oftmals sinnenentstellend ist und zuwenig Differenzierungsmöglichkeit bietet, gerade was Getrennt- und Zusammenschreibung sowie Groß- und Kleinschreibung angeht.

Lieber Erich, wenn du einmal an der Oder warst, wirst du nie in Versuchung geraten, von einem simplen Schwan zu reden, auch nicht aus irgendwelchen ästhetischen oder metrischen Gründen. Höckerschwäne z. B. habe ich dort übrigens kaum gesehen, sie gehen in der Masse der Singschwäne einfach unter. Und Singschwäne sind nun mal die Könige der dort überwinternden Wasservögel. Aber kannst du ja nicht wissen, dass der Singschwan dort so etwas wie ein Symbolvogel ist.

Die letzte Verszeile ist die Antwort auf die erste Verszeile, das "wohl" drückt aus, dass sich das LI nicht ganz sicher ist, dass nur die Erinnerung bleibt, dass da eben noch mehr sein könnte. Genau diese Ambivalenz wollte ich erreichen. Natürlich könnte ich es auch so schreiben, wie du vorschlägst.

Danke fürs Reinsehen und die Vorschläge.

Lieben Gruß
Antigone


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