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Sonntagslamento
Es scheint mir mancher neue Tag - wie soll ich sagen? -
gleich lang benutzten Kleidern seltsam abgetragen in aller Frühe schon - was mag es wohl bedeuten? Der erste Glockenton ist mir schon Sterbeläuten, wenn fern der Kirchturm nach der ernsten Messe ruft. Die Welt ist starr - man hat sie bündig eingestuft, man weiß zu glauben, nicht sich innerlich zu wehren. Ich höre ferne feiste Stimmen mich belehren, die alles besser wissen, ganz genau und sicher. Wann endlich wird uns wohl der Zweifel wesentlicher!? |
Hallo Erich,
mir gefällt das Gedicht sehr gut, weil es die romantisch lähmende Stimmung, die es in der ersten Strophe erzeugt, sehr gut in der zweiten in die Innenwelt der Gedanken und Wünsche lenkt. Zwei Kleinigkeiten. "ferne feiste" klingt gut, aber das "feist" wertet so stark, dass der angenehme Charakter des Gedichtes ein wenig leidet. Wie wäre es mit "Ich hör im Geiste ferne Stimmen" oder so ähnlich. Und in der letzten Zeile könnte meiner Meinung nach das "uns" fehlen, es muss auch nicht das "ich", welches bisher gesprochen wiederholt werden, etwa: "Wann endlich wird der freie Zweifel wesentlicher!?" Nur als Beispiel, frei ist auch nicht erste Sahne, aber Zweifel an sich kann ja auch negativ sein, was im Zusammenhang des Gedichtes nicht gemeint ist, aber vielleicht trotzdem verdeutlicht werden kann. Liebe Grüße Thomas |
Hi, Thomas!
Danke für Lob und Gedanken! Mit den "feisten" Stimmen meinte ich die Prediger aller Art, die im Brustton der Überzeugung (also mit "fetter" Arroganz, wenn man so will) ihre Abstrusitäten verbreiten - von wohlgenährten Pfaffen in den Kirchenkanzeln bis zu geifernden Hasspredigern im Internet! Auf das "uns wohl" kann nicht verzichtet werden, da die Zeile dann nicht mehr metrisch korrekt wäre: unbetont beginnend, 6 Heber. Unnötig wiederholt, wie du denkst, ist es aber ohnehin nicht. Der von dir propagierte "freie Zweifel" gefällt mir hingegen weniger: Zweifel ist an sich ein Akt der Befreiung - DAS wäre in meinen Augen eine unnötige Verstärkung, so als spräche man von "nassem Wasser" oder einem "windigen Sturm". Also bitte nicht grummeln, wenn ich es so lasse, wie's war. (Ich weiß, ich bin ein sauschwer zu überzeugender Sturschädel! Viele hören irgendwann auf, mir zu raten, weil sie sagen, ich übernähme ohnehin nie einen Tipp. Das stimmt nicht - es kommt nur eher selten vor, eben, wenn ich wirklich denke, der Vorschlag sei geeigneter als meine Variante.:rolleyes::D) LG, eKy |
Hi Erich,
natürlich grummele ich nicht. Es sind doch nur Vorschläge, und ich bin mir darüber im Klaren, dass du dir jedes Wort gut überlegst. Was du mit "feist" im Sinn hast ist klar. Aber ich denke halt, dass es effektiver ist, es allgemeiner zu fassen. Nicht weniger gefährlich sind z.B. geschickt, attraktiv und verführerisch daher kommende Stimmen. Es ist eine Kleinigkeit. Liebe Grüße Thomas |
Lieber eKy,
dein Gedicht hat mich, trotz Stammtisch, sehr bewegt, uns zwar die Trefflichkeit in: Zitat:
Der letzte Vers ist unschlagbar. Ich denke, noch lange, sehr lange nicht. Ich fürchte sogar, dass bevor das Wesentliche zu Tage kommt, erfinden sie eher eine neue, angepasste Vorstellung vom Sein und dafür eine Religion. Du hast ausgesprochen gut lamentiert. Liebe Grüße Dana |
Hi, Dana!
Dank für die Schützenhilfe! Thomas' Vorschlag mag das Bild glätten, aber das gerade wollte ich hier - in hoffentlich verständlichem Zorne - nicht, sondern eher reichlich kräftig argumentieren, ohne den lyrischen Rahmen ganz zu sprengen. LG, eKy |
Sonntagslamento
Hallo Erich,
feist ist genau das richtige Wort. Wie es ja immer zutreffender ist, eher ein starkes Wort zu wählen als eine verschwiemelnde Umschreibung. Wobei es natürlich darauf ankommt, ob der Autor ein Kerl ist oder nicht. Unter einem feisten Pfaffen kann ich mir sehr gut etwas vorstellen - ein treffendes Bild, Erich. Lieben Gruß Antigone |
Hi Erich,
schade, dass ich mich nicht verständlich genug ausdrücken kann. Ich versuche es noch einmal, indem ich bei dem Maler anklopfe: Ist es nicht so, dass bisweilen ein sanftes und sogar diffuses Licht die Dinge viel wahrhaftiger und klarer erscheinen lässt, als ein grelles Schlaglicht? Aber damit lasse ich es nun auch sein, ich will ja nicht langweilen. Liebe Grüße Thomas |
Hi, Thomas!
Ich gebe dir ja unumwunden recht - aber in DIESEM Fall ist mir das kräftige Wort eben lieber, weil ich emotional beteiligt bin. Ansonsten - du kennst meine Lyrik - wirst du auch kaum Unharmonisches in meinen Zeilen finden. LG, eKy |
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