Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 18.02.2013 20:59

Mitunter
 
Mitunter wagten wir zuviel, mein Leben,
und viel zu wenig haben wir gebüßt.
Was anderen Erinnerung versüßt,
hat Gram uns nur und Bitternis gegeben.

Mitunter wollten wir zuviel, mein Sehnen,
und die Gelegenheit schlug tiefe Kerben.
Das so Gesuchte lag in nackten Scherben.
Die Schuld jedoch vermag die Zeit zu dehnen:

So lange schmerzt die ungestillte Wunde!
Sie klafft in uns: Ein finsteres Versprechen
aus unbewältigtem, verfluchtem Munde.

Und irgendwann, mein Herz, wird sie ihn rächen:
Mit Reue und Erkenntnis wie im Bunde
wird sie den Stolz erst, und dann dich mir brechen.

Falderwald 23.02.2013 08:54

Servus Erich,

ich sage mal so, wer nichts wagt, der kann auch nichts gewinnen.

Mitunter aber, so wie es der Titel deines Sonetts aussagt, kann es auch schief gehen und dann fragt man sich, wie das nur kommen konnte.
Denn manchmal holt einen das ein oder andere auch wieder ein.

Allerdings bin ich persönlich der Meinung, daß, egal was man auch tut, immer ein Restrisiko vorhanden bleibt.
Und wer seine Chance nicht nutzt, wenn sie sich ihm bietet, der hat sie auch schon vertan.

Aber wer kann schon immer wissen, ob er auch die richtige Entscheidung getroffen hat.
Das stellt sich nämlich immer erst hinterher raus.

Aber ich verstehe schon, wie dein Text gemeint ist, denn das Leben hat durchaus auch seine tragischen Seiten.

In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 23.02.2013 11:28

Hi, Faldi!

Jeder hat wohl so seine Leichen im Keller und musste auf die eine oder andere Art lernen, damit zu leben und umzugehen.
Sublimierung, Verdrängung, Bewältigung, Öffnung, Akzeptanz - die Palette ist groß, auch im selben Wesen!

Danke für deinen Kommi!

LG, eKy

a.c.larin 23.02.2013 20:56

Das gefällt mir sehr gut.

Zu viel zu wollen, zu viel auf einmal zu wollen - ich denke, dass vor allem die Jungen ( aus Mangel an Erfahrung ) in diese Falle tappt.

Aber woher sollte man auch für sich selbst definieren können, was "zu viel" ist? Ohne je an die eigenen Grenzen gegangen zu sein, lässt sich das nämlich nicht feststellen.
Und aus Angst vor eventuellem Scheitern niemals etwas zu riskieren lässt flugs zu einem bildschönen "Hättiwari" mutieren - und auch das stößt am Ende des Lebens ziemlich sauer auf.

Letztlich ist das die alte Frage, die jeder für sich lösen muss:
Wie werde ich glücklich ( = zufrieden) mit dem, was mir tatsächlich gelungen ist? (Wobei sich jene leichter tun, die gelernt haben, das Glas als halbvoll zu betrachten - oder vielleicht die, die an Seelenwanderung und Wiedergeburt glauben - die heben sich dann noch ein bissel was "fürs nächste Mal" auf.)

Ich könnte jetzt noch eine kleine Fußnote anbringen:

Mitunter gab wir es auch zu billig,
zu einfühlsam, zu wenig widerwillig-
und mancher ging von unsrer Türe, reich beschenkt.
Wir aber blieben da, mit leeren Händen,
ein Blatt, das gut war, kann sich jählings wenden,
und dem der liebt, ward wieder mal sein Herz verrenkt.


gerne begrübelt und weiter versponnen,
larin

Erich Kykal 24.02.2013 09:33

Hi, larin!

Auch der Empfindsame ist im Rausch der Gelegenheit nicht vor Fehlern gefeit. Im Gegensatz zum wahren Soziopathen fragt er sich aber hinterher restlebenslänglich, ob und inwieweit er zu weit ging und nahm, was so nicht hätte genommen werden dürfen oder sollen. Er urteilt hart und gerecht über sich, und das tut der Selbstachtung nicht gut. Von alledem erzählen diese Zeilen...

LG, eKy

Invazim 03.03.2013 21:50

Ich kommentiere das mal mit einem spontanen Gedicht.

Geht man ein Waagnis, ein Risiko ein,
Und stößt auf vereitelnde Mauern,
War die Sache es wert, man hat nichts zu bereu'n,
Doch endlich etwas zu bedauern.

LG, Invazim

Erich Kykal 03.03.2013 22:20

Hi, Invazim!

vielen Dank für die Zeilen - der schönste Lohn für den Dichter ist es, wenn er andere zum Dichten inspirieren kann!:)

Bei "bereun" würd ich den Apostroph weglassen - ist nicht verpflichtend, und ohne wirkt das Schriftbild sauberer.
"Waagnis" ist wohl ein Tippfehler.
Statt "etwas" würde ich in Z4 "was" schreiben, denn sonst müsste man das Wort, das normalerweise auf "et" betont wird, auf "was" betont lesen, um im Takt zu bleiben, und das klingt seltsam.

Ich hoffe, du nimmst mir die Korrekturen nicht krumm - eine Lehrerkrankheit, mitunter zwanghaft!:rolleyes:

Inhaltlich ist dein Vierzeiler sehr gelungen! Meine Reverenz!

LG, eKy

Invazim 03.03.2013 22:32

Hi eKy,

freut mich, dass es dich freut. :)

Bei bereun habe ich ohne das Apostroph dieses "Umgangssprache-Gefühl", weißt du, was ich meine? :D
Die restlichen Korrekturen sind völlig einleuchtend und erhalten meine Zustimmung.

Natürlich nehme ich sie dir nicht krumm, ich bin dir vielmehr dankbar dafür. Außerdem kann ich meist auch nicht, ohne zu korrigieren, wenn ich etwas zu korrigieren habe.

Danke sehr! :)

LG, Invazim


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