Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 31.03.2013 08:55

Der alte Schulweg
 
Wieder geh nach manchem Jahr
ich den Weg zu jenem Orte,
da ich Kind und Schüler war,
und mir fehlen schier die Worte!

Ach, wie vieles ist vergangen,
ist versunken mit der Zeit,
da wir hier ins Leben drangen,
voller Zukunft und bereit.

Alles ist so fremd geworden,
will mir scheinen, wie verrufen,
und ein kalter Wind von Norden
geht mit mir die alten Stufen.

Manche großen Bäume fehlen,
jedes Haus sieht anders aus.
Was auch immer sie erzählen,
mir wird kein Erkennen draus.

Anders wirken nun die Gärten,
und so vieles ist verschwunden.
Meines alten Pfads Gefährten
hab ich nimmermehr gefunden.

Zwar die Straße folgt noch immer
ihrer sanften Beuge hier,
doch aus meines Herzens Zimmer
fällt kein Licht auf ihr Revier.

Nichts, was für mich Wärme hätte,
scheint mich hier noch zu begleiten,
keine alte Silhouette
aus den wohlvertrauten Zeiten.

Seufzend geh ich meiner Wege,
wie aus aller Welt entfernt,
und die Wünsche, die ich hege,
haben die Lektion gelernt:

Nur in uns noch leben Lieder,
die wir fröhlich einst gesungen.
Nichts bringt jene Tage wieder,
und die Echos sind verklungen.

Panzerknacker 02.04.2013 13:48

Hallo Erich

uns alten Pennälern geht es doch allen so. Es ist daoch 50 und mehr oder weniger Jahre her. Da hat sich alles geändert. Nicht nur da. Wenn ich durch Ulm gehe, nix ist mehr wie früher. Wäre ja auch schlimm

schöne verträumte Grüße

der Knacki

Erich Kykal 02.04.2013 22:31

Hi, Opa Knack!:D

Du bringst es auf den Punkt!

LG, eKy

Dana 04.04.2013 19:10

Lieber eKy,

wohltuend melancholisch kommen deine Verse bei mir an. Meinen alten Schulweg gibt es fast nicht mehr, dort steht heute eine Tiefgarage.:eek::D

Die Bilder des "Ganges" und das jeweilige Resümee können nicht schöner und stimmiger sein. Du hast nicht "gejammert", das hebt der Inhalt hervor. Das lyr. Ich hat für sich beobachtet und findet beim Leser eine ganz eigene Zustimmung, egal welcher Art die Veränderungen sind.

Das es so ist, gibt die letzte Strophe wieder:

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Nur in uns noch leben Lieder,
die wir fröhlich einst gesungen.
Nichts bringt jene Tage wieder,
und die Echos sind verklungen.

Ich übe mich manchmal in "Erinnerungsbildern" und sehe meist die anderen. Mich selbst kann ich zwar über Fotos übertragen, aber ich agiere nur als Schatten.
Ich kann mich in Erinnerungen vertiefen und jene aufleben lassen. Dabei wird mir bewusst, dass das, was heute im Laufe des Tages geschehen ist, bereits in jene "Akte" gehört.
Über dieses Tempo sollte man vielleicht noch viel mehr nachdenken. Damit halten wir nichts auf, das ist mir schon klar. Im Gedicht darüber nach zu sinnen, ist ein Genuss.:)

Mit dicken Lobesgrüßen
Dana

Erich Kykal 04.04.2013 19:28

Hi, Dana!

vielen Dank für deine freundlichen Gedanken!

Als ich dies schrieb, erinnerte ich mich an selbige Begebenheit vor nun auch schon wieder vielen Jahren, als ich den alten Schulweg nochmals abging. Alles wirkte fremd, verblasst, abgelebter, vieles war verschwunden, anders bemalt, renoviert oder modernisiert, Gärten völlig umgestaltet, neue Häuser gebaut usw...selbst noch Vertrautes wirkte seltsam, da ich es war, der sich verändert hatte. Alles war irgendwie...kleiner, gewöhnlicher, wunderlos. Vielleicht, weil ich nun genauso war - innen drin. Das staunende, wunderselige Kind, für das jede Kleinigkeit am Wegesrand ein Erlebnis gewesen war, lebte nicht mehr....

LG, eKy


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