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Unterschwellig
Die phallischen Türme in Buntglaskondomen
verleihen der Wahrheit ein blankes Gewand, gebügelt von pfleglich normierten Pronomen: "einander" verstehen in "unserem" Land. Die gähnenden Fenster sind Clowns ohne Schminke, und alles umher weiß sich Ordnung und Recht, doch hinter dem Glanz jeder nickenden Klinke verbirgt sich ein feiges und falsches Geschlecht. Die Schleife verlogenen, grinsenden Scheines entkoppelt nur manchmal ein wissender Zug, dann spürt man den Bodensatz duftenden Weines, er schmeckt nach Erniedrigung und nach Betrug. Im Kreuzungsbereich kopulieren die Straßen. Der Rachen der Großstadt hat Gaumenbelag von dem, was die Mauern an Zeugnis fraßen an jedem geschundenen, bitteren Tag. Gestrauchelte Tänzer, gefallende Engel versickern am Rande, verleugnet und schwach, und dass sie nicht taugen fürs große Gedrängel, ernährt ihr Verbittern, und das hält sie wach. Sie sammeln sich an in verschwiegenen Gassen, erstarrt unter Himmeln aus schmutzigem Eis. Die Frierenden werden am Leben gelassen, solang sie nicht sprechen von diesem Beweis entsittlichter Notdurft, den Resten von Taten, dem Nachgeschmack ihrer verkommenen Lust. So greifen sie schweigend nach blutigen Spaten und haben wie immer von gar nichts gewusst. |
hi eky,
ja, dieser text gefällt mir wegen des ehrlichen und gut formulierten furors. nur hier Zitat:
* die wortstellungsinversion * das daktylische element in der formulierung "in den Betrug" (XxxX). das solltest du neu fassen. ansonsten: sehr gut gelungen, da du die alte sprache zum einen teil vermieden und zum anderen teil klug dosiert eingesetzt hast! :) lg w. |
Hi, Walther!
Danke für den Hinweis: Ein paar Stellen haben mich von Anfang an gestört, weil sie nicht in den Kadenzenrhythmus des Gedichtes passten. Ich habe das Werk nun überarbeitet. Es heißt übrigens nicht umsonst "unterschwellig" - hast du erkannt, worauf es anspielt, was es "unterschwellig" aussagen will? LG, eKy |
Lieber eKy,
das Gedicht verursacht Gänsehaut - so gut ist es. Du fragst Walther, ob er erkannt hat, was es unterschwellig aussagen will. (Das hat mich auch gepackt.) Ich denke, das kann man nicht in ein paar Zeilen ausdrücken. Ich sehe darin das ganze verlogene System mit vielen, vielen Auswüchsen, die je nach Bedarf zum Schaden, Vernichtung, aber erst zu gegebener Zeit, "wahrheitsliebend" und aalglatt preisgegeben werden. Doch wie im Großen, so im Kleinen. Es gilt auch für "Systeme" innerhalb der Familie oder einer Gemeinschaft. An einer Strophe blieb ich besonders hängen: Zitat:
Vielleicht liege ich ganz falsch und darum bitte ich dich um Aufklärung, weil mir viel daran liegt. Liebe Grüße Dana (mach noch schnell "Wahrheit" aus wahrheit) |
Hi, Dana!
Zu dieser Strophe: Von Rachsucht weiß ich nichts, davon steht da nichts. Gemeint ist vielmehr: Gestrauchelte Tänzer, gefallende Engel - Die Versager, die Huren und Stricher einzelner Freier und/oder der ganzen Gesellschaft versickern am Rande, verleugnet und schwach, - Schaffen es nie nach oben, bleiben Halbwelt, weggeleugnet, ignoriert und dass sie nicht taugen fürs große Gedrängel, - Dass sie zu schwach, zu ungebildet, zu sensibel, zu wehrlos sind, um "oben" mitzuspielen, ernährt ihr Verbittern, und das hält sie wach. - Macht sie zynisch und hart, sie erkalten innerlich, bleiben aber lebenslänglich gierig, werden kriminell, falsch, hinterlistig und lauern auf Brosamen Ich hoffe, es blieben keine Fragen offen!:) Das Gedicht beschreibt die Kälte, Anonymität und Verlogenheit vor allem der städtischen Gesellschaft, die eine glitzernde, aufgeräumte Fassade schafft, hinter der es allerdings in jeder Hinsicht gnadenlos und gefühlskalt zugeht! Gefangen in gesellschaftlichen Normen und unterdrückt von Bildungs- und Chancenmangel schweigen die Verlierer, werden geduldet und ausgebeutet, spielen das Spiel notgedrungen mit, begraben ihre Vergehen im Namen der Bedürfnisse anderer mit blutigen Spaten, die schon viel zuviel unter die Erde des Vergessens und Totschweigens gebracht haben... LG, eKy |
Oh, dann ist es eher traurig als finster und passt doch in "Finstere Nacht".
Und ja, sie passen nicht ins Gedrängel - sie schlängeln sich auf ihnen gegebene Art durch.:( Tolles Gedicht. Liebe Grüße Dana |
Hi, Dana!
Nochmals Dank für deine Lobesworte! LG, eKy |
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Dana und Falderwald
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