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Erich Kykal 02.06.2013 10:26

Der Chronist
 
Hörst du die Stimmen der raunenden Schatten,
fühlst du den Lufthauch der treibenden Zeit?
Lernst du, wo Schicksal und Lebtag sich gatten,
vom Gleichmut der Dinge, und bist du bereit?

Hast du die Zeilen am Urgrund gelesen,
wurzelt dein Schauen im Nabel der Welt?
Stehst du, ein wahrer Betrachter von Wesen,
im Einklang mit alledem, was dich erhält?

Weißt du die nötigen Gegengewichte
am Uhrwerk der Tage und kennst ihren Gang?
Siehst du die Zeiger? Sie schreiben Geschichte
den ewigen Kreislauf des Blutes entlang.

Untergrund 27.07.2013 12:20

Im Kreislauf zu wurzeln ist genauso anspruchsvoll wie die Wortwahl. Es war eine Labsal so unverbrauchte schwere Kost einzuatmen um sie dem Seelenwind mit auf die Reise zu geben.

MFG

Chavali 28.07.2013 12:19

Hi, Erich,


sehr schöne Wortwahl.
Ich möchte fast sagen: einzigartig.
So hat sich ein Chronist bestimmt noch nie hinterfragt.
Das tun nur Menschen mit Tiefgang, z.B. Dichter ;)

Die meisten Chronisten sehen sich doch bestimmt ganz pragmatisch als Aneinanderreiher
der historischen Ereignisse.

Oder?


Dank Glasfeder wieder nach oben befördert und gern gelesen hat mit lieben Grüßen
Chavali

Erich Kykal 28.07.2013 13:57

Hi, Chavi!

Vielen Dank für deine lobenden Worte. Da Glasfeder auf meiner Ignorierliste steht, weiß ich nicht, was er zu sagen hatte, aber wenn es zur Abwechslung mal positiv lobend und vor allem höflich war, so will ich ihm durchaus an dieser Stelle auch Dank dafür sagen.

"Aneinanderreiher historischer Ereignisse" - das müssen Chronisten ja auch sein. Pragmatisch ist übrigens das falsche Wort. Pragmatisch sind zB Geschichtsfälschung oder das Verschweigen wichtiger Details durchaus immer - im Sinne jeweiliger Ideologien oder Systeme. Objektivität wäre das gesuchte Wort. Allerdings wird es ein wirklich objektives Bild der Geschichte nie geben, da selbst die Gesamtheit aller Chronisten niemals alle Aspekte und Facetten der unzähligen Motivations- und Handlungsstränge beschreiben können, aus denen sich das Geflecht menschlicher Historie zusammensetzt.
Zudem sieht jeder Chronist die Geschehnisse selbstredend und automatisch durch ebenjene Wahrnehmungsfilter, die seine eigene Kultur und Bildung ihm aufgepfropft haben und wird sie - bewusst oder unbewusst - in ihrem Sinne schönen oder "zu-rechtfertigen", da ja ein jeder von sich glaubt, einer von den "Guten" zu sein.:rolleyes:;):D

Die Verantwortung des guten Chronisten ist also groß - zu groß für viele von ihnen!

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy


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