![]() |
Orpheus
Wenn er sang, war eine Flut im Raume
aus Gefühlen, an die seinen schlagend, lodernd, glühend, seine Nähe wagend wie ein Auferwachen aus dem Traume. Die Entmächtigten an seinem Saume hob er, ihre Seligkeit ertragend, an sein Lied, und seiner Macht entsagend schwieg er endlich, wurde Blatt am Baume. Welche um ihn her entwurzelt wachten, hörten weiterfort den tiefsten Ton seiner Stimme, die sie weiterdachten, um zu lauschen. Still, mit einer sachten Geste wandte er sich ab. Doch schon war er ihr Geliebter, war ihr Sohn. Korrekturversion: Wenn er sang, war eine Flut im Raume aus Gefühlen, an die seinen schlagend, lodernd, glühend, seine Nähe wagend wie ein Auferwachen aus dem Traume. Die Entmächtigten an seinem Saume hob er, ihre Seligkeit ertragend, an sein Lied, und seiner Macht entsagend schwieg er endlich, wurde Blatt am Baume. Welche um ihn her entwurzelt wachten, folgten weiterfort dem tiefsten Klange seiner Stimme, die sie weiterdachten, um zu träumen. Still, mit einer sachten Geste wandte er sich ab, doch lange saßen sie noch da und lauschten bange. |
Servus Erich,
ein Sonett im trochäischen Gewand! Warum nicht? Und damit der einzige Kritikpunkt vorweg: Das liest sich gut, jedoch in den beiden Terzetten hast du drei männliche Kadenzen verwendet. Dort entsteht im Lesefluss unweigerlich ein Hebungsprall, durch zwei betonte Silben (jeweils am Ende und am Anfang des Verses) und damit eine dem Leser verordnete "Zwangspause". Aber das sind nur Peanuts, ich wollte nur darauf hinweisen, denn wenn es auch "flutschen" soll, sollte man bei einem solchen Gedicht ausschließlich weibliche Kadenzen benutzen. Vielleicht beim nächsten Mal...:) Dieses Sonett erinnert mich ganz stark an deine Bildersonette, nur das hier ein schönes, farbenprächtiges Bild aus Worten gemalt wird, welches den großen Sänger beschreibt oder besser gesagt, malt. Und es bedenkt auch die, die ihn in ihr Herz geschlossen haben, weil sie seinen Melodien nicht widerstehen konnten. Und das ist ja nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil, denn heute gilt immer noch der alte Spruch: "Wo gesungen wird, da lass dich nieder, nur schlechte Menschen haben keine Lieder." Eine sehr gelungene Wortemalerei, die mir gut gefallen hat...:) Gerne gelesen und kommentiert...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Hi, Faldi!
Du hast natürlich Recht mit deinem Einwand. Ich versuche mal, das zu ändern. Mal sehen, ob ich das passend kriege! Allerdings: So wie ich es lese, klingt es durchaus. Ich werde die korrigierte Version daher darunterstellen. LG, eKy |
Hallo Erich Kykal,
da habe ich ja noch "eineinhalb" schöne Sonette von dir gefunden. Beide Versionen gefallen mir ausgesprochen gut und gehen jeweils für sich sinnvoll aus. Klanglich gefällt mir die zweite Version auf jeden Fall besser, sie erscheint mir getragener und eleganter. Die erste hat aber auch etwas für sich und ich könnte jetzt nicht entscheiden, welcher ihr den Vorzug geben würde. Also lasse ich es und sage einfach, beide sind gelungen. Herzliche Inselgrüße Narvik |
Hi, Narvik!
Danke für's Reinschauen! Auch ich konnte mich nicht überwinden, die erste Verson nach der Korrektur einfach zu löschen. "Offiziell" ist die letztere, aber wie du sagtest: Auch die erste hat etwas für sich. LG, eKy |
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 01:01 Uhr. |
Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.
http://www.gedichte-eiland.de
Dana und Falderwald
Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg