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Lampenfieber
Der Mensch, der reden soll, betritt die Bühne,
verhalten fast, als wüchse Widerstreben in seinen Schritten, eines Scheiterns Sühne, die er noch trägt aus einem andern Leben. So viel hat er an Last schon hingetragen durch ungezählter Jahre schwanken Lauf. Wie vieles, das vermag er kaum zu sagen, ist oft gestürzt und stand doch immer auf. Nun wird er sprechen, und man wird ihn hören, verleiht den Worten Wesen und Gewicht, und ihre Macht kann kränken wie betören - nur sich verschweigen wird sie weiter nicht. Der ganze Raum umkreist ihn wie ein Jäger, belauert sein Erscheinen wie ein Tier, trägt seines Vaters Miene, wird zum Kläger, ein letztes Urteil fordernd, jetzt und hier. Und wie in späten Blättern an den Zweigen, von einem Windeshauchen schon bewegt, durchtanzt ein Raunen wie ein sachter Reigen die Lauschenden, das sich nur langsam legt. Dies ist der Augenblick, den sie erwarten, da sich erweisen wird, von welchem Wert für jene, die sich so zusammenscharten, der Geist wohl sein mag, der sie nun beehrt. |
Hi, eKy, |
HI, Chavi!
Danke für deine Gedanken! Hier bin ich eher ein von Platen als ein Rilke...:D Im Augenblick ist der "Funke" verflogen, der meine Lyrik in den letzten Wochen befeuert hat. Deshalb entstehen nun solche "intellektuellen" Gedichte. Dieses geht ja noch, aber ohne "Ähngschbirrazionngg" kommt irgendwann nur noch Müll - dann schweige ich wieder eine Zeitlang. Macht ja nix - da könnt ihr derweil so peu á peu die ca. 30 Themen aufarbeiten, die noch unkommentiert in meinem Archiv stehen...:D;) Zwinkernde Grüße, eKy |
Lieber eKy,
ich habe mehrmals gelesen und immer wieder ein ganz besonderes Lampenfieber erspürt. Kein kurzfristiges und nicht nur einen Bühnenauftritt. Ich erkannte darin einen Dichter, der zunächst "heimlich" und angeblich "nur so für sich" schrieb. Irgendwann traute er sich, verlieh den Worten Gewicht, kränkte und betörte - er wurde gelesen, bewundert und verrissen. Verschweigen war nicht mehr drin. Er wird von Lesern umkreist (Forum) und fühlt sich manchmal wie ein gejagtes Tier.:eek: Die späten Blätter sind seine Bücher - vielleicht wird er es nicht mehr erleben (wie die meisten seiner Größe) - sein Lampenfieber bleibt, denn er hat sein Bestes gegeben und "fiebert" diesem ungelebten Traum entgegen. Er hatte viel zu sagen, es gekonnt umgesetzt und nicht unbedingt erfahren, dass er verstanden worden ist. Für mich ein ganz besonderes Gedicht; in Sprache vollkommen, im Inhalt ehrlich und echt.:) Liebe Grüße Dana |
Hi, Dana!
Interessante Auslegung - eher symbolisch von dir betrachtet, die Bilder hier. In einem anderen Forum hatte eine Userin - eher scherzhaft - über Lampenfieber geklagt, und das hat mich hierzu angeregt. Ich wollte wirklich nur den Moment beschreiben, wenn sich der Rhetor der Hörerschaft quasi ausliefert, und was ihm dabei so im lampenfiebrigen Kopf rumgeht.:D Ein sehr interessanter Augenblick mit großem Potential: Fast alles ist möglich! Triumph und Versagen auf der Kippe EINES Wimpernschlages! Mit den "späten Blättern" sind jene des Herbstes gemeint - die sind trocken und rascheln eher so wie das Flüstern und Tuscheln in einem Saale. Vielen Dank für deine interessanten Gedanken! So kann man es natürlich auch sehen!:) LG, eKy |
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Dana und Falderwald
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