Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 26.08.2013 10:26

Tanzabend
 
Wo die Blicke Krallen haben,
von den Zähnen Lüge lacht,
hinter Türen Nägel schaben,
Lüste sich aus Kellern graben,
die kein Wille mehr bewacht -

tanzen die Kinder.

Wo die Hände Zeichen setzen
an erblühten Mädchenhüften,
unter grellen Kleiderfetzen
Unschuld auf den Tod verletzen
und den letzten Schleier lüften -

träumen die Kinder.

Wo durch nieberührte Lippen
gierig fremde Zungen brechen,
Hände auf entblößte Rippen
Wollust und Erfüllung kippen
und die Seelen schuldig sprechen -

sterben die Kinder.

Chavali 26.08.2013 12:16

Hallo Erich,

das ist ja ein wahrhaft düsteres und tragisches Szenario.
Ich hätte derartiges wohl eher in Finstere Nacht eingestellt.

Dieser Text braucht - wie ich finde - keine Interpretation, er spricht für sich selber.
Von solchen schrecklichen Ereignissen berichten die Medien tagtäglich.

Gut, dass du den Finger in die Wunde gelegt hast.

LG Chavali


Dana 26.08.2013 17:38

Lieber eKy,

diese Wunde muss beständig berührt werden - ohne die Hoffnung, dass sie jemals ganz heilen wird.
Dein Gedicht appelliert, ist gut umgesetzt und könnte in Therapien Anwendung finden. Verstand und Gefühl verbieten es von selbst. Gesetze gibt es in "modernen" Kulturen auch - doch die Realität ist eine ganz andere.
In ihr fehlen Gefühl, Verstand und falsch geprägte Kultur - auch Gesetze.
Chavis Kommentar kann ich mich gänzlich anschließen.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 26.08.2013 19:31

Hi, Chavi, Dana!

Hmm, ihr habt das Szenario beide wörtlich interpretiert. Natürlich geschieht es bedauerlicherweise, dass es auf solchen Veranstaltungen für die reifere Jugend zu Vergewaltigung und Mord kommt, um das Opfer an der Aussage zu hindern, denn oft kennen sich Opfer und Täter ja.
Das meinte ich hier aber nicht primär. Hier fasste ich den Begriff "Kind" als Zustand der Unschuld und Reinheit, noch nicht sexuell aktiv, bestenfalls schon ahnend, sehnend vielleicht.
Dann beginnt die "Ausgehzeit", früher Disco, heute Rave oder was auch immer gerade "cool" ist - und die Kinder (sprich, die Kinder in jedem von ihnen) sterben, weil Erwachsene draus werden, weil Erotik, Sex und Drogen (wozu ich auch Alkohol zähle), also Erleben wie auch Betäubung der Sinne plötzlich allumfassend werden und ihr noch kleines Universum erobern.
Manche bleiben dabei auf der Strecke, moralisch und/oder körperlich, dafür sorgen miese "Freunde", später Freier, Zuhälter, Alkohol, Drogen, Aids, usw...
Grade bei manchen meiner Schülerinnen - und nicht immer nur aus bildungsfernen Schichten - erlebe ich es mit tiefem Bedauern, wie sie offensichtlich in ein Umfeld ordinärsten und primitivsten Umganges mit Sexualität hineinwachsen: Keine davon eine "geborene" Schlampe, sondern von gleichgültigen oder kulturfernen Eltern, miesen Kumpels und geilen Nutzniesern dazu gemacht und immer weiter erniedrigt.
Andere werfen sich aus Widerspruch zum Konservativismus oder der Rigidität des Elternhauses praktisch selbst "vor die Säue". Immer aber ist es ein Verlust für alles Schöne und Edle in uns!

Die Kinder sterben, weil die Kindheit stirbt. Und was nachkommt, ist nicht immer besser...

LG, eKy


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