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Walther 12.01.2014 14:53

Sorgsam ausgewrungen
 
Sorgsam ausgewrungen


Die Worte hast du sorgsam ausgewrungen
Und auch das letzte Tröpfchen aufgefangen,
Um an den Sinn des Wesens zu gelangen:
Es ist, als wär dabei der Ton verklungen,

Der alles trägt, dies leichte feine Schweben,
Das nach dem Leben schmeckt. Ist es misslungen?
Die Sprache hat sich vogelgleich geschwungen
Hinauf in Himmelshöhn, als wär es ihr gegeben,

Als wäre alles Preisen tief in ihr geschrieben.
Doch dann ist sie im Steigen stehn geblieben
Und stürzte wie getroffen steil hinunter.

Es waren, als die Trauer noch nicht wachte,
Die Zweifel, Schmerz und Dunkeln mit sich brachte,
Der Vers, die Melodie, um Vieles bunter.

Falderwald 13.01.2014 19:34

Moin Walther,

dieses Sonett erscheint mir wie eine Hommage an einen bestimmten Dichter.

Leider kann ich nicht sagen, wer hier gemeint sein könnte, denn es gab ja viele tragische Schicksale in der alten Dichterzunft.

Ich könnte nur raten: Vielleicht Hölderlin?

Auf ihn könnte das Bild zutreffen.

Sein Werk ist sicherlich beispielhaft für die deutsche Lyrik, denn sie war ihm ganz sicher gegeben.
Sein Spätwerk jedoch konnte wohl nicht mehr daran anknüpfen, was auch der vollkommene Verlust des Lyrischen Ichs darin zeigte.

Vielleicht liege ich jetzt auch meilenweit daneben, aber ich kann im Text sonst keinen Anhaltspunkt finden, auf wen er zielen könnte.

Vielleicht magst du mich ja darüber aufklären.

Ansonsten ein sprachlich feines Sonett, das mich auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht hat.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Walther 14.01.2014 17:59

lb. falderwald,

danke für deinen freundlichen eintrag. es könnte hölderlin gewidmet sein, gute idee. war es ursprünglich nicht, aber jetzt vielleicht?

eigentlich habe ich mit mir selbst "gesprochen". das liegt daran, daß ich einen trauerfall im engsten familienkreis verarbeiten muß und daher viel über solche punkte reflektiere.

schön, daß dir mein kleines sonett gefällt!

lg w.

Falderwald 20.01.2014 12:41

Moin Walther,

mit diesem Hintergrundwissen liest sich das Sonett freilich ganz anders.

Es bekommt einen sehr melancholischen Anstrich und könnte deshalb ebenso gut in der "Traurigen Ecke" stehen.
Denn wie du siehst, habe ich beim Lesen des Textes in dieser Rubrik an alles andere, aber nicht an einen Trauerfall im eigentlichen Sinne gedacht.

So etwas bedeutet natürlich immer eine Veränderung und einen tiefen Einschnitt im Leben der Angehörigen.
Mögest du die Kraft besitzen, mit dieser Belastung fertigzuwerden und sie zu tragen.

In diesem Sinne...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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