Gedichte-Eiland

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Thomas 19.02.2014 11:13

Spaziergang am Meer
 
Spaziergang am Meer

Treibgut liegt am Strand,
wiegt sich hin und her,
träumt vom Meer,
versinkt im Sand,
streckt die Hand
noch empor.
Wie einst ich die Hoffnung verlor.

Erich Kykal 19.02.2014 18:24

Hi, Thomas!

Kurz, prägnant, aber inhaltlich ein Schwergewicht!

Bloß Rhythmus find ich so recht keinen - trotz mehrmaligen Versuchens befriedigen die Ergebnisse nicht hundertprozentig. Die Satzmelodie bleibt zuletzt irgendwie leicht ungleichgewichtig nach meiner Lesart. Das hinterlässt ein unbefriedigendes Gefühl der Unvollständigkeit. Vielleicht soll das so sein, aber meinen Lesegenuss hat es gemindert - aber das mag an mir liegen.

Schön melancholische Conclusio!

LG, eKy

Chavali 19.02.2014 21:02

Zitat:

Treibgut liegt am Strand,
wiegt sich hin und her,
träumt vom Meer,
versinkt im Sand,
streckt die Hand
noch empor.
Wie einst ich die Hoffnung verlor.
Lieber Thomas,

interessanter Vers vom Inhalt her.
Könnte mir eine längere Abhandlung vorstellen ;)

So ist die Sache kurz und knackig auf den Punkt gebracht.

Nur die Form will mir nicht gefallen.
Zum ersten ist es sinnvoller, die Kommata wegzulassen.
Zum zweiten würde ich die letzte Zeile noch einmal teilen:


Treibgut liegt am Strand
wiegt sich hin und her
träumt vom Meer
versinkt im Sand
streckt die Hand
noch (hoch) empor -
wie ich einst
die Hoffnung verlor

Was meinst du?

Liebe Grüße!
Chavali



Thomas 21.02.2014 11:50

Lieber Erich,

ich mache hier etwas, was dir wahrscheinlich nicht gefallen kann. Ich wechsele das Metrum innerhalb des Gedichts. Das hat Goethe (z.B. in Gott und die Bajadere) und Schiller (z.B. in Würde der Frauen) auch schon gemacht, aber wie ich vermute, wird dir das bei denen auch nicht gefallen.

Ich versuche den trochäisch-stockenden Rhythmus in der letzten Zeile zu ändern, weil diese Abschusszeile die Metapher nicht fortsetzt, sondern kommentiert.


Liebe Chavali,

du willst den metrischen Übergang mildern, was (nach dem oben gesagten) nicht dadurch geschehen dürfte, dass man früher damit anfängt. Vielleicht könnte man mildern indem man den Auftakt in der letzten Zeile eliminiert, z.B. indem man statt:
"Wie einst ich die Hoffnung verlor."
sagt
"Als ich die Hoffnung verlor."

Warum es von Vorteil ist, die Kommas wegzulassen, verstehe ich nicht, was vielleicht daran liegt, dass ich nicht der größte Interpunktions-Meister bin. Für den (wie oben erwähnt) beabsichtigten Rhythmus hielt ich sie für angebracht.

Liebe Grüße euch beiden
Thomas

Chavali 21.02.2014 17:00

Zitat:

Als ich die Hoffnung verlor
Lieber Thomas,

das ist auch gut möglich - dann mach das doch.
Klänge für mich runder.

Ich verstehe deine Absicht, aber es stört irgendwie den Rhythmus.
Selbst, wenn renommierte Dichter diese Art zu schreiben dann und wann angewendet haben.

Lieben Gruß,
Chavali

Thomas 03.03.2014 20:42

Liebe Chavali,

ich habe noch ein wenig gebrütet und glaube, ich lasse es wie es ist. Begründen kann ich es nicht, bitte nicht böse sein.

Liebe Grüße
Thomas

Falderwald 30.04.2014 08:10

Hi Thomas,

auch ich bin in der letzten Zeile ein wenig ins Solpern geraten, denn der Lesefluss kommt ja unweigerlich durch den Metrikwechsel ins Stocken.
Ist ja auch nicht der einzige Metrikwechsel, denn in Zeile 4 wechselt das Metrum vom Trochäus in den Jambus.

Ist vielleicht bei einem solch kurzen Text auch nicht so gravierend, hier kommt es ja auch mehr auf die inhaltlichen Aussagen an.

Ich kann die transportierten Bilder sehr gut nachvollziehen.
Vor meinem Auge erscheinen z.B. Holzstücke, die vom Meer (der Ostsee) an den Strandgespült werden. Durch die Wellen bewegen sie sich noch vor und zurück, doch sie werden immer wieder überspült und sinken in den Sand hinein, bis nur noch ein letzter Zipfel herausschaut.

Wenn ich ein Stück Treibgut wäre, würde ich wohl auch davon träumen, immer weiter im Meer zu treiben. Doch diese Hoffnung verliert sich mit dem Anspülen an Land, dort die Endstation, so wie es für alles und jeden irgendwo ein letztes Ziel gibt.

Sehr schön übertragen auf die menschliche Existenz. :)


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Narvik 07.05.2014 05:47

Hallo Thomas,

das ist eigentlich ein trauriger Schluss. Aber ich stimme zu, der Mensch ist auch wie ein Treibgut. Manche lassen sich einfach treiben, andere werden getrieben, angespült und versinken in der Vergessenheit.
Aber solange wir leben, wollen wir die Hoffnung doch nicht verlieren.
Sehr berührend.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Thomas 15.05.2014 09:43

Lieber Narvik,

es freut mich, dass du dieses Gedicht "ausgegraben" hast. Ich persönlich halte es nämlich, wegen der schlichten Metapher, für gut. Dein Kommentar bestätigt mir, dass sie wirkt. Vielen Dank dafür.

Liebe Grüße
Thomas


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