Gedichte-Eiland

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Sidgrani 16.05.2014 18:40

Der Strom
 
Wir rudern auf dem Fluss der Zeit
und kommen nur gemach vom Fleck.
Die prophezeite Ewigkeit,
ein ungedeckter Scheck.

Der heilge Gral ist Illusion,
wer nach ihm sucht, stirbt arm und leer.
Im Todesschlaf ruht Avalon,
versunken einst im Meer.

Der Fährmann kennt allein das Ziel,
noch niemandem hat er's genannt,
wir zahlen brav und oft zu viel
in seine dürre Hand.

Sein Boot läuft fremde Häfen an,
dort wohnt das Leid und manchmal Glück.
Wer aussteigt, dankt dem greisen Mann,
vielleicht kehrt er zurück.

Chavali 16.05.2014 20:44

Hei Sid,

der Text liest sich so ruhig dahin, wie ein großer Strom fließt.
Das gefällt mir.

Allerdings scheint mir, dass die Zeilenlängen doch zu sehr unterschiedlich sind.
Wäre es nicht möglich, sie anzupassen?
Wobei das nicht wirklich schlimm ist - ich wollte es nur erwähnt haben ;)

Diese zwei Zeilen sind mein absoluter Favorit:
Zitat:

Im Todesschlaf ruht Avalon,
versunken einst im Meer.
Diese Themen sprechen mich an, daher sehr gern gelesen!

Lieben Gruß,
Chavali

Narvik 17.05.2014 10:55

Hallo Sidgrani,

der Strom des Lebens führt um manch seltsame Biegung, um die man vorher nicht schauen kann. Alle Versprechungen sind nicht haltbar, die Ewigkeit ist ein schlechter Handel und nur die Endlichkeit scheint gewiss.
Das Streben nach der Wahrheit oder dem Sinn des Lebens muss erfolglos bleiben, denn die Antworten liegen außerhalb unseres Erfassungsvermögen, sie sind versunken wie das mystische Avalon.
Das Schicksal alleine führt durch das Leben und manch einer hat ihm schon schweren Tribut gezollt.
Alle Stationen, die jemand während seiner Reise auf dem Strom des Lebens angelaufen hat, brachten ihm entweder Freude oder Unglück. Es ist ein ständiges Auf und Ab, denn auch ein Strom kann ruhig oder wild sein.
Am Besten ist es wohl, sich einfach auf diesem Strom treiben zu lassen und alles mit der gebotenen Gelassenheit hinzunehmen.
Ich bin gerne ein wenig mitgeströmt.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Erich Kykal 17.05.2014 11:09

Hi, Sid!

Entgegen Chavis Ansicht sehe ich hier durchaus ein festes Schema der Vierzeiler: 4-4-4-3 Heber.
Die verkürzte vierte Zeile unterstreicht hier wunderbar die lapidar traurige Grundstimmung, wirkt wie ein lyrisches Achselzucken oder Stoßseufzen - sehr stimmig gemacht!

S3Z2 - Beim "er's" verwendest du einen der französischen "Accents" - diesen Fehler machen viele, weil sie denken, es wär "eh egal". Der richtige Apostroph findet sich auf "Shift/Raute" zwischen "Ä" und "Enter".;)

S3Z3 - Hier stört nur, dass man das "oftmals" unnatürlich auf der 2. Silbe betonen muss, um im Takt zu bleiben. Richtig gelesen fällt es kaum auf, aber dennoch... Alternative: "wir zahlen brav und oft zuviel" Und bitte streich beide Kommata in dieser Zeile, falls du meine Version übernehmen solltest.

Ansonsten kann ich mich dem Lob meiner Vorleser nur vollinhaltlich anschließen!

LG, eKy

Sidgrani 19.05.2014 19:34

Hei Chavali,

"solche Themen" zu bedichten fällt mir nicht ganz so leicht wie z.B. Humorvolles. Doch von Zeit zu Zeit reizt es mich, und ich versuche mich daran. Offenbar ist es mir einigermaßen gut gelungen, das freut mich.

Die kurzen Zeilen sind beabsichtigt, eKy hat das sehr treffend kommentiert. Danke für deine netten Zeilen.

Lieben Gruß
Sid


Hei Narvik,

du hast dich sehr ausführlich mit dem Text beschäftigt, wie ich an deinem fundierten Kommentar mit Freude erkenne.

Treiben wir also mit dem Strom, wobei wir allerdings durch unsere Rudertätigkeit einen gewissen Einfluss auf die Route haben.

Danke und lieben Gruß
Sid


Hei eKy,

mir gefällt, wie du die verkürzten Zeilen deutest, das "lyrische Achselzucken" trifft genau auf den Punkt.
Deinen guten Vorschlag habe ich sofort umgesetzt. Wie der "Accent" da reingekommen ist, weiß ich nicht - Korrektur ist erfolgt.

Danke und lieben Gruß
Sid

Dana 19.05.2014 20:10

Hallo Sidgrani,

"Der Strom", so gemach er fließen mag - bewirkt, dass man als Leser wieder und wieder erkennt, im Hier und Jetzt zu sein, zu genießen und dort, wo es nicht gegeben ist, am Ruder zu bleiben.;)

Den ungedeckten Scheck will ich gar nicht haben, versinken müssen wir alle (wie Avalon), die dürre Hand wird eh nach mir greifen.
Eine Rückkehr bleibt offen, ohne Beleg, ohne Beweis.

Ein schönes Gedicht in schönen Metaphern - nicht "unter Strom" stehen, sondern mit dem Strom fließen, sein.

Liebe Grüße
Dana

Sidgrani 21.05.2014 08:54

Hei Dana,

danke für deine Gedanken zum Strom. Wohin er uns ganz am Schluss bringt, wissen wir nicht. Ist Avalon wirklich versunken oder ... ?

Lieben Gruß
Sid

Chavali 21.05.2014 10:10

Hei Sid,

nach deiner Antwort habe ich mir den Text noch einmal dahingehend
durchgelesen und mich eingefühlt.
Du hast recht! :)

(Wieder was gelernt und das ist schön ;))

Lieben Gruß,
Chavali

Dana 21.05.2014 20:45

Zitat:

Zitat von Sidgrani
Ist Avalon wirklich versunken oder ... ?

Stimmt - wo ist Avalon, was ist die dürre Hand?

[QUOTESidgrani]Wer aussteigt, dankt dem greisen Mann,
vielleicht kehrt er zurück.[/QUOTE]

Vielleicht :)

Uns bleibt vorerst der Strom ....

Liebe Grüße
Dana

Sidgrani 26.05.2014 09:33

Hei Chavali,

:)


Hei Dana,

ja, da lässt sich prächtig drüber fabulieren, ein tiefes Wasser. :)

Liebe Grüße an euch beide
Sid


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