Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 31.08.2015 12:18

Hitzewelle, Ende August
 
Die Fernen flimmern über heißen Steinen,
die Gräser sind zu dürrem Braun verschmachtet,
und selbst das Schwarz, das diese Glut umnachtet,
ist ausgetrocknet und kann nicht mehr weinen.

Die Tage torkeln auf verstaubten Beinen
die Zeit entlang, die keines Lebens achtet,
und Seelen, euch, die ihr gefeit euch dachtet,
will keine Stunde mehr erträglich scheinen.

Die Blätter welken und zu viele fallen,
als wohnte schon ein kleiner Tod in allen
und wiese schon gen Herbst das letzte Zeichen.

Und kein Verheißen mag das Bild erreichen,
verheert, gezeichnet wie von grellen Krallen,
bis nur noch Knochen in der Sonne bleichen.

Falderwald 31.08.2015 19:48

Servus Erich,

das ist ja fast ein Wüstensonett geworden, wenn man am Ende zu den ausgebleichten Knochen gelangt. :cool:;)

Ich habe das verfolgt (Wien), in Österreich herrscht seit Wochen schon eine durchgängige Hitzeperiode.
Die nächtliche Wärme macht das alles noch viel unerträglicher, vor allem, wenn auch dann kein Regen fällt, so wie in der ersten Strophe beschrieben.

Bei uns war es auch nicht wirklich kalt und heute hatten wir ebenfalls einen sehr heißen Tag, doch das ist ab morgen schon wieder vorbei.

Schön auch das Bild der fallenden und welken Blätter, das habe ich auch jüngst beobachtet und mich gefragt, ob dies nicht schon die ersten Herbstzeichen sind.

Zur letzten Strophe kann ich nur sagen, das ist Mitte der Woche vorbei und ich hoffe, dass die grellen Krallen bis dahin den Bewohnern des Mühlviertels und dem restlichen Österreich nicht das Fleisch von den Knochen getrocknet und letztere gebleicht haben (vertrocknete Wiener Würstchen :D).

Ich komme mit dem Text gut klar, einzig den Genitiv in der zweiten Zeile des zweiten Quartetts "die Zeit..., die keines Lebens achtet" bekomme ich nicht so richtig auf die Reihe.


Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Erich Kykal 31.08.2015 23:04

Hi, Faldi!

Weinen der Nacht = Regen - das hast du trefflich erkannt.

Der dich störende Genitiv ist eine ältere Form, jedoch unleugbar korrekt.

Vielen Dank für die Beschäftigung damit und das freundliche Urteil!:)

LG, eKy

Agneta 02.09.2015 08:43

ein wundervoll metaphorisches Sonett, lieber Erich, das beschreibt, was ich ebenfalls in diesem Horrorsommer empfunden habe. Es war nicht die beschwingte Sonne, die heitere Stunden verspricht, sondern hatte Tod im Gepäck. Dürre, sterbende Tiere, auch alte Menschen hatten zu kämpfen. Gekonnt und wortgewandt geschrieben. Respekt. Sowas findet man selten im netz.
LG von Agneta

Erich Kykal 13.12.2016 18:32

Hi Agneta!

Sorry, hab das damals wohl nicht mehr registriert! Danke für den Zuspruch - besser spät als nie! ;)

LG, eKy

Angelika 13.12.2016 19:03

Erich, mich bezaubert immer wieder dein Bierernst.

Angelika

Erich Kykal 13.12.2016 22:20

Hi Angelika!

In punkto "Bierernst" - leider ist mir unklar, worauf du diese Mutmaßung beziehst.

LG, eKy

Angelika 14.12.2016 05:45

Lieber Erich, das musst du doch selber sehen - du gehst aus dem Hitzegedicht eines Sommers mit "Knochen, die in der Sonne bleichen" raus. Das ist einfach zu stark. Oder siehst du das nicht so?

Angelika

Erich Kykal 14.12.2016 15:03

Hi Angelika!

Um mörderische Wüstenhitze zu verdeutlichen, finde ich kaum ein Bild zu übertrieben. ;):D Der Leser soll quasi mitschwitzen!

Zudem bleibt es ja Auslegungssache: Der eine Leser nimmt es, wie es da steht, ein anderer murmaßt vielleicht das verbale Augenzwinkern einer satirischen Überzeichnung. ;):cool::p

Bier und Ernst haben übrigens wenig miteinander zu tun, zumindest von der bereits angeheiterten Konsumentenseite aus betrachtet. Noch so ein leicht misszuverstehender Terminus ... ;):D

LG, eKy


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