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Falderwald 28.02.2016 09:49

Klassische Fehlinterpretation
 


Klassische Fehlinterpretation


Du sendest, ich empfange, reagiere,
ich sende, du empfängst und tust das Gleiche,
die Kommunikation spielt wankend Streiche,
als ob sie auf dem Hochseil balanciere.

Durchs Wörternetz, im Taktverkehr rangiere
ich Zug um Zug, doch eine falsche Weiche,
gefühlsverstellt, führt manchmal in Bereiche
von unfreiwilliger Realsatire.

Ich wäre gerne länger hier geblieben,
doch drohte ich romantisch zu ersticken,
so hat es mich am Ende fortgetrieben.

Du fordertest in allen Augenblicken
von mir, dich treu und ewiglich zu lieben.
Und ich? Ich wollte nur ein bisschen f...


Falderwald
. .. .



Erich Kykal 28.02.2016 13:14

Hi, Faldi!

Wunderbar gelungen - würde unter "Satire" auch passen!:D

Heftig-deftig das Ende, so wie (manche-viele-alle?) Männer nun mal sind - immer nur auf "das Eine" aus, und das ist eben oft nicht dasselbe "Eine" wie das der Mädels!:rolleyes:

Meine Theorie: Der Mann liebt erst NACH dem Sex, der Sex ist quasi der Katalysator, durch den die Liebe in ihm wachsen kann, wenn er das zulässt, weil er nun etwas hat, das er hüten und beschützen kann, mal ganz archaisch gesprochen - und unsere Urinstinkte ticken eben so simpel.
Der Mann denkt unbewusst: Warum soll ich ein Wesen lieben, das mich vielleicht nie erhört und "ranlässt", wie er so treflich formuliert!

Die Frau denkt gerade anders harum: Warum soll ich Gefühle an einen Kerl verschwenden, der nur Sex im Kopf hat? Ich suche den bestmöglichen Partner für meine Familie, und der muss treu und verlässlich sein!

Deshalb wollen Frauen schon VOR dem Sex Liebesschwüre hören, während der Mann erst prüfen will, ob es auch so ist, wie er erwartete, ehe er sich auch emotional bindet.;):D

Ein Kommunikationsproblem!:Aua

Sehr erheitert gelesen!:)

LG, eKy

Chavali 29.02.2016 14:12

Moin Faldi,


Fehlinterpretationen gibt es viele - aber diese hier ist wohl die klassischste :Aua
In gewohnt sicherer Manier hast du auch diese Aufgabe der Sommervögel gemeistert.

Zum Inhalt gibt es von meiner Seite nix zu sagen :p

Übrigens hat Erich insofern recht, dass das Teil auch in der Satirerubrik gut aussehen würde ;)


LG Chavali


ginTon 29.02.2016 18:00

Hi Faldi,

gefällt mir gut das Werk, habe es gerade eben entdeckt, da bei Chavalis Text
darauf hingewiesen wurde. Finde ich gut geschrieben und vor allem kommt es
mir vor als würde es inhaltlich langsam gesteigert bis zur Schlusspointe. Also,
sind es in der ersten Strophe noch Äußerlichkeiten, Gestik, Kleidung etc. pp
wird es in der zweiten Strophe schon zum beeinflussenden Wort. Wenn dann
erreicht wurde, was man wollte, wird sich von dem Gegenüber angewendet.

sehr gut beschrieben, LG gin

Agneta 29.02.2016 19:21

ja, die ewige Kluft zwischen Mann und Frau. gekonnt verreimt, lieber Falder.
LG von Agneta

Nachteule 06.03.2016 21:04

Hallo Falderwald,

die erste Strophe stört mich etwas. Sie fängt mir schon zu aufzählend an. Das könntest du m.E. auflockern, indem du "Du sendest, ich empfang und reagiere" schreiben würdest. Außerdem würde ich nach dem Vers einen Punkt statt eines Kommas setzen, um die Aufzählung zu unterbrechen.
Wenn du in Vers 2 schreibst "Und tust das Gleiche" klingt das nicht danach, dass das lD auch reagiert, sondern dass es auf die Gleiche Art und Weise reagiert, wie es das lI machen würde. Das wäre keine Sender-Empfänger-Problematik, sondern das Ziel. :D Zumindest gehe ich davon aus, dass du es verstanden haben willst, dass das lD auch reagiert. Wie auch immer.
Zitat:

als ob auf einem Seil sie balanciere.
Hier haben wir auch eine Inversion, abgesehen davon, dass ich ein "Als ob" oder "wie" in Gedichten meist unnötig finde, weil es dafür ja die Metapher gibt, die durch den Vergleich, also das "wie", aufgehoben wird. Wenn du den Vergleich beibehalten möchtest, könntest du "als ob sie auf dem Hochseil balanciere" schreiben.

Wenn nicht gibt es natürlich tausend Möglichkeiten...

Zitat:

ich Zug um Zug, doch eine falsche Weiche
gefühlsverstellt,
In meinen Augen ist das eine Inversion, die sich mit einem Komma hinter "Weiche" beheben ließe.

Am Schluss würde ich das "ficken" ausschreiben. Ist zwar ein äußerst unlyrisches Wort, aber wenn es dann doch mal vorkommen soll, dann kann es das ja auch wirklich. Ist ja eh klar, dass da nicht "fischen" oder "fergessen" steht. Zukünftig wird das Wort in diesem Forum sowieso inflationär verwendet werden...

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule

Falderwald 07.03.2016 21:12

Servus Erich,

ja, Männer sind Schweine, Farin Urlaub hat es gesungen und da ist wohl was dran. :D

Zitat:

Meine Theorie: Der Mann liebt erst NACH dem Sex, der Sex ist quasi der Katalysator, durch den die Liebe in ihm wachsen kann, wenn er das zulässt, weil er nun etwas hat, das er hüten und beschützen kann, mal ganz archaisch gesprochen - und unsere Urinstinkte ticken eben so simpel.
Der Mann denkt unbewusst: Warum soll ich ein Wesen lieben, das mich vielleicht nie erhört und "ranlässt", wie er so treflich formuliert!
Du meinst frei nach dem Motto: "Drum prüfe, was sich ewig bindet, ob sich nicht was Bessres findet"?
Na ja, da ist wohl was dran, obwohl die Realität im Laufe der Evolution eigentlich gezeigt haben sollte, dass das anfängliche Wohlwollen auch ganz schnell in Widerwillen umschlagen kann. Frauen können ja manchmal so launisch sein...:rolleyes:

Zitat:

Die Frau denkt gerade anders harum: Warum soll ich Gefühle an einen Kerl verschwenden, der nur Sex im Kopf hat? Ich suche den bestmöglichen Partner für meine Familie, und der muss treu und verlässlich sein!

Deshalb wollen Frauen schon VOR dem Sex Liebesschwüre hören, während der Mann erst prüfen will, ob es auch so ist, wie er erwartete, ehe er sich auch emotional bindet.;):D
Das war ein guter Trick der Evolution, der aber eben immer wieder für Zündstoff gesorgt hat.
Und das haben natürlich nicht nur wir beide erfahren, diese Erkenntnis ist schon älter und fast perfekt wird sie hier ausgedrückt:

Zitat aus "Paradise By The Dashboard Light" von Meat Love:

[Girl:]
"Stop right there
I gotta know right now
Before we go any further

Do you love me?
Will you love me forever?
Do you need me?
Will you never leave me?
Will you make me so happy
For the rest of my life?
Will you take me away
And will you make me your wife?"

[Boy:]
"Let me sleep on it
Baby, baby, let me sleep on it
Let me sleep on it
And I'll give you an answer in the morning"


Zitat:

Ein Kommunikationsproblem!:Aua
Eben, oder eine klassische Fehlinterpretation. ;)


Danke für deine erheiternden Gedanken zum Thema...:)


Hi Chavi,

ja, wir mussten uns ja was einfallen lassen und ich dachte, da käme mal wieder ein kleines Sonett gerade recht.

Ich freue mich, dass es dir gefallen hat und du die aufgabe als erfüllt ansiehst.

Vielen Dank für deinen Kommi...:)


Hi gin,

ha, angelockt durch Chavis Text, finde ich gut...:)

Du liegst ganz richtig, ich habe versucht, das Strophe für Strophe etwas zu steigern. Ich wollte auch, dass es in den beiden Quartetten noch nicht ersichtlich wird, wo die Reise eigentlich hingehen soll.
Das scheint mir ja dann auch gelungen zu sein.
Na gut, der Witz ist vielleicht ein bisschen platt, aber darum nicht minder wahr.

Danke für deine Antwort...:)


Hi Agneta,

tja, man tut, was man kann, um die Kluft zwischen Mann und Frau zu überbrücken. So ein erklärtes Missverständnis kann vielleicht einmal ganz hilfreich sein. ;)

Hab Dank für deinen Kommi...:)


Hallo Nachteule,

die Aufzählproblematik lasse ich mir noch mal durch den Kopf gehen.

Mit dem Begriff "das Gleiche" hatte ich eigentlich gedacht, diesem Einwand aus dem Wege gehen zu können.
Denn es ist ja nicht dasselbe, nur das Gleiche auf die individuelle Art und Weise. Jeder tut das für sich und deutet das auch für sich. ich denke noch einmal drüber nach.

Den Vorschlag mit dem "Hochseil" übernehme ich, denn ich war mir der Inversion an dieser Stelle durchaus bewusst, obwohl es m. E. nur eine marginale ist. Aber so bekommen wir sie weg.

Das Komma hinter Weiche übernehme ich auch, daran hatte ich nämlich auch schon beim Schreiben gedacht, es dann aber wieder verworfen.
Aber du bestätigst das jetzt noch einmal und deswegen wird es gesetzt.

Wenn das böse F-Wort zukünftig sowieso inflationäre Verwendung finden wird (;)), dann lassen wir das mal so, da ja jeder eh weiß, was hier stehen soll. ;)

Danke für die kritische Auseinandersetzung und die Vorschläge, von denen ich ja auch einen ganzen Teil umgesetzt habe...:)


Schön, dass ihr da wart, ich habe mich gefreut...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Dana 27.03.2016 21:08

Lieber Faldi,

ja, Männer sind Schweine und ich Ferkel (ich weiß, das sind Kinder von Schweinen:D) kommentiere.:cool:
Ein sehr witziges Gedicht über die anderen Männer.:D
Ein Glück, dass es die anderen Frauen so gar nicht gibt.:cool:
Wenn es die gäbe, landeten alle Gedichte von Männern in der Trauerrubrik, oder?

Spaß beiseite: Gekonnt umgesetzt!!!:Blume::Blume::Blume:

Liebe Grüße
Dana

Falderwald 13.04.2016 19:05

Liebe Dana,

tja, was soll ich dazu sagen?
So ist es nun mal eben im Leben. Da sind die Schweine und die Ferkel, die es lesen und kommentieren…:D:D:D

Ob der Text anderen Männern gilt, bleibt lediglich spekulativ, aber du hast ganz recht, das ist ein Trauerspiel – zumindest aus Sicht der Frauen.

Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema. .. .:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald




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